Jagd auf Roter Oktober
U-Boot-Fahrer, die nun auf Stabsposten saßen, wo ihre kurze Abwesenheit nicht zu sehr auffallen würde, alle waren für hohe Geheimhaltungsstufen zugelassen – und alle genossen die Aussicht auf diesen Einsatz – was er auch sein würde.
USS Ethan Allen trat ihre letzte Fahrt um 23.45 Uhr an. Kein Schlepper brauchte sie von der Liegestelle zu bugsieren. Der Skipper manövrierte sie mit leisen Kommandos zum Maschinenraum so elegant frei, dass sein im Dienst ergrauter Steuermann nur Bewunderung empfinden konnte. »Kein Schlepper, nichts«, berichtete er später seinem Kojennachbarn. »Der Alte kennt sich aus.« Eine Stunde später waren sie tauchbereit, zehn Minuten darauf außer Sicht. Tief unten und auf Kurs eins-eins-null machte sich die kleine Rumpfmannschaft an die anstrengende Bedienung des alten Raketen-U-Bootes. Ethan Allen sprach vorzüglich an, ging auf zwölf Knoten, und ihre alte Maschinerie machte kaum ein Geräusch.
Elfter Tag
Montag, 13. Dezember
A-10 Thunderbolt
Das macht mehr Spaß als in einer DC-9, dachte Major Andy Richardson. Er hatte über zehntausend Flugstunden in der DC-9 hinter sich, aber nur knapp sechshundert in seinem Erdkampfflugzeug A-10 Thunderbolt II. Von beiden zweimotorigen Maschinen zog er die kleinere vor. Richardson gehörte zur 175. Kampfstaffel der Nationalgarde Maryland. Normalerweise operierte sein Geschwader von einem kleinen Militärflugplatz östlich von Baltimore aus. Vor zwei Tagen aber, nachdem seine Einheit einberufen worden war, hatte man die 175. und sechs andere Reservegeschwader zum Luftwaffenstützpunkt Loring in Maine verlegt. Sein Schwarm war um Mitternacht gestartet, vor einer halben Stunde in der Luft betankt worden, tausend Meilen vor der Atlantikküste. Und nun jagte Richardsons aus vier Maschinen bestehender Schwarm mit über sechshundert Stundenkilometern in dreißig Meter Höhe über das schwarze Wasser.
Hundert Meilen hinter den vier Kampfflugzeugen folgten in dreißigtausend Fuß Höhe neunzig Flugzeuge in einer Formation, die die Sowjets eine Alpha-Attacke befürchten lassen musste – den massierten Einsatz bewaffneter taktischer Kampfflugzeuge. Das stimmte auch – war aber ein Täuschungsmanöver. Den entscheidenden Einsatz flogen die vier Thunderbolts.
Richardson liebte die A-10. Die Männer, die sie flogen, nannten sie das Warzenschwein oder schlicht ›die Sau‹. Fast allen Kampfflugzeugen waren wegen der im Gefecht erforderlichen Eigenschaften Tempo und Wendigkeit schnittige Linien verliehen worden. Nicht aber der Sau, dem vielleicht hässlichsten Flugzeug, das je für die US Air Force gebaut worden war. Ihre beiden Turboprop-Motoren hingen wie nachträglich angeklebt unter dem altmodisch wirkenden Doppelleitwerk. Ihre klobigen Tragflächen wiesen nicht die geringste Pfeilung auf und waren abgeknickt, um Raum für das plumpe Fahrwerk zu machen. Aus den Flügelunterseiten ragten zahlreiche Halterungen für Waffensysteme heraus, und der Rumpf war um die Hauptwaffe der Maschine herumgebaut worden – die Maschinenkanone GAU-8, Kaliber 30, eigens für den Einsatz gegen russische Panzer entworfen. Für die heutige Mission hatte Richardsons Schwarm eine volle Ladung Uranpatronen für die Avenger-Kanonen und zwei Flächenbomben vom Typ Rockeye an Bord, auch Letztere zum Einsatz gegen Panzer bestimmt. Unter dem Rumpf hing eine LANTIRN-Kapsel, die ein Infrarot-System für die Tiefflugnavigation und Zielsuche bei Nacht enthielt; an allen Waffenbefestigungspunkten außer einem hingen Außentanks.
Geschwader 175 war als erstes der Nationalgarde mit LANTIRN ausgerüstet worden. Es handelte sich um eine Anzahl elektronischer und optischer Systeme, die es dem Piloten ermöglichten, auch bei Nacht und im Tiefflug Ziele auszumachen. Das System erzeugte ein HUD (heads-up display) auf der Windschutzscheibe des Kampfflugzeugs, machte praktisch die Nacht zum Tag und einen Einsatz etwas weniger riskant. Neben der LANTIRN-Kapsel hing ein kleineres Objekt, das heute Nacht eingesetzt werden sollte.
Richardson störten die Gefahren der Mission nicht – im Gegenteil, er genoss sie. Zwei seiner Kameraden flogen wie er Passagiermaschinen, der dritte versprühte aus der Luft Schädlingsbekämpfungsmittel – alles gute Flieger mit viel Tiefflugerfahrung.
Die Einsatzbesprechung, geleitet von einem Marineoffizier, hatte über eine Stunde gedauert. Sie sollten der sowjetischen Marine einen Besuch abstatten. Richardson hatte in der Zeitung gelesen, dass die
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