Jagd auf eine Bestie 1. Teil: Thriller (German Edition)
Ausstellung einiger sehr kostbarer Gemälde aus dem Barock. Überwiegend handelte es sich um Werke von Rubens, Rembrandt und Caravaggio. Bilder von unschätzbarem Wert, deren Eigentümer Conte Donatello Vigiani hieß.
Der Mann, der jetzt die Ausstellung erreicht hatte, sah sich in aller Ruhe um und widmete sich mit scheinbar großem Sachverstand den einzelnen Bildern. Er war ungefähr 1,90 Meter groß und von athletischer Statur. Mit seinen fast einhundert Kilogramm, die selbst unter dem Anzug muskulös erschienen, hob er sich vollkommen von den sonstigen Besuchern der Ausstellung ab. Als er sich langsam umwandte, um zu einem gegenüberliegenden Bild zu gehen, erkannte man sein Gesicht. Sehr verändert allerdings. Er trug einen schmalen Oberlippenbart, und die schwarzen, nackenlangen Haare waren mit reichlich Pomade streng nach hinten gekämmt. Auf seiner Nase saß eine ziemlich snobistische Brille, bei der sich auf der rechten Seite eine kleine, klappbare Lupe befand. Dem Kenner fiel wohl sofort auf, dass der dunkle Designer-Anzug, den er trug, genau wie auch die übrige Kleidung, ein kleines Vermögen gekostet haben musste. All diese Sachen stammten allerdings aus der Asservatenkammer des BKA Meckenheim und der Mann, der dort wie ein verschrobener Kunstliebhaber von einem Gemälde zum anderen ging, war niemand anderes als Hauptkommissar Marcus Kerner. Scheinbar an nichts anderem als an den faszinierenden Bildern interessiert, wandelte er durch die Ausstellung. Aus den Augenwinkeln jedoch beobachtete er sein Umfeld sehr genau. Schnell war ihm klar, dass die Ausstellung unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen ablief. Sowohl Leute eines privaten Sicherheitsunternehmens als auch Angestellte des Museums waren überall in der Ausstellung präsent.
Nach Kerners groben Schätzungen, die er aufgrund seiner intensiven Recherchen der letzten Tage anstellen konnte, betrug der Wert dieser Ausstellung mehrere Hundert Millionen Euro. Er bemerkte, wie sich die Augen der Besucher einem Seitengang zuwandten, den er im Moment noch nicht einsehen konnte. Dort heraus kam, begleitet von zwei Bodyguards, eine Frau, welche die ganze Ausstellung für einen Moment fast in Vergessenheit geraten ließ. Ihre langen schwarzen Haare umspielten ein makellos schönes Gesicht, in dem zwei bernsteinfarbene Augen wie Sterne funkelten. Es war die Contessa Bice de Vigiani. Freundlich, nach allen Seiten lächelnd, ging sie zu einem kleinen Pult an der Seite. Die beiden Bodyguards, die Kerner sofort als sehr gefährlich einstufte, blieben dabei dicht an ihrer Seite. Nach ein paar Worten zur Begrüßung hielt die Contessa eine Rede über die Maler der Ausstellung und Malerei im Barock im Allgemeinen. Kerner war regelrecht verzaubert von der Anmut dieser Frau. Gleichzeitig fragte er sich, ob es möglich war, dass ein solches Wesen etwas mit den furchtbaren Dingen zu tun haben konnte, derentwegen er hier war und ermittelte.
Als Bice de Vigiani mit ihren Ausführungen fertig war, fügte sie an, dass sie sich innerhalb der nächsten drei Stunden in der Ausstellung befinden würde, um gerne alle Fragen des Publikums zu beantworten. Sofort drängten sich einige der Fachbesucher um sie herum. Kerner ließ sich Zeit. Er wollte bei dem, was er vorhatte, nicht Gefahr laufen, ständig von anderen Besuchern gestört zu werden. Also streifte er weiterhin gemächlich von Bild zu Bild, bemerkte aber sehr wohl die sporadischen Blicke der Contessa, der die Anwesenheit des auffälligen Besuchers nicht entgangen war.
Kerner schmunzelte in sich hinein. Es kam ihm entgegen, dass er scheinbar schon ins Auge gefallen war. Allerdings wusste er nicht, ob er wirklich bei dieser Frau auf das stoßen wollte, was er suchte. Er hörte sie sprechen, sah ihr Gesicht und ihre Augen, nahm jede noch so kleine Geste von ihr wahr, und zunehmend drängte ihn seine Menschenkenntnis zu der Überzeugung, dass dieses bezaubernde Wesen nichts mit den abscheulichen Verbrechen in seinem Fall zu tun haben konnte. Aber vielleicht irrte er sich auch nur gewaltig? Als nach einiger Zeit der Strom der Interessierten, der sich um die Contessa geschart hatte, endlich abnahm, trafen sich ihre Blicke. Kerner fühlte sich einen Moment lang wie vom Blitz getroffen. Schnell aber gewann der kühle Kopf in ihm wieder die Oberhand. Geradewegs ging er auf die Contessa zu. Er bemerkte, wie die beiden Bodyguards ihn von oben bis unten musterten, und bemühte sich, so harmlos wie nur irgendwie
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