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Jagd auf Mrs. Pollifax

Jagd auf Mrs. Pollifax

Titel: Jagd auf Mrs. Pollifax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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lange.« Ihre Augen leuchteten auf, »aber er
kennt sich mit dem Rummelleben und dergleichen aus, er war
Ausrufer bei den Strates Shows und ...«
»Und hat es Ihnen schmackhaft gemacht.« Mrs. Pollifax
nickte. »Und die Schlangen, sind sie noch sehr gefährlich?« »Nein, nicht mehr«, antwortete Elda verärgert.
»Nicht giftig?«
Der Ärger schwand und sie sagte ausdruckslos: »Jock
weigerte sich, mit mir zusammenzuleben, wenn ich ihnen nicht
die Giftdrüsen herausschneiden ließe.« Sie stieß abrupt ein
Lachen hervor, das jedoch unecht klang. »Er hatte
wahrscheinlich recht, denn sie mögen ihn nicht, aber ich sage
Ihnen eines«, sie beugte sich vor und ihre Stimme klang
leidenschaft lich. »Nie hat eine Klapperschlange je auch nur
versucht, mich zu beißen, oder eine Python oder eine Boa mich
zu würgen, und ich ziehe sie auf, seit ich sieben oder acht Jahre
alt war. Nie hat mir eine weh getan!«
»Wie machen Sie das?« fragte Mrs. Pollifax ehrlich erstaunt.
Elda lehnte sich wieder zurück und entspannte sich. »Nun, sie
kennen mich, wissen Sie, wir sind Freunde. Ich rede mit ihnen,
kose sie, füttere sie, zähme sie. In den USA gibt es nicht viele Todesfälle durch Schlangen, und die wenigen hauptsächlich durch Rautenklapperschlangen, und mit denen gebe ich mich nicht ab. Was ich habe sind Königsnattern, Boas, Pythons und Kettenklapperschlangen, drei wunderschöne Pythons!« Mit dem Kopf deutete sie zu den Terrarien an der Wand. »Möchten
Sie sie sehen?«
»Uh - jetzt lieber nicht. Würden Sie sich als
Schlangenbeschwörerin bezeichnen?«
Elda lachte. »Oh, es gibt keine Schlangenbeschwörer, nur
willensstarke Menschen.«
Willensstark mochte Elda ja sein, gestand Mrs. Pollifax ihr
zu, aber nicht, wenn es um Jock ging. Mit einem beunruhigten
Blick auf die Boa, die von Eldas Schoß glitt, stand sie auf.
»Damit dürfte ich für den Augenblick genügend Material
haben. Ich möchte jetzt noch mit einem der Schausteller reden,
zu denen ich bisher nicht gekommen bin.«
»Oh, die.« Elda hob die Boa vom Boden auf und öffnete die
Tür für Mrs. Pollifax. Sie blinzelte in die Sonne hinaus. »Kennen Sie irgendwelche Ihrer Nachbarn? Kommen Sie
gut mit Ihren neuen Kollegen hier aus?«
Eifrig antwortete Elda »Oh, ich würde gern ...« Sie
unterbrach sich und blickte zur Küche. »Nein. Ich kenne hier
so gut wie niemanden.«
Schon wieder Jock, dachte Mrs. Pollifax und ging. Sie hatte
das Gefühl, daß sie keine große Hilfe für Willie sein würde,
denn ihre Begabung, Dinge herauszufinden und Geheimnisse
aufzudecken, verlor sich ein wenig in der für sie so exotischen
Umgebung. Beispielsweise fand sie Elda, die Schlangenfrau,
ebenso in einem Käfig gefangen wie ihre Reptilien. Aber das
konnte natürlich auch nur Tarnung sein. Möglicherweise war
sie in Wirklichkeit eine begabte Schauspielerin und nie
Herpetologielehrerin gewesen. Die Polizei hatte ihren
Lebensgefährten Jock zweifellos nervös gemacht, aber wahrscheinlich aus Gründen, die nichts mit internationaler Spionage zu tun hatten. Sie hatte gestern heimlich mitgehört, als die Polizei Jasna und ihren Vater vernahm, und wenn der Verlust seines Augenlichts dazu geführt hatte, daß eine so großartige Nummer sich jetzt mit Vorstellungen bei Willies Rummel begnügen mußte, verbarg er seine Blindheit sehr gut. Sie hatte ihre Vorstellung vergangene Nacht im Zehn-in-Einem mit großen Interesse verfolgt. In seiner weißen Satinrobe und dem üppigen schwarzen Bart hatte er wie ein russischer Patriarch ausgesehen. Daß er eine dunkle Brille trug, konnte man durch das auf ihn gerichtete grelle Scheinwerferlicht erklären. Ihr war nicht entgangen, daß er sich bereits in der richtigen Position befunden hatte, ehe der Vorhang hochging. Die beiden gaben sich große Mühe, seine Behinderung zu verbergen. Da war auch Lubo, auf eigensinnige, unerbittliche Weise verschlossen - nicht einmal Kadi war es geglückt, etwas aus ihm herauszubekommen. Aber Rummelleute waren eben keine gewöhnlichen Leute, das war ihr klar. In der normalen Gesellschaft wären sie Außenseiter. Die üppige Shannon beispielsweise, die ein Engagement am Broadway nicht interessierte, weil sie in der Welt herumkommen wollte. Boozy Tim, dessen Exzentrik hier voll Stolz, ja Ehrfurcht akzeptiert wurde - wo sonst würde er ein so freundliches Publikum finden, das so auf ihn einging? Die Sonne war wieder zwischen den Wolken hervorgekommen, und ihre Hitze würzte die Luft mit dem Geruch von Sägemehl. Mrs.

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