Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
Butch und überlegte bereits, was er alles brauchen und wie er vorgehen würde.
Noah schüttelte den Kopf. »Wir brauchen mehr Zeit. Schließlich reden wir hier von Entführung. Wir müssen ein absolut sicheres Versteck für Grace finden. Und was machen wir mit den Eiern oder den geschlüpften Sauriern? Wo bringen wir die unter, bis uns eine plausible Geschichte zu ihrer Herkunft eingefallen ist? Den Boden dafür habe ich vorhin auf der Pressekonferenz ja schon bereitet, aber ich brauche mindestens noch eine Woche, bis ich eine Story zusammenhabe, die man mir abkauft. Und wieder unterschätzt du Travis. Er weiß, dass wir zurückgekehrt sind. Und er weiß auch, dass wir alles daransetzen werden, um uns Grace und die Eier zu schnappen. Er wird seine Vorkehrungen getroffen haben.«
»Welcher Art könnten die sein?«, fragte Butch.
»Das weiß ich noch nicht. Ich habe zwar meine Leute auf Cryptos, aber seit Travis zurück auf der Insel ist, hatte ich noch keinen Kontakt mit ihnen. Und glaube bloß nicht, dass Travis es versäumt hätte, seinen Fund ordentlich zu dokumentieren. Er wird haufenweise Aufzeichnungen über die Eier haben: Videos, Fotos, alle möglichen Messwerte … All das werden wir uns unter den Nagel reißen müssen, restlos, damit er keine Beweise mehr in Händen hält, wenn er uns anschließend des Diebstahls bezichtigen will. Der einzige Fehler, den Travis im Kongo begangen hat, ist, dass er uns am Leben gelassen hat. Er hätte uns eine Kugel in den Kopf jagen sollen – aber das ist ja seine alte Schwäche. Er ist ein Feigling, durch und durch. Er ist einfach nicht in der Lage, den Abzug zu drücken – außer bei einem Betäubungsgewehr.«
»Na, also das Problem habe ich nicht«, prahlte Butch. »Ich würde noch in derselben Sekunde abdrücken, in der Wolfe mir vor die Flinte rennt.«
Noah stieß ein sarkastisches Lachen aus. »Und du glaubst, das wüsste Travis nicht? Nur weil du ihn nicht leiden kannst, heißt das noch lange nicht, dass er blöd ist. Travis hatte das Riesenkalmar-Projekt garantiert schon fix und fertig geplant, als er unseren Hubschrauber geklaut hat und uns im Dschungel stehenließ. Das Problem ist, dass ich nicht genau weiß, worin dieses Projekt besteht. Und solange ich das nicht weiß, können wir auch nichts dagegen unternehmen. Wir müssen …«
Ein Summen ertönte. Genervt haute Noah auf eine Taste vor sich. »Was ist?«
»Hier ist ein Besucher, der Sie gerne sprechen würde«, antwortete eine Frauenstimme. »Es sei dringend, sagt er, und dass er von der Insel kommt.«
Noah Blackwood lächelte. »Schicken Sie ihn direkt zu mir hoch.«
Eine Minute später klopfte es oben an die Tür. Blackwood öffnete und ein kleinwüchsiger Mann trat ein.
»Was ist los?«, fragte Noah, ohne Zeit mit Begrüßungsfloskeln zu verschwenden.
»Wolfe hat jedem auf Cryptos lang und breit erzählt, dass Sie und Butch im Kongo umgekommen sind«, berichtete der Mann.
Noah warf Butch einen Blick zu. »Siehst du? Travis weiß ganz genau, dass wir Spione auf der Insel haben. Er hat versucht sie von unserem Tod zu überzeugen, damit sie sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht mit uns in Verbindung setzen.« Mit zusammengekniffenen Augen wandte er sich wieder seinem Besucher zu. »Aber das erklärt nicht, warum du nicht auf meine Anrufe geantwortet hast. Ich habe seit meiner Rückkehr aus Afrika zigmal versucht dich und die anderen zu erreichen.«
»Komplette Kommunikationssperre«, sagte der Mann. »Anrufe nur mit Genehmigung. Außerdem hat Ted Bronson irgendeine elektronische Störvorrichtung installiert, die die Satellitentelefone, die Sie uns mitgegeben haben, quasi unbrauchbar macht. Und Wolfe hat einen Sicherheitsbeauftragten namens Alfred Ikes angeheuert. Einen Ex-Militär …«
»Der war nicht beim Militär, der war bei der CIA«, meinte Noah. »Von dem habe ich schon gehört. Einer der Besten in der Branche. Und einer der Teuersten.«
»Wie auch immer, seit er da ist, geht es auf Cryptos geradezu paramilitärisch zu«, fuhr der Mann fort. »Die ganze Insel ist zu einer Art bewaffneten Festung geworden. Nur eine Handvoll Leute durften die Insel seit Wolfes Rückkehr verlassen und selbst die stehen rund um die Uhr unter Beobachtung.«
»Wie bist du dann von der Insel weggekommen?«
Der Gast grinste. »Dank meiner kleinen Körpergröße«, erklärte er. »Ich habe die letzten zwei Wochen an Bord der ›Coelacanth‹ gearbeitet. In dieser Zeit hat Phil Bishop mehrmals am
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