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Jagd auf Jesse James

Jagd auf Jesse James

Titel: Jagd auf Jesse James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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neben die Kutsche.
    »Runter vom Wagen!«, brummte der Mann, der an ihrer Seite stand.
    Ohne ein Widerwort raffte Jona die Röcke und kletterte vom Bock. Dabei blieb sie an einem Nagel hängen und riss sich einen Dreiangel in den Rock.
    »Wir sind arme Leute«, sagte Uncle Tom zu dem Mann mit dem rauchenden Gewehr. »Bei uns ist nichts zu holen. Ihr könnt euch überzeugen.«
    Der Blick des Maskierten huschte flüchtig über die Kutsche.
    »Wir sind auf dem Weg ins Buchanan County, um uns nach Arbeit umzusehen«, fuhr Uncle Tom fort. »Etwas Wertvolles haben wir nicht. Ganz ehrlich.«
    Der Outlaw schlug ihn mit dem Gewehrkolben zu Boden.
    »Uncle Tom!« Jona wollte zu ihm, aber der andere Bandit packte sie am Kragen und zwang sie mit vorgehaltener Waffe auf die Knie.
    »So bleibst du sitzen, bis ich dir sage, du sollst aufstehen! Ist das klar?« Die Stimme des Mannes klang unnatürlich, als ob er sie absichtlich verstellte.
    »Ja, alles klar.« Jona sprach ein stummes Gebet.
    Der Mann, der sie gestoßen hatte, stieg auf den Fahrersitz. Sein Kumpan sprang von der anderen Seite auf. Jona hob den Blick und sah, wie einer der Desperados ihr Gepäck durchwühlte, während der andere nach den Zügeln griff und die Pferde zum Weiterlaufen anspornte.
    Sie schluckte schwer. Wenn die Schurken ihren fahrbaren Untersatz stahlen, waren sie aufgeschmissen. Auf dem Wagen lag alles, was sie besaßen. Der Proviant, das Wasser, die persönliche Dinge, die sie mit sich führten. Einfach alles.
    »Das dürft ihr nicht tun!«, rief sie verzweifelt. »Was soll aus uns werden?«
    Von ausgelassenem Hohngelächter begleitet, entfernte sich der Wagen. Jona stemmte sich in die Höhe, rannte ein paar Schritte und schrie, dass sie anhalten sollten.
    Der Beifahrer legte das Gewehr an, zielte und feuerte einen Schuss ab. Die Kugel bohrte sich dicht vor Jonas Fußspitzen in den Sand. Der aufspritzende Sand flog ihr bis ins Gesicht. Ernüchtert blieb sie stehen.
    »Jona!«, ächzte es hinter ihr. »Mein Gott, Jona, bring diese Kerle nicht zum Äußersten!«
    Verzweifelt blickte Jona dem davonrollenden Wagen hinterher. Dann wandte sie sich um und sah, wie ihr Begleiter sich mühselig aufrichtete.
    »Diese Schweine«, keuchte er. »Diese verdammten Schweine!«
    »Sie haben uns alles genommen, was wir hatten«, flüsterte Jona.
    Schweren Schrittes tappte sie zu Uncle Tom, und als er einen Arm um ihre Schulter legte, schossen ihr die Tränen in die Augen. Jona hatte keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte.
    Uncle Tom sagte: »Es hilft nichts, du musst zu deinem Vater zurück.«
    ***
    »Ich suche einen weißen Mann«, sagte die Comanchin Pohawe zu dem Graukopf, der hinter dem Empfangspult in einem Buch blätterte. »Sein Name ist Lassiter.«
    Der Hotelangestellte blickte auf – und schrak zusammen, als sähe er gerade in das Gesicht seines Doppelgängers.
    »Lassiter«, wiederholte Pohawe, die glaubte, er hätte sie nicht verstanden.
    Der Grauhaarige rang um Fassung. Seine buschigen Brauen hüpften wild auf und ab, und seine Nase krauste sich, als hätte er bei einem Galadiner ein verfaultes Stück Fleisch auf seinem Teller entdeckt.
    Pohawe blieb gelassen. Reaktionen wie die des Portiers waren kein Neuland für sie. Manche übers Wasser Gekommene hatten völlig verrückte Vorstellungen. Sie klammerten sich an die Vorstellung, dass Eingeborene nicht nach Amerika gehörten.
    Es war früher Nachmittag, und das Hotel Excelsior war die erste Adresse in St. Joseph. Pohawe ging davon aus, dass Lassiter hier Quartier bezogen hatte. Ein Mann, der mit einem reichen Hausbesitzer wie Don Miles bekannt war, würde bestimmt nicht in einer billigen Absteige wohnen.
    Endlich fand der Graukopf seine Sprache wieder. »Was zum Teufel willst du hier?«, brüllte er sie an. »Und wer hat dich eigentlich hereingelassen?«
    »Ich suche einen Mann, der Lassiter heißt«, antwortete sie.
    Der Portier lief rot an. »Mach, dass du rauskommst! Aber ganz schnell!«
    »Ich gehe, sobald ich weiß, ob Lassiter hier wohnt.«
    Der Mann klammerte sich an das Pult, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Sein Atem ging stoßweise, und auf seiner wulstigen Stirn zeigten sich Schweißperlen.
    »Raus, oder … oder es gibt ein Unglück!«
    Pohawe verstand die Aufregung nicht. Sie hatte dem Wüterich nichts getan und war nur hier, um ihm eine einfache Frage zu stellen. Er brauchte doch nur zu sagen, ob es im Hotel einen Gast namens Lassiter gab oder nicht. Doch er zog es vor, sich wie

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