Jagd auf Mrs. Pollifax
notwendig?«
Carstairs lächelte ihn freundlich an. »Natürlich, um zu erfahren, was sie an Ubangiba so interessiert.«
»Sie meinen wohl eher, was Sie so interessiert«, erwiderte Bishop knapp. »Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es wirklich nicht. Haben Sie denn einen bestimmten Verdacht?«
Carstairs Gesicht wurde ernst. »Ich weiß es nicht, Bishop, ehrlich, aber diese leeren Seiten in Bidwells privatem Terminkalender geben mir zu denken, sie gehen mir einfach nicht aus dem Kopf. Ein Terminkalender, der in seiner Schreibtischlade weggeschlossen und deshalb zweifellos nicht für andere Augen gedacht ist, das nehme ich zumindest an, ja, das macht mir zu schaffen. Dazu wurde dieser Mann entführt, und man verlangt Lösegeld in unglaublicher Höhe für ihn. Warum ausgerechnet Bidwell?«
»In Fortune stand voriges Jahr ein Bericht über ihn«, erinnerte ihn Bishop. »Daraus ging deutlich genug hervor, wie reich er ist. Ein Milliardär, wenn ich mich recht entsinne. Reich genug, jedenfalls, wage mutige Spinner zu verlocken.«
»Warum hat man ihn dann nicht gleich vergangenes Jahr gekidnappt? Niemand hat irgendwelche Geheimnisse in seinem Leben ausgegraben, und doch schrieb er keine Namen auf diese Seiten, keine Termine, keinerlei Hinweise - und jetzt hat man ihn entführt. Ich hoffe, daß Ihre Reise nach New York das alles aufklärt, damit es mir nicht länger im Kopf herumspukt.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Sie müssen sich beeilen, wenn Sie den Flieger noch erreichen wollen! - Ah, da ist Helga ja schon«, murmelte er, als Bishops Sekretärin durch die Tür kam. »Beeilen Sie sich!« drängte er seinen Assistenten. »Gehen Sie subtil vor und taktvoll. Helga, übernehmen Sie hier. Heute ist der Teufel los!«
»Das ist mir nicht entgangen«, sagte sie bescheiden. Sie ging zu Bishops Schreibtisch und räumte als erstes die leeren Kaffeetassen weg.
Carstairs ging in sein Büro weiter, wo sich bereits die neuesten Meldungen und sonstiger Papierkram auf seinem Schreibtisch zu häufen begannen. Sein Mann im Krankenhaus von Ellsworth in Maine berichtete, daß Laszlo aus der Intensivstation in ein Privatzimmer verlegt worden sei, aber sein Zustand es noch nicht zuließe, daß er nach Boston zu einem Spezialisten gebracht werden könne. Die Wachen im Krankenhaus hatten nichts Verdächtiges bemerkt, niemand hatte versucht, sich dem Patienten zu nähern. Die Möglichkeit besteht also immer noch, daß Laszlo durch Zufall das Opfer einer Messerstecherei geworden ist, dachte Carstairs, daß womöglich irgendein einheimisches Bürschchen im Drogenrausch seine Männlichkeit unter Beweis hatte stellen wollen ... Ein wenig erleichtert wandte er sich dem Routinepapierkram zu, der tagtäglich erledigt werden mußte, und rief Helga herein, um ihr Notizen und Berichte zu diktieren.
Er war gerade mit seinem Lunch am Schreibtisch fertig, als Bishop aus New York anrief.
»Also, was ist?« fragte Carstairs brummig. »Hat ClayborneOsborne Plutonium in Ubangiba gefunden? Eine ergiebige Goldader oder vielleicht Erdöl?«
Bishop antwortete nicht sofort, und Carstairs knirschte mit den Zähnen. »Was ist?« fragte er scharf.
»ClayborneOsborne International«, antwortete Bishop endlich, »hat noch nie von Ubangiba gehört. Ich mußte dem Big Boß auf der Karte zeigen, wo dieses Land überhaupt ist.«
»Glauben Sie ihm?« fragte Carstairs rasch.
»Er müßte Kandidat für den Titel Meisterlügner sein, wenn er nicht die Wahrheit gesagt hat«, erwiderte Bishop. »Meine Frage verwunderte ihn ohne Zweifel. Als ich ihm trotzdem keine Ruhe ließ, rief er ein paar Mitarbeiter, die offensichtlich genauso verblüfft waren.«
»Und?«
»Als ich ging, hielt ich kurz bei Bidwells Sekretärin an und fragte auch sie. Sie hatte nie gehört, daß Bidwell oder sonst jemand in der Firma Ubangiba je auch nur erwähnte, aber zumindest liest sie Zeitung und wußte von dem Land.«
»Es wird immer verwirrender«, murmelte Carstairs. »Gute Arbeit, Bishop. Ich würde Ihnen ja einen schönen Tag bei den Fleischtöpfen der großen Stadt gönnen, aber Sie werden hier gebraucht. Kommen Sie zurück.«
»Jawohl, Sir. Übrigens rufe ich aus einem Cafe an, wo der Fernseher läuft. Bidwells Frau war eben zu sehen. Sie flehte die Entführer an, ihren Mann frei zu lassen.«
»Wie ist sie?« erkundigte sich Carstairs müßig.
»Sehr gepflegt, sehr vornehm, Sprache, wie sie nur in höheren Töchterpensionaten gelehrt wurde. Ich glaube nicht, daß irgendwas in
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