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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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die
Tonbandkassette seines Gesprächs mit dem Geophysiker aus
dem Regal, schob sie in seinen Recorder und hörte sie sich
konzentriert an. Er hatte gesagt: Mit billigen Arbeitskräften,
und sie müßten sehr billig sein - ein wenig Leopoldisch
natürlich —, ja, mit niedrigen Arbeitskosten dürfte es Gewinn
bringen.«
» Leopoldisch« war das Wort, das er gesucht hatte. Er griff
nach seinem Lexikon und schlug die biographischen Namen
auf. Es waren drei Leopolds aufgeführt, aber wenn er
Desforges richtig verstanden hatte, konnte er nur Leopold II.,
König von Belgien, 1865-1909, gemeint haben. König Leopold
und der Kongo.
Carstairs stellte das Lexikon zurück und legte die Stirn in
Falten. Es war wie ein Puzzlespiel, von dem er bloß ein paar
Stücke hatte, die nicht zusammenpaßten, jedenfalls nicht,
solange noch so viele fehlten. Aber der sprichwörtliche rote
Faden begann sich abzuzeichnen. Er blieb lange über diesem
Puzzle sitzen, schob ein Stück dahin, nur um es rasch mit
einem anderen zu ersetzen. Schließlich hörte er sich das Band
mit Desforges noch einmal an, und als es zu Ende war, sagte er
laut zu sich: »Ich muß verrückt sein, zu denken, was ich denke
- völlig verrückt -, und doch denke ich es.« Allerdings wäre es
eine Erklärung für die ungeheure Lösegeldforderung für
Bidwell.
Jedenfalls traf er einen Entschluß: Gleich morgen früh, auch
wenn es Samstag war, würde er Bishop zu Willie nach Maine
senden. Es war Zeit, Kadi Hopkirk zu befrage n!

 

14
    Auf dem Weg zur Schlangenfrau sah Mrs. Pollifax Boozy Tim zusammengesackt auf einer großen Holzkiste neben dem Transformator hocken. »Hallo, Boozy Tim«, rief sie ihm freundlich zu, aber er brummte nur einen Gruß und starrte weiterhin finster auf den Boden. Ohne sein übliches Lächeln wirkte er verschrumpelt und müde, seine ganze fröhliche Ausstrahlung war verschwunden. Als sie Shannon auf dem Wagenplatz traf, fragte sie: »Was ist mit Boozy Tim los? Er sieht aus, als hätte er seiner. letzten Freund verloren. Kaum daß er meinen Gruß erwidert hat.«
    Shannon nickte. »Er ißt auch nichts. Hat sich bestimmt irgend so einen Virus eingefangen. Saß beim Frühstück neben ihm, aber er starrte bloß aufsein Essen und stand auf, ohne es auch nur angerührt zu haben.«
    »Was machen Sie hier, wenn Sie einen Arzt brauchen?«
    Shannon grinste. »Ich glaub, ich würde zu dem Mädchen gehen, das mit Ihnen gekommen ist. Sie hat mir erzählt, wie die Medizinmänner in Afrika jemanden heilen.«
    »Das hat Kadi erzählt?«
    Wieder grinste Shannon. »Ja, ihr Arztpapa hat sich sehr dafür interessiert, er kannte ein paar von ihnen. Honey, können Sie sich vorstellen, daß ein Medizinmann einmal einen Burschen, der durchgedreht hatte und wirklich nicht mehr richtig im Oberstübchen war, gemeinsam mit einer Ziege lebend in eine Grube gesteckt und diese dann zugeschüttet hat? Dabei leierte er eine Menge Beschwörungen. Und als sie ihn nach einer Stunde wieder ausgruben, war die Ziege tot, aber der Mann lebte und war geheilt. Das war er wirklich! Ihr Vater untersuchte ihn gründlich und behielt ihn eine Zeitlang unter
    Beobachtung.«
»Hört sich wie ein vernünftiges Äquivalent einer
Schockbehandlung an«, meinte Mrs. Pollifax. »Aber ich
bezweifle, daß es für Boozy Tim in seinem gegenwärtigen
Zustand geeignet wäre.«
Shannon kicherte. »Wir hätten auch weder eine Ziege noch
einen Medizinmann.« Nach einem Blick auf den Himmel
runzelte sie die Stirn. »Diese Wolken gefallen mir gar nicht.« »Regen?«
»Eine Pleitenacht, falls es regnet, Honey. Wohin wollen Sie
jetzt?«
Mrs. Pollifax wies ihren Notizblock und Kugelschreiber vor
und deutete auf den langen, eleganten Wohnwagen der
Schlangenfrau. »Vielleicht gelingt es mir diesmal, sie zu
interviewen.« Ihr wurde plötzlich bewußt, daß sie sich nun fast
noch mehr für den Mann interessierte, mit dem sie
zusammenlebte. »Und ihren Gefährten.«
»Oh, Jock.« Shannon verzog das Gesicht. »Komischer Kerl.
Ich kenne seinen Typ, und glauben Sie mir, solche wie er
haben gewöhnlich ein Auge auf Mädchen, aber er ist zu sehr
damit beschäftigt, sie zu managen.« Schulterzuckend fügte sie
hinzu. »Vielleicht läßt sie sich von ihm rumkommandieren,
damit er ihr nicht wegläuft, aber er kann wirklich gemein sein!
Viel Glück, Honey.«
Jock öffnete die Tür. Er war auf gutaussehende Weise fast
hager und blickte seine Besucherin mit kalten Augen
ungeduldig an. Dann wurde ihm bewußt, daß sie die Frau

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