Jagd auf Mrs. Pollifax
»war von Willie selbst. Er meldete einen Anschlag auf einen unserer Männer dort kurz nach Mitternacht. Der Mann bekam ein Messer in den Rücken und liegt jetzt auf der Intensivstation.«
Carstairs pfiff durch die Zähne. »Das gefällt mir gar nicht. Wer ist der Mann?«
»Laszlo, alias Asis Kalad.«
Carstairs starrte ihn irritiert an. »Wir haben ihn erst vor vier Monaten aus dem Iran geschmuggelt. Wieso, zum Teufel, versteckte er sich bei Willie? «
»Wir teilten ihn Farnesworth zu, erinnern Sie sich? Er hatte sich geweigert, Urlaub zu machen. Er sagte, nach vier Jahren Undercoveragent im Iran wäre er viel zu kribbelig, um untätig in der karibischen Sonne zu liegen oder sonstwo zu faulenzen. Es würde ihn verrückt machen. Er bat um eine ruhigere Arbeit, bis er sich wieder an die Freiheit gewöhnt habe. Farnesworth setzte ihn in Boston ein. Simple Observationen, soviel ich weiß.«
»Können nicht so simpel gewesen sein«, fiel Carstairs wütend ein, »wenn wir ihn in einem unserer Verstecke unterbringen mußten. Verdammt, er ist unersetzlich für uns! Was meint Willie? Eine gewöhnliche Messerstecherei? Oder haben ›sie‹ ihn gefunden?«
»Willie hält die Sache für ziemlich suspekt«, erwiderte Bishop. »Er erklärte mir, daß der Ruf ›He, Rube‹ alle zum Tor gelockt habe. Dort wurde Asis - ich meine Laszlo - in der Menge ein Messer in den Rücken gestoßen. Nur fand Willie später niemanden, der dieses ›He, Rube‹ gerufen hatte, und auch nicht einen in der ganzen Show, der Schwierigkeiten gehabt hatte, die ja normalerweise diesen Ruf auslösen.«
»Verdammt!« fluchte Carstairs. »Willies Rummel war immer ein so sicherer Hafen, das perfekte Versteck! Weiß Farnesworth bereits davon?«
Bishop schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich fand, daß Willie nur uns etwas angeht.«
»Genau wie Laszlo. Rufen Sie Farnesworths Büro an und sagen Sie, daß wir sofort wissen müssen - und das hat Vorrang vor allem anderen! -, weshalb Laszlo bei Willie war und wie man ihm ein Messer in den Rücken stechen konnte. Einzelheiten, Bishop! Ich will Einzelheiten!« Während er von seinem Schreibtisch aufstand, fügte Carstairs stirnrunzelnd hinzu: »Und was, zum Teufel, ist Mrs. Pollifax zugestoßen? Sie hat doch momentan gar keinen Auftrag!«
»Es war keine Zeit, sie zu fragen«, erklärte Bishop. »Ihr Anruf kam um dreiundzwanzig Uhr dreißig, etwa eine halbe Stunde vor Willies. Sie klang ziemlich gehetzt und sagte nur, daß sie von Connecticut nach Massachusetts gejagt worden sei und vom Stadtkrankenhaus in Worcester aus anrufe, wohin sie sich kurzfristig gerettet habe. Sie bat um Hilfe.«
»Allein?«
Bishop runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht... Sie erwähnte eine Begleiterin, die akute Blinddarmentzündung vortäuschte. Und da sie Begleiterin« sagte, kann es nicht Cyrus sein.«
Carstairs seufzte. »Rufen Sie sie an und erkundigen Sie sich. Falls es irgendwas mit einem ihrer früheren Aufträge zu tun hat und jemand auch ihr auf der Spur ist...«
»Zu früh zum Anrufen. Rummelleute schlafen bis Mittag. Beneidenswertes Leben«, stellte Bishop fest und fügte hinzu: »Willie sagte, sie habe Schlaf dringend nötig.«
»Na gut, dann rufen Sie sie später an, sobald Sie dazu kommen«, brummte Carstairs. »Haben Sie oben schon wegen Laszlo Bescheid gegeben?«
Bishop nickte. »Sie kümmern sich bereits darum. Im Krankenhaus von Ellsworth hat man inzwischen ein paar unserer Leute postiert, und es werden alle überprüft, die Zugang haben. Laszlo ist noch auf der Intensivstation.«
»Das wäre also erledigt. Jetzt hätte ich einen anderen Job für Sie, falls Sie dafür wach genug bleiben können«, sagte Carstairs. »Ich möchte, daß Sie nach New York fliegen - Helga kann einstweilen hier für Sie einspringen -, denn ich habe einen Termin mit dem Topmann von ClayborneOsborne vereinbart.« Er warf einen Hefter auf Bishops Schreibtisch. »Zum Lesen für unterwegs, damit Sie intelligente Fragen stellen können.«
Überrascht sagte Bishop: »Haben Sie diesen Besuch mit Einverständnis des FBI vereinbart, oder arbeiten wir heimlich an diesem Fall?«
»Wann hat das FBI uns gebeten, unsere Computer zu befragen? Wir stellen unsere Uhren einfach um einen Tag zurück, Bishop. Dann kam ihre Bitte heute oder spät gestern. Wir gehen lediglich ihrer Anfrage über Bidwell in bezug auf Terroristengruppen in Europa nach.«
Bishop blickte ihn durchdringend an. »Und für welche besondere Frage ist die Tarnung
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