Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Tag Vorräte und Leute auf die Insel geflogen. Während seines letzten Stopps dort bin ich in den Frachtraum des Wasserflugzeugs geschlüpft. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir hier bleibt und ob ich mich überhaupt in das Flugzeug zurückschmuggeln kann. Aber als wir gestern Abend im Fernsehen hörten, dass Sie am Leben sind, haben wir beschlossen, dass einer von uns die Insel verlassen muss, um Ihnen zu berichten, was sich dort abspielt. Koste es, was es wolle.«
»Gute Arbeit«, lobte Noah. »Ausgezeichnet. Wie lange wird es dauern, bis sie dich vermissen?«
Der Mann blickte auf seine Uhr. »Momentan wird meine Abwesenheit auf der ›Coelacanth‹ noch gedeckt, aber wenn ich in ein paar Stunden nicht zurück bin, wird ihnen dämmern, dass ich abgehauen bin.« Er griff sich in den Hemdkragen und zog eine schwarz-weiße Kennmarke hervor. »Tja, und dann gibt es noch dieses Ding hier. Damit überprüfen sie die Leute stichprobenartig. Wenn sie mich checken, während ich hier bin, dann ist es aus. Dann lassen sie mich nie wieder zurück auf die Insel.«
»Und wie oft machen sie diese Stichproben?«
Der Mann zuckte die Achseln. »Das wissen die allein.«
»Ach, wir kriegen dich schon wieder zurückgeschleust«, meinte Noah zuversichtlich. »Und jetzt erzähl mir endlich, was du über diese Expedition weißt.«
»Wir laufen heute Nacht aus«, erklärte der Mann.
»Was? Heute Nacht schon?«, rief Noah.
»Deswegen bin ich ja so überstürzt abgehauen«, beeilte sich der Mann zu sagen. »Wir selbst haben auch erst heute Nachmittag davon erfahren. Wir dachten, wir hätten noch zwei Wochen Zeit.«
»Und was ist mit den Saurier-Eiern?«, fragte Noah.
»Mit welchen Eiern?«
Noahs Gesicht wurde rot vor Wut. »Was hatten sie denn wohl an Bord ihres Düsenflugzeugs, als sie aus dem Kongo zurückkamen?«
»Keine Ahnung«, antwortete der Mann. »Direkt nach der Landung haben sie das Flugzeug in den Hangar geschleppt und die Tore geschlossen. Zutritt strengstens verboten. Für alle. Am Folgetag haben mehrere Angestellte eine Abfindung erhalten und sind entlassen worden. Und von denjenigen, die sie nicht entlassen haben, wurden die meisten, darunter auch ich, auf die ›Coelacanth‹ geschickt und durften die Insel nicht mehr betreten.«
»Und was ist mit Grace?«
»Wolfes Nichte?«, fragte der Mann. »Die hab ich nicht gesehen. Soweit ich weiß, hat sie sich nie unten an der Mole blickenlassen. Aber Wolfes Neffen, diesen Marty, den hab ich gesehen. Gerade heute erst. Phil Bishop hat einen Freund von ihm eingeflogen.«
»Also ist Grace wahrscheinlich immer noch auf der Insel«, überlegte Noah. »Nimmt Wolfe die Kinder mit auf die Expedition?«
»Auf jeden Fall«, antwortete der Mann. »Sie schlafen in zwei Kabinen direkt neben seiner. In der einen Grace, in der anderen Marty und sein Kumpel. Unmittelbar bevor ich mich davongemacht habe, habe ich das Gepäck von diesem Freund an Bord geschleppt und in Martys Kabine abgeladen.«
»Wie heißt der Kerl?«
Der Besucher lächelte. »Ich hatte tatsächlich kurz Gelegenheit, das Zeug des Typen zu inspizieren. Er heißt Luther Smyth und war Martys Zimmerkumpel in diesem Schweizer Internat. Hab mir ein paar Notizen über ihn gemacht.« Er kramte einen zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche und reichte ihn Noah. »Namen der Eltern, Adressen und so. Ich weiß nicht, ob Sie irgendetwas damit anfangen können.«
Noah überflog die Notizen. »Sonst noch was?«
»Einer seiner Koffer war mit Tagebüchern vollgestopft. Es waren zig Hefte, aber sie gehören nicht ihm. Sie gehören Grace. Er muss sie aus der Schweiz mitgebracht haben.«
»Hast du welche mitgenommen?«
»Konnte ich nicht«, antwortete der Mann. »Die waren alle nummeriert. Das wäre aufgefallen.«
»Hast du Grace’ Kabine auch durchgesehen?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich war im Begriff, das zu tun, aber da saß so ’n grauer Kampfpapagei auf einer Stange in der Ecke. Das Vieh kam doch tatsächlich mit weit aufgerissenem Schnabel und einem fürchterlichen Geschrei auf mich zugeschossen. Der Krach war auf dem ganzen Schiff zu hören. Ich musste zusehen, dass ich da rauskam.«
Butch rieb sich über die Stelle auf seinem Handrücken, wo der Papagei ihn im Kongo gebissen hatte. Ich hätte das Viech damals mit mehr Wucht gegen den Baumstamm schleudern sollen, dachte er, dann würde es jetzt keine Scherereien mehr machen.
»Wie viele Leute sind an Bord?«, wollte Noah wissen.
»Ich bin mir nicht
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