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Jagd auf Roter Oktober

Jagd auf Roter Oktober

Titel: Jagd auf Roter Oktober Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wäre die Kirow zumindest schwer beschädigt worden. Für einen atomgetriebenen Kreuzer opferten die Amerikaner gerne zwei Kampfflugzeuge. Wenn alle ihre Flugzeuge so tollkühn angriffen –
    »Die Arroganz dieser Amerikaner ist unglaublich!«, fluchte der Politoffizier.
    »Es war unklug, sie zu provozieren«, bemerkte Stralbo säuerlich. »Ich war auf so etwas gefasst, aber eher von der Kennedy.«
    »Das war keine Provokation, sondern ein Pilotenirrtum«, erwiderte der Politoffizier.
    »Von wegen, Wassilij. Und dieser kleine Zwischenfall, war das vielleicht ein Irrtum? Man hat uns gerade zu verstehen gegeben, dass wir uns ohne ausreichende Luftunterstützung fünfzehnhundert Kilometer vor der amerikanischen Küste befinden und dass fünfhundert Jäger nur darauf warten, auf uns loszugehen. Gleichzeitig umschleicht uns im Osten die Kennedy wie ein tollwütiger Wolf. Wir befinden uns in einer unangenehmen Lage.«
    »So frech können die Amerikaner doch nicht werden.«
    »Sind Sie da ganz sicher, Genosse Politoffizier? Was, wenn einem ihrer Piloten ein ›Irrtum‹ unterläuft? Wenn er einen unserer Zerstörer versenkt? Und wenn sich der amerikanische Präsident über den Heißen Draht in Moskau entschuldigt, ehe wir den Zwischenfall überhaupt melden können? Man wird schwören, es habe sich um einen Unfall gehandelt, und versprechen, den schuldigen Piloten zu bestrafen – was dann? Halten Sie denn die Imperialisten so dicht vor ihrer eigenen Küste für berechenbar? Ich nicht. Meiner Ansicht nach warten sie auf den geringsten Vorwand, um auf uns loszugehen. Kommen Sie mit in meine Kajüte. Wir müssen das besprechen.«
    Die beiden Männer gingen nach achtern. Stralbos Kajüte war spartanisch. Der einzige Wandschmuck bestand aus einem Bild, das Lenin bei einer Ansprache vor Roten Garden zeigte.
    »Wassilij, wie lautet unser Befehl?«, fragte Stralbo.
    »Unsere Unterseeboote zu unterstützen, ihnen bei der Suche –«
    »Genau. Wir sollen Unterstützung leisten und keine offensiven Operationen durchführen. Wir sind den Amerikanern hier nicht willkommen. Objektiv gesehen verstehe ich das. Unsere Raketen stellen eine Bedrohung dar.«
    »Laut Befehl sollen wir sie nicht bedrohen«, wandte der Politoffizier ein. »Warum sollten wir ihre Heimat angreifen wollen?«
    »Und die Imperialisten wissen natürlich genau, dass wir nur friedliebende Sozialisten sind. Wassilij, sie sind unsere Feinde! Selbstverständlich trauen sie uns nicht. Selbstverständlich warten sie nur darauf, uns anzugreifen, sobald wir ihnen den geringsten Vorwand bieten. Sie mischen sich bereits in unsere Suchaktion ein und tun so, als würden sie mithelfen. Sie wollen uns schlicht nicht hier sehen, und wenn wir uns von ihren aggressiven Akten provozieren lassen, tappen wir in ihre Falle.« Der Admiral starrte auf seinen Schreibtisch. »Nun, das wird sich ändern. Ich werde der Flotte befehlen, alles, was auch nur im Geringsten aggressiv wirken könnte, einzustellen. Alle Luftoperationen außer normalen Patrouillenflügen haben ab sofort ein Ende. Wir werden die gegnerischen Flottenverbände nicht mehr belästigen und Radar nur noch zu Navigationszwecken benutzen.«
    »Und?«
    »Wir werden uns unseren Stolz verkneifen und uns lammfromm verhalten. Und auf keinerlei Provokation reagieren.«
    »Das könnte uns als Feigheit ausgelegt werden, Genosse Admiral.«
    Darauf war Stralbo vorbereitet. »Wassilij, verstehen Sie denn nicht? Diese Scheinangriffe sind Erfolge für die Amerikaner. Sie zwingen uns, unsere neuesten und geheimsten Verteidigungsanlagen zu aktivieren, damit sie Informationen über unsere Radar- und Feuerleitsysteme sammeln können. Sie studieren die Leistungsfähigkeit unserer Jäger und Hubschrauber, die Manövrierbarkeit unserer Schiffe und vor allem unsere Befehlsstruktur und ihre Effizienz. Damit ist jetzt Schluss. Unsere Hauptaufgabe ist zu wichtig. Wenn wir weiter provoziert werden, verhalten wir uns so, als sei unsere Mission tatsächlich friedlich – das ist sie auch, was die Amerikaner angeht – und erheben Protest. Damit stempeln wir sie zum Aggressor. Und wenn sie ihre Provokationen fortsetzen, unternehmen wir nichts und studieren nur ihre Taktiken, ohne ihnen etwas dafür zu geben. Oder wollen Sie, dass wir uns an der Erfüllung unseres Auftrags hindern lassen?«
    Der Politoffizier erklärte sich murrend einverstanden. Wenn sie versagten, würde der Vorwurf der Feigheit vor dem Feinde nebensächlich sein. Fanden sie aber das

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