Jagdfieber
zu hassen, denn wenn sie etwas nicht ausstehen konnte, dann war es diese überhebliche Nachlässigkeit, mit der sie die weiblichen Angestellten durch die Gegend gescheucht hatte. Allerdings konnte sich Paige durchaus vorstellen, dass die Blondine einen ziemlichen Schlag bei den Männern hatte. Sie war mit diesem unwiderstehlichen Grace-Kelly-Charme gesegnet, der alle in den Bann zog, und sollte es tatsächlich diese eingebildete Schnalle sein, die er jeden Freitag im Berkeley bestieg, dann musste sie sich warm anziehen. Diese Frau war nicht nur unglaublich schön, sondern auch ehrfurchtsgebietend elegant. Genau sein Typ. So ein verdammter Mist!
„Ist es diese Fitzroy?“, platzte es aus ihr heraus.
Aus Victors Gesicht wich der Rest seiner Bräune. Um ein Haar hätte sie gelacht, angesichts seiner plötzlich einsetzenden Farblosigkeit.
„Das geht dich nichts an“, blaffte er sie an und mied ihren Blick.
Paige lächelte freudlos. „Das heißt dann wohl Ja.“
Jetzt war es an ihr, ihn abschätzend zu taxieren. Erstaunlicherweise enthielt er sich jeglichen weiteren Kommentars und schien sich sogar richtig unwohl zu fühlen, weil sie sein schmutziges Geheimnis aufgedeckt hatte. Eine verheiratete Frau, wenn das mal keine Überraschung war. Je länger sie sich diese Tatsache durch den Kopf gehen ließ, umso ungehaltener wurde sie. Dieser Heuchler! Wenn sie nur daran zurückdachte, wie er sie wegen ihres freizügigen Umgangs mit Sex verurteilt hatte, kam ihr die Galle hoch. Dabei war er alles andere als ein Unschuldslamm und hatte selber Dreck am Stecken.
„Sag mal, findest du es nicht reichlich unverschämt, mich wegen meiner lockeren Einstellung zum Sex schlechtzumachen, während du gleichzeitig eine verheiratete Frau bumst?“
„Du bist vulgär“, erklärte er und wich ihrem Blick aus.
„Ich bin nicht vulgär, nur weil ich nicht so fein daherrede wie dein Betthäschen.“
Sie hopste vom Tisch, zog ihr Oberteil wieder hoch und ordnete ihren Rock. Erst als alles wieder ordnungsgemäß verpackt an Ort und Stelle saß, lehnte sie sich mit dem Po an die scharfkantige Tischplatte und verschränkte die Hände vor der Brust. Ohne sich die Mühe zu geben, ihre Wut zu verbergen, begegnete sie seinem abwägenden Blick. Überlegte er gerade, wie er sich ihr Stillschweigen erkaufen sollte, damit sie nicht vor aller Welt ausplauderte, dass er eine Affäre mit einer verheirateten Frau unterhielt?
Trotzig und enttäuscht versuchte sie, ihn in Grund und Boden zu starren, was natürlich völlig misslang. Er machte einen Schritt auf sie zu, die Hände zu Fäusten geballt, hielt aber noch ausreichend Abstand zu ihr.
„Wenn du jemals jemandem davon erzählst, dann …“
„Dann was ?“, fuhr sie ihn an. „Willst du mir vielleicht drohen?“
„Leg mir keine Worte in den Mund“, erwiderte er beleidigt. „Ich will dir nicht drohen, sondern dir nur einen guten Rat geben.“
„Sag bloß … Wie lautet denn dieser Rat?“
„Spar dir den höhnischen Unterton, und misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen.“
„Keine Sorge. Ich werde deine ehebrecherischen Aktivitäten nicht an die große Glocke hängen. Aber nur unter einer Bedingung.“
Seine Augen wurden schmal. „Was denn für eine Bedingung? Willst du mich etwa zum Sex erpressen, weil du es nicht schaffst, mich scharfzumachen?“
Sie blickte mit anzüglich gespitzten Lippen auf seine Körpermitte. „Victor, du machst dich lächerlich, wenn du so etwas sagst, während du mit einem monströsen Steifen in der Hose rumrennst.“
Er wandte peinlich berührt den Blick ab, sein Adamsapfel hüpfte auf und ab.
„Noch etwas …“ Ihre Stimme klirrte vor Kälte. „Der Tag, an dem ich Erpressung anwenden muss, damit ein Mann mit mir schläft, ist der Tag, an dem Schweine fliegen lernen. Ich habe es nicht nötig, dich zu zwingen, und meinetwegen kannst du diese Charlotte vögeln, bis dir dein Schwanz abfault.“
Pure Ironie blitzte in seinen Augen auf. „Wenn ich dir so egal bin, was sollte dann diese Nummer, die du vorhin abgezogen hast?“
„Glaub ja nicht, dass ich diese kleine Einlage hier geplant hätte, bevor ich an deine Tür geklopft habe.“
„Und wie genau sahen deine Pläne aus? Wolltest du mit mir eine Tasse Tee trinken und die politische Lage zwischen unseren Ländern ausdiskutieren?“, spottete er.
Es war offensichtlich, dass er ihr kein Wort glaubte, und ihre Anwesenheit hier für einen weiteren Versuch hielt, ihn rumzukriegen. Das
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