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Jagablut

Jagablut

Titel: Jagablut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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Gras und feuchter Erde. Im
Frühjahr wäre Assia groß genug, um mich beim Laufen zu begleiten. Es würde Spaß
machen, mit der Hündin unterwegs zu sein. Und in Alpbach störte sich niemand an
einem Deutsch-Drahthaar in einer Arztpraxis.
    Der Wiener Adventmarkt mit dem Kunstschnee auf den Dächern der Holzbuden
und der gezuckerte Punsch kamen mir schon gar nicht mehr so verlockend vor. Und
wer aß schon guten Gewissens Importfisch? Nach der letzten Weihnachtsparty
hatte ich grauenvolle Kopfschmerzen gehabt.
    Ich schaute zu Raudaschl hoch. »Vielen Dank für den Hund.«
    Wieder fingen ein paar Leute im Wartezimmer zu klatschen an. Alois Rotter
hob die Schnapsflasche, als wollte er mir zuprosten.
    »Aber die Jagdprüfung könnt ihr vergessen. Das bin ich nicht.« Wochenlang
hatte ich einen Mörder gejagt, aber das machte mich doch nicht zur geborenen
Jägerin. Auch wenn sich in die Erleichterung, ihn am Ende zur Strecke gebracht
zu haben, ein wenig Stolz mischte.
    »Sind S’ da ganz sicher?« Raudaschls Augen unter der Hutkrempe
glitzerten.
    Ich nickte.
    »Na gut.« Er rollte den Pullover zusammen und steckte ihn unter den Arm.
»Also dann.« Er ging zum Ausgang. An der Tür, die Klinke schon in der Hand,
drehte er sich um. Assia knurrte im Schlaf und sträubte das Nackenfell.
Raudaschl ließ mich nicht aus den Augen. Sein Blick glich dem von Vinzenz und
Hansi Steiner: abwartend, geduldig und sich des Sieges gewiss. Auf einmal
erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht. »Das Anmeldeformular liegt bei der
Miri. Sie müssen’s nur noch unterschreiben und es nachher dem Vickerl
mitgeben.« Als er die Tür öffnete, fuhr ein kalter Luftzug herein. Die
Auerhahnfedern an seinem Hut spreizten sich. Dann war er weg.
    »Können wir mit der Sprechstunde anfangen?« Miranda schwenkte ihren Korb
hin und her.
    »Gleich.« Ich ging zu ihr hinüber und legte den schlafenden Welpen auf
das karierte Kissen. »Den ersten Patienten in zehn Minuten, bitte. Ich muss
noch telefonieren.«
    Das Gespräch mit meinem Vater würde nicht lange dauern. Im Grunde genügte
ein einziger Satz. Der Buschdoktor bleibt bei den
Eingeborenen.

Nachwort
     
    Diesem Roman liegt ein echter Kriminalfall zugrunde. Im
Herbst 1923 fand in der Nähe von Windischgarsten in Österreich der sogenannte
Kampf auf der Mayralm statt. Dabei wurde sowohl ein Jäger als auch ein Wilderer
getötet. Letzterer durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe. Die Umstände
seines Todes konnten nie geklärt werden, aber Gerüchte besagen, dass er von
seinen Kameraden erschossen wurde.
     
    Grundlage der Recherchen zu diesem Buch und dem
interessierten Leser empfohlen sind:
    Girtler, Roland, Wilderer. Rebellen in den Bergen, Böhlau,
Wien 1998.
    Schindler, Norbert, Wilderer im Zeitalter der Französischen
Revolution. Ein Kapitel alpiner Sozialgeschichte, C.H.  Beck, München 2001.
     
    Ines Eberl-Calic, Jänner 2012

Stefan König
    GLETSCHERKALT
    Alpen Krimi
    ISBN 978-3-86358-093-3

Leseprobe zu Stefan König,
GLETSCHERKALT
:
    Eine alte Geschichte
    Regen war angesagt. Regen in den
Tälern, Schneefall in den Hochlagen über zweitausend Metern.
    Dass es in den Bergen auch Ende September schon
schneite, war so ungewöhnlich nicht. Oft hüllte ein Vorbote des Winters die
Felsen, Wälder, Weiden und Wege in dichtes Weiß, ehe dann ein milder Herbst
alles noch einmal abschmolz und ausapern ließ. Die Menschen, die in Tirol
lebten, ließen sich von der Nässe und dem frühen Schnee nicht deprimieren: Sie
lebten schließlich in der Hoffnung, dass der Sommer noch nicht gänzlich zu Ende
sein würde.
    Am Brennerpass hatte Reinhold Spiss seine
blutjunge Begleiterin mit dem Schirm vom Wagen zur öffentlichen Toilette
geleitet, die nasse Kälte war durch sein Jackett und das Hemd bis auf seine
Haut und noch tiefer in ihn hineingekrochen. Ihn fröstelte fürchterlich während
der paar Minuten, da er vor dem Klo stand. Im Licht der Scheinwerfer am
Grenzübergang flirrte der Regen. Einen Moment lang beneidete er die
italienischen Zollbeamten, die ihren stumpfsinnigen Dienst wenigstens in dicken
Anoraks ableisten konnten. Und er hatte fast Mitleid mit Carla: Sie trug keine
Strumpfhose, und ihr Mini reichte nicht einmal bis zur Mitte ihrer
Oberschenkel.
    Carla, dachte er, süßes, kleines Biest, du wirst
dich verdammt erkälten, wenn wir nicht schnell wieder wegkommen von hier. Der
Brennerpass ist nicht das Richtige für ein Mädchen, das fast nichts anhat.
Nicht bei diesem Sauwetter.
    Er schaute

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