Jagd in der Tiefsee (Cryptos)
sicher. Wenn man die Crew mitzählt, dann vielleicht fünfzig oder so. Sie haben Wissenschaftler und Techniker aus der ganzen Welt eingeflogen. Ich kenne nicht mal ein Drittel von ihnen.«
»Und wer deckt dich jetzt auf dem Schiff?«
Der Besucher nannte Noah den Namen.
Noah lächelte. »Bestens. Gut gemacht. Warte doch bitte kurz unten, ja? Butch kommt in einer Minute nach. Er wird dich zurück auf die Insel bringen.«
Nachdem der Mann den Raum verlassen hatte, starrte Noah Butch eine Weile wortlos an.
»Was ist?«, fragte Butch. Ihm war heiß, trotz der Klimaanlage.
»Ich will, dass du dir deinen Schnauzbart abrasierst«, sagte Noah.
Genauso gut hätte er Butch bitten können, sich den rechten Arm abzuhacken, denn der Schnauzbart gehörte fast ebenso lange zu Butch wie seine übrigen Körperteile.
»Und dann müssen wir noch ein paar weitere Änderungen vornehmen. Aber ich denke, das kriegen wir hin.«
»Wovon sprechen Sie?«, wollte Butch wissen und Noah erklärte ihm, was er im Sinn hatte.
Die Libelle
Marty und Luther bretterten einen Hügel hinunter und hielten mit quietschenden Reifen vor einer riesigen Wellblechhalle, in der locker fünf Schiffe von der Größe der »Coelacanth« Platz gefunden hätten.
»Ist das der Flugzeughangar?«, fragte Luther.
Marty schüttelte den Kopf und deutete zurück in Richtung Festung. »Nee, der Flugzeughangar ist das große Ding neben dem Lost Lake, dem künstlich angelegten See dort drüben.«
»Ach ja.« Luther grinste. »Das ist doch dieser Tümpel mit den Delfinen, die du für Haie gehalten hast, oder?«
»Sehr komisch«, knurrte Marty. »Ich wäre um ein Haar ertrunken. Und deine Zeichnung von dem Vorfall war der letzte Mist.«
Luthers Grinsen wurde noch breiter. Sich Beleidigungen an den Kopf zu werfen gehörte in Martys und Luthers Freundschaft quasi zum guten Ton. Das taten sie, seit sie sich kannten. »Na, zumindest sahen sie auf meiner Zeichnung aus wie Delfine«, frotzelte er.
»Bo ist wahrscheinlich unten am See«, wechselte Marty das Thema. »Sie hasst die Delfine und lässt keine Gelegenheit aus, sie zu ärgern. Nein, dieser Hangar hier ist die sogenannte ›Tüftelbude‹: Ted Bronson betreibt darin seine Forschung für eWolfe. Und er haust auch darin.«
Die Jungs musterten den bewaffneten Wachposten, der vor einer kleinen Tür stand, die in das riesige Schiebetor eingelassen war.
»Ist das die einzige Möglichkeit reinzukommen?«, fragte Luther.
»Ja«, antwortete Marty. »Ich hab den Hangar schon zigmal umrundet. Es gibt nicht mal ein Fenster, durch das man reinlugen könnte. Das Ding ist wie ein riesiger Tresor.«
»Und Ted Bronson hat die Bude noch nie verlassen?«
Marty schüttelte den Kopf. »Seit Jahren nicht.«
»Dann nehme ich mal an, dass er auch nicht mit nach Neuseeland kommt, oder?«
»Bist ’n ganz Heller«, erwiderte Marty. »Ted ist ein totaler Einsiedler. Ich weiß nicht mal, wie er aussieht. Nee, der schippert garantiert nicht mit uns über den Pazifik.«
»Was erforscht und entwickelt eWolfe denn eigentlich?«, fragte Luther.
»Lauter erstaunliche Dinge. Eigentlich wollte ich dir das Gerät erst später zeigen, aber da es uns helfen kann Bo zu finden …« Marty zog einen flachen Gegenstand von der Größe eines Gameboys aus seiner Hosentasche.
»Wow! Ist das der Gizmo? Deiner Beschreibung nach hätte ich gedacht, er sei kleiner.«
»Die anderen Gizmos sind auch kleiner«, sagte Marty. »Dieser hier ist ein Prototyp, den Ted gerade gebaut hat. Er hat eine Funktion, die keines der anderen Geräte hat.«
Mit den übrigen Gizmos konnte man Videokonferenzen abhalten und mailen, man hatte Internetzugang, ein Satellitentelefon, eine Digitalkamera, ein GPS-System und die Möglichkeit, Menschen oder Tiere, die eine bestimmte Kennmarke trugen, zu orten. Und da diese Tiere im Bedarfsfall von eWolfe als Späher in der Wildnis eingesetzt wurden und Videokameras umgeschnallt hatten, waren die Gizmos überdies mit den entsprechenden Kameras verbunden.
»Und? Was kann dein Gizmo, was die anderen nicht können?«, fragte Luther.
Marty tippte auf eine Taste mit der Aufschrift »WAKE«, woraufhin sich ein kleines Einschubfach im Deckel des Geräts öffnete. Darin glitzerte etwas, das aussah wie aus purem Gold.
»Was ist das denn?«, fragte Luther.
»Teds sogenannte Minidrohne. Aber ich finde, es sieht eher aus wie ’ne Minilibelle. Das Teil braucht eine Weile, bis es in Schwung kommt, aber wenn es erst mal warm gelaufen ist,
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