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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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suchte nach Worten. Ihr wurde bewußt, daß sie bisher an nichts anderes gedacht hatte, als diesen Chigi-Schrot-VerwertungsLeuten zu entkommen. Was hatte sie denn erwartet? »Ich nahm an, daß ich morgen nach Hause zurückkehren kann. Selbst Kadi könnte jetzt nach New York zu ihrer Kunstakademie zurückkehren. Zumindest«, fügte sie zweifelnd hinzu, »könnten sie sie dorthin nicht zurückverfolgen. Glaube ich.«
» Glauben Sie«, spöttelte er.
»Ich bin müde«, gestand sie. »Es war ein sehr langer Tag. Ich muß mich gleich in der Früh mit... na gut, mit Willies reichem Onkel wegen Hilfe für Kadi in Verbindung setzen. Sie haben doch ein Telefon?«
»Ja, man hat uns ans Ortsnetz angeschlossen. Schließlich sind wir ein Unternehmen.«
»Sie sagten, es gab einen Unfall?«
Er nickte. Im Schein der Schreibtischlampe glänzte seine Haut wie poliertes Holz, und wenn er redete, war die Lücke zwischen seinen zwei mittleren Schneidezähnen zu sehen.
Diese Einzelheiten registrierte sie aus Gewohnheit, genau wie Willie - das entging ihr nicht - sich bemühte, in ihrem Gesicht zu lesen, um herauszufinden, wer und was sie war. »Ja«, antwortete er. »Das Opfer ist Laszlo, der zu seinem Schutz hierhergeschickt wurde - genau wie Sie und das Mädchen.«
»Sehr berechnend ins Schwarze getroffen!«
Plötzlich lächelte er, und da wurde ihr bewußt, daß sie ihn vielleicht sogar mögen könnte.
Er beugte sich über den Schreibtisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Also, hören Sie zu ... Kurz nach Mitternacht schrie jemand ›He, Rube‹ ... das ist«, erklärte er, als er ihren verständnislosen Blick bemerkte, »auf jedem Rummel das Signal, daß es Schwierigkeiten gibt. Wie alle übrigen nahm auch Laszlo eine Zeltstange und eilte zu den anderen ans Tor. Und das«, sagte er düster, »nutzte jemand in der Menge, um ihm ein Messer in den Rücken zu stechen.«
»Ein Messer ... Ist er tot«
»Nicht ganz, aber sein Zustand ist kritisch. Er liegt auf der Intensivstation im hiesigen Krankenhaus - und auch er war von Willies reichem Onkel geschickt worden, verstehen Sie?«
Sie verstand. So seltsam es auch scheinen mochte, so jemanden in dieser bizarren Umgebung zu finden, deutete Willie damit an, daß Laszlo Geheimagent war, der Gefahren überstanden hatte, die sie nicht einmal ahnen konnte, und er um seiner Sicherheit halber hierhergesandt worden war. Und heute nacht hatte jemand versucht, ihn umzubringen!
Stirnrunzelnd sagte sie: »Aber Sie sprachen von einem Unfall!«
Willie lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und kniff die Augen zusammen. »Ich fasse mich kurz, weil ich, wie Sie sehen werden, zu tun habe, aber aufschlußreich ist - und verdächtig -, daß ich, nachdem der Rettungswagen mit Laszlo weggefahren war, niemanden finden konnte, der ›He, Rube‹ gebrüllt hatte. Und nicht einer der Rummelleute hatte irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, so daß er Hilfe gebraucht hätte.«
Erschrocken fragte Mrs. Pollifax: »Sind Sie sicher, daß sie es Ihnen gesagt hätten?«
Er blickte auf die Uhr. »Für die meisten würde ich die Hand ins Feuer legen. Sie machen jede Saison mit. Ja, sie würden es mir sagen. Ich führe einen ordentlichen Rummel. Kein Unbekannter wird eingeschoben, außer er kann beweisen, daß er seinen Wagen nicht hinter seinem Zelt parkt um gleich abhauen zu können, wenn er die Abendkasse geplündert hat. Zwei der Zehn-in-Einem-Shows sind neu - notgedrungen, ich muß nehmen, was ich kriege. Und zwei Konzessionen hatte ich zuvor ebenfalls noch nicht. Für sie kann ich mich nicht verbürgen.«
»Vielleicht kam es zu einem Streit?« fragte sie.
Er blickte sie abfällig an. »Warum sollte es zu einem Streit gekommen sein? Laszlo ist ein guter Mann, sehr ruhig. Nachdem er sich erholt hatte, setzte ich ihn am Karussell als Kontrolleur ein. Er schlief allein, und ich habe ihn nie mit irgend jemandem reden sehen.«
Mrs. Pollifax kämpfte gege n ein neuerliches Gähnen an und sehnte sich nach Schlaf. Sie fand, daß sie während der vergangenen Stunden schon genügend Schocks ausgestanden hatte, und es kostete sie unendliche Mühe, noch durchzublicken, was Willie erzählt hatte. »Was sind das gewöhnlich für Schwierigkeiten, die einem dieser ›He-Rube‹Rufe vorhergehen?«
Willie zuckte die Schultern. »Ein Einheimischer, der wütend ist, weil er sich aus irgendeinem Grund betrogen fühlt. Ein Besoffener, der sich unbedingt mit irgend jemandem anlegen will. Randalierende Jugendliche. Ein

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