Jagd auf Mrs. Pollifax
Nach
einer kurzen Pause begann sie: »Also, es fing mit Kadi
Hopkirk an, die Hilfe brauchte und jetzt mit mir hier ist. Sie ist
neunzehn, wuchs in Afrika auf und geht nun auf die
Kunstakademie in New York. Sie war zu einem
Vorstellungsgespräch in New Haven, als sie unerwartet einem
Jungen begegnete, mit dem sie aufgewachsen ist und der jetzt
in Yale studiert. Sie trafen sich auf der Straße. Dieser Freund
aus ihrer Kindheit stellte ihr seinen Begleiter als
Zimmergenossen vor, doch als sie dann in einem nahen Lokal
Kaffee tranken, schob er ihr verstohlen einen Zettel zu, auf
dem stand ›Kein Zimmergenosse -Aufpasser‹.«
»Ich höre«, versicherte ihr Bishop.
»Sie verließ ihn verwirrt und besorgt. Ein Lieferwagen, der
vor dem Cafe geparkt hatte, folgte ihr zum Busbahnhof und
hängte sich dann an den Bus. Irgendwann nach Bridgeport bat
sie in ihrer Panik den Busfahrer anzuhalten und sie aussteigen
zu lassen. Sie sprang aus dem Bus und irrte durch eine Gegend
mit alleinstehenden Häusern und Gärten. Doch zu ihrem Pech
verfolgten die beiden Männer aus dem Lieferwagen sie dort zu
Fuß. Jedenfalls gelang es ihr schließlich, sich zwei Tage in
unserem Haus zu verstecken, ohne daß Cyrus und ich es
merkten. Und ich sollte vielleicht hinzufügen«, erklärte Mrs.
Pollifax, »daß dieser Lieferwagen während der zwei Tage oft
genug an unserem Haus vorbeifuhr, so daß er mir auffiel, noch
ehe ich das Mädchen in der Rumpelkammer entdeckte.« »Derselbe Wagen?« fragte Bishop skeptisch. »Wie können
sie das wissen?«
»Es war unmöglich, die verrückte Aufschrift zu übersehen«,
antwortete sie leicht gereizt. »›Chigi-Schrotverwertung‹, stand
darauf.«
»Sie meinen S chrottverwertung , nicht wahr?«
»Eben nicht! Sie hatten das zweite T von Schrott vergessen.« »Schon gut«, beruhigte er sie. »Also Schrotverwertung. Und
dieses Mädchen, das Sie in Ihrem Haus fanden, was ist sie für
ein Typ? Glaubwürdig?«
»Eine ganz reizende Missionarstochter«, erwiderte Mrs.
Pollifax. »Und was ihre Glaubwürdigkeit betrifft, nun, ich kann
bestätigen, daß in unser Haus eingedrungen und es durchsucht
wurde. Und als ich sie später zurückbringen wollte, wurden wir
stundenlang den Connecticut Turnpike auf und ab verfolgt. In
Worcester gelang es uns, sie gerade so lange abzuschütteln,
daß wir uns ein Motelzimmer nehmen konnten. Doch schon
eine Stunde später hatten sie uns auch dort aufgespürt. Mein
Wagen steht übrigens immer noch dort, wir konnten mit einem
Taxi entkommen - zum Krankenhaus, von wo aus ich Sie
anrief.«
Bishop schwieg einen Augenblick, verwirrt über das
Gehörte. Schließlich sagte er: »Zumindest können wir Ihren
Wagen abholen. Welches Motel? Ich werde Pete schicken.« »Bide-A-Wee. Es ist in der Nähe der Highwayausfahrt. Aber
mich interessiert, was mit Kadis Freund Sammy ist, und ich
weiß, daß sie sich Sorgen um ihn macht.«
»Alles sehr merkwürdig«, murmelte Bishop. »Gibt einem zu
denken. Ich habe das Gespräch jedenfalls auf Band
aufgenommen, für Carstairs, er wird bestimmt noch selbst mit
Ihnen reden wollen, aber momentan ist er bei einer
Besprechung oben. Konnten Sie bereits irgendwas
herausfinden, Sie wissen schon worüber?«
»Nein, aber die Polizei ist hier und befragt alle - und das tue
ich ebenfalls.« Verschmitzt fügte sie hinzu. »Willie hielt es für
eine gute Idee, daß ich mich als Journalistin ausgebe und für
meine Zeitung über den Rummel schreiben soll. Ich werde
dann gleich die Schlangenfrau interviewen.«
»Schlangenfrau?« fragte Bishop. »O ja, natürlich, die
Schlangenfrau.«
»Und Kadi wird auseinandergesägt«, fügte Mrs. Pollifax
vergnügt hinzu und legte auf.
Bishop grinste. Er schloß, daß es Mrs. Pollifax dort gut
gefiel, trotz ihres anfänglichen Protests, was ihr Bleiben betraf,
wie Willie ihm erzählt hatte.
Als Carstairs eine Stunde später von der Besprechung
zurückkam, rief ihm Bishop entgegen. »Ich konnte Mrs.
Pollifax endlich bei Willie erreichen. Ich hab das Gespräch
mitgeschnitten.«
Carstairs nickte abwesend. »Gut«, murmelte er, was verriet,
daß er mit den Gedanken anderswo war.
»Ich habe gesagt...«, versuchte Bishop es noch einmal. »Ja, ja, ich habe Sie schon gehört«, wehrte Carstairs
ungeduldig ab. »Sie konnten Laszlo endlich befragen. Man hat
ihn soweit aufgepäppelt, daß er die Vernehmung durchstand.« »Weiß er, wer ihm bei Willie das Messer in den Rücken
stieß?«
Carstairs blickte ihn verwundert an. »Beim Rummel? Nein,
ich wollte,
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