Jagd auf Jesse James
ein angeschossener Puma zu gebärden.
Am Rand ihres Sichtfeldes gewahrte Pohawe, dass aus dem Hintergrund zwei Halbwüchsige mit silberfarbenen Mützen auf die Rezeption zueilten.
»Schafft mir diese … dieses rote Ding aus den Augen«, schnappte der Portier.
Die Lakaien waren einen guten Kopf kleiner als die hochgewachsene Comanchin. Unschlüssig blieben sie neben ihr stehen.
»Worauf wartet ihr?« Der Graukopf schäumte vor Wut. »Wollt ihr eine schriftliche Einladung?«
Die Jungen bauten sich links und rechts neben Pohawe auf. »Kommen Sie, Ma’am«, sagte der Linke. »Der Chef möchte Sie hier nicht sehen. Wir begleiten Sie hinaus.«
»Ich suche nach einem Mann namens Lassiter«, sagte sie zu ihm.
Statt zu antworten, griffen die Jungen nach ihren Ellbogen. Mit einer zackigen Bewegung schüttelte Pohawe die zudringlichen Lakaien ab. Ihr wurde klar, dass sie im Hotel wohl keine Antwort auf ihre Frage bekommen würde.
Sie machte kehrt und ging ohne Eile zum Ausgang. Dicht hinter sich hörte sie die Schritte der Hotelboys scharren. An der Pendeltür angelangt, wandte sie sich noch einmal um.
Der Junge, der sie mit »Ma’am« angesprochen hatte, hob bedauernd eine Schulter. »Wir müssen tun, was der Chef sagt«, sagte er leise. »Persönlich haben wir nichts gegen Sie.«
»Kennt einer von euch einen Mr. Lassiter?«, fragte sie ebenso leise.
Die Jungen warfen sich einen kurzen Blick zu.
»Nein, Ma’am«, sagte der Höfliche und hielt ihr die Tür auf. »Ein Gast, der so heißt, wohnt nicht im Excelsior. Wenn er es täte, würde ich’s Ihnen sagen.«
Pohawe schenkte dem Boy einen freundlichen Augenaufschlag. Mehr hatte sie nicht wissen wollen.
Im nächsten Augenblick stand sie draußen auf der Veranda des Hotels. Die Sonne blendete, und sie beschattete ihre Augen, während sie nach den Schildern der anderen Hotels Ausschau hielt. Womöglich hatte der Mann, von dem sie sich ein Kind wünschte, doch nicht das vornehmste Haus in der Stadt als Domizil gewählt. Ebenso möglich war es, dass er sich noch nicht in St. Joseph befand. Vermutlich war er aufgehalten worden.
Das Wiehern ihres Mustangs riss sie aus den Gedanken.
Sie wandte sich um. Eine Gruppe junger Männer hatte sich um den Zügelholm geschart, an dem ihr Pferd angeleint war. Ein lang aufgeschossener Bursche, der eine Klappe über dem linken Auge trug, versuchte gerade, sich auf den Rücken des Ponys zu schwingen. Aber das Pferd stand nicht still, und jegliche Aufsitzversuche schlugen fehl.
»Verdammtes Mistvieh!«, brüllte das Einauge.
»Gib ihm die Peitsche zu schmecken, Johnny!«, rief einer seiner Kumpane. »Los! Mach dem räudigen Indsmengaul Licht an die Hacken!«
Pohawe verließ den Bohlensteig und ging langsam auf das Haltegeländer zu. Die Burschen sahen sie kommen, und blitzschnell verstellten ihr zwei von ihnen den Weg.
»Das ist mein Pferd«, sagte sie ruhig.
Die beiden Wegelagerer grinsten dümmlich.
»Das ist mein Pferd«, ahmte einer ihre Stimme nach.
»Mach deine Augen zu, Rothaut, dann siehst du, was dir gehört!« Der zweite Bursche legte herausfordernd eine Hand auf sein Holster.
Plötzlich erzitterte die Luft unter einem Peitschenknall. Der Bursche, der aufsitzen wollte, lachte gehässig. Er ließ eine große Peitsche mit Metallstücken in den Schnüren über seinem Kopf kreisen.
»Jetzt geht’s dir an den Kragen, du dämlicher Klepper!«, schrie er das Pferd an.
Pohawe sah, wie der Quälgeist ausholte, um ihr Pony brutal zu züchtigen. Auf dem Bohlenweg vor den Hausfassaden blieben einige Passanten stehen. Mit sichtlicher Spannung warteten sie, wie sich die Dinge entwickelten.
Die Comanchin stieß einen kurzen Pfiff aus.
Auf einmal passierten mehrere Dinge zugleich, in blitzschneller Abfolge. Während der Bursche die Peitsche schwang, zerriss der Mustang mit einer ruckartigen Kopfbewegung das Halteseil. Gleichzeitig schlug das Tier nach hinten aus. Der Huf traf einen der Burschen, die Pohawe den Weg blockierten, in den Rücken. Der Getroffene flog wie eine Puppe durch die Luft und krachte bäuchlings auf die Straße. In der allgemeinen Verwirrung wandte sich das Pferd seiner Herrin zu, die sprungbereit in den Knien federte.
Die umstehenden Gaffer wichen erschrocken zurück.
Pohawe riss die Arme vor, um sich an der Mähne auf das Pony zu hieven. Doch einer der Wegelagerer gab ihr von hinten einen Stoß gegen die Schulter. Die Indianerin geriet aus der Balance und stürzte zu Boden.
Das Pony sprang über
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