Jagd auf eine Bestie 2. Teil: Thriller (German Edition)
an. »Verpflichtungen ... so, so. Ich verstehe. Unsere überaus geschäftstüchtige Madame de Man. Wirklich ausgebufft die Lady.«
Ragusa sah verwirrt zwischen Guiseppe und dem Conte hin und her. Er verstand nicht, und es machte auch keiner der beiden Anstalten, ihm in dieser Sache irgendetwas zu erklären. Ferruccios Blick wurde eisig. »Ein wirklich sehr vielseitiger Mensch, dieser Kriminalrat Marquart. Abschaum, aber manchmal eben überaus nützlich. Er bekommt fünfundzwanzigtausend. Keinen Cent mehr, bis er die Sache zum Abschluss gebracht hat. Ragusa, Sie werden einen Mann nach Bonn schicken. Er soll dort in unserer Pizzeria ein Treffen mit Kriminalrat Marquart vereinbaren und ihm das Geld geben. Noch etwas. Er soll ihm klarmachen, dass es nicht gut für ihn wäre, wenn dieser Herzog noch lange am Leben bleibt. Er soll es ihm deutlich klar machen. Das war dann wohl alles für den Moment.«
Ragusa und Guiseppe nickten. Nachdem der Conte die von Ragusa vorbereiteten Vollmachten unterschrieben hatte, verabschiedete sich der Advokato und verließ die Suite wieder. Ferruccio griff zum Telefon und orderte seinen Wagen zum Eingang des Hotels. Er war unterwegs zu einem Treffen mit den Mitgliedern der Loge. Heute würden sie zum ersten Male alle gemeinsam dort stehen , wo damals vor Kriegsende der Eingang zu dem Tunnelsystem verschlossen wurde. Über sechzig Jahre war es her, dass Himmler das Gold dort versteckt hatte. Es war soweit. Die Bergungsaktion konnte anlaufen.
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Der Mann mit dem Narbengesicht trat aus dem Aufzug. Er befand sich in dem Trakt des Krankenhauses, wo Kriminalrat Herzog noch immer unverändert im Koma lag. Herzog hatte nach dem Unfall eine schwere Schädelverletzung sowie zahlreiche Knochenbrüche und innere Blutungen davongetragen.
Nach wie vor war es ein Ringen mit dem Tod und niemand konnte bisher sagen, wie dieser Kampf enden würde. Der Mann sah sich kurz um und ging dann in Richtung der Schleuse, die zur Intensivstation führte. Es war Merten, einer der beiden Kommissare aus Marquarts Abteilung. Er war gekommen, um endgültig Herzogs letztes Kapitel zu schreiben. Er ging den Flur der Station hinunter. An dessen Ende sah er schon einen Kollegen aus dem BKA vor einer Tür auf einem Stuhl sitzen. Auf dem Weg winkte er ihm zu. »Hallo Henrich. Du hast Feierabend. Ich übernehme die Nachtschicht.« Steif erhob sich der Angesprochene von seinem Stuhl und legte die Zeitung, die er gerade gelese n hatte, darauf ab. »Gut, dass Du kommst. Ich konnte die Augen kaum noch aufhalten. Der Job hier ist ätzend. Du sitzt den ganzen Tag hier auf deinem Arsch rum und kannst höchstens mal drei Schritte den Flur rauf und runter spazieren, weil du ja diese scheiß Tür nicht aus den Augen lassen darfst.« Merten verzog sein Gesicht. »Ja, ich weiß. Mir graut auch schon davor. Nachts ist hier ja fast überhaupt keiner mehr. Man kann noch nicht mal mit irgendwem ein paar Worte wechseln. Na ja, was soll's. Du hast es jedenfalls für heute geschafft. Wie geht es eigentlich Herzog? Haben die Ärzte etwas gesagt?« Henrich schüttelte den Kopf. »Nein, alles unverändert, aber der Alte ist ein zäher Knochen. Ich hoffe, er schafft es. Es gibt Schlimmere als ihn im BKA.« Henrich grinste Merten vielsagend an.
Es war klar, dass er Mertens Chef, Kriminalrat Marquart, meinte. Merten winkte ab. »Kann man sich halt nicht aussuchen.« Henrich verabschiedete sich von Merten und ließ ihn allein auf dem Flur. Eine Ärztin kam aus der Tür des Zimmers heraus, welches schräg gegenüberlag. Sie grüßte Merten kurz und verschwand dann ebenfalls hinter Henrich durch die Schleuse. Jetzt war es totenstill auf dem Flur. Nur das leise, kaum wahrnehmbare Zirpen einer defekten Neonröhre war noch da. Merten drehte sich um und öffnete langsam die Tür zu Herzogs Zimmer. Dann ging er hinein. Nur eine kleine Notbeleuchtung war eingeschaltet , und von draußen fiel der schwache Mondschein auf das Bett, in dem Herzog immer noch an die Apparaturen angeschlossen war. Merten hielt einen Moment lang inne. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er sich um. Mit einem hässlichen Grinsen näherte er sich dem Bett und sah auf den Mann herunter, der dort hilflos vor ihm im Bett lag. Das leise Zischen der Herz-Lungenmaschine war, wie seit Tagen schon, das einzige Geräusch im Raum. Von einer Flasche über dem Bett führte ein Schlauch direkt zu einer Vene in Herzogs linkem Arm. Merten betrachtete den Schlauch.
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