Jagdfieber
spannte ihre Beckenmuskeln an und drückte noch mal innig seinen Daumen, der sich so frech in ihr eingenistet hatte. Sie hörte sein scharfes Einatmen, er wurde unentschlossen, stand schon halb über ihr, um ihre Wünsche endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Doch noch zögerte er.
„Willst du nicht wissen, wie es wäre, wenn ich dich zwischen meinen Schenken hätte? Ich wäre eng, Victor …“, köderte sie ihn. „Du wirst danach nie wieder eine andere Frau haben wollen.“
Sie konnte förmlich dabei zusehen, wie seine Gesichtszüge versteinerten. Dann passierte alles ganz schnell: Er zog ich aus ihr zurück, trat hastig nach hinten und schleuderte dabei den Bürosessel zurück. Paige stützte sich umgehend mit den Handflächen an der Tischplatte auf, verwirrt wegen des abrupten Endes.
„Victor, was ist los? Ich dachte …“
„Ich weiß, was du dachtest, aber du irrst dich“, blaffte er sie an.
Seine Augen wurden schmal, seine Stirn legte sich in tiefe Falten, während er sichtlich um Beherrschung rang. Was hatte sie nur gesagt oder getan, um die Stimmung derartig kippen zu lassen? Sie verstand die Welt nicht mehr.
„Ich weiß nicht, was du auf einmal hast“, meinte sie kopfschüttelnd, streckte dann aber versöhnlich die Hand nach ihm aus. Er wich vor ihr zurück, als hätte sie eine ansteckende Krankheit. Gekränkt nahm sie die demütigende Abfuhr hin und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er sie mit seinem Verhalten verletzte. Plötzlich meinte sie zu wissen, warum er sich zurückgezogen hatte.
„Ist es wegen dieser anderen Frau?“
Sein Blick glich einer mondlosen Nacht, so finster wurde er, sein Mund presste sich zu einem so schmalen Strich zusammen, dass er eine grimmige dunkle Linie in seinem Gesicht bildete. Die Haut drumherum wurde ganz weiß.
„Was meinst du damit?“, knurrte er gefährlich leise. Auch jetzt erinnerte er an ein Tier. An eines, das in einer Falle saß, blutend und verletzt, und vor lauter Verzweiflung um sich schlagend.
„Du hast eine andere, anders kann ich mir dein Getue nicht erklären.“ Sie lächelte knapp. „Du bist kein Mann, der ohne Sex leben kann, auch wenn du dich abmühst, der ganzen Welt das Gegenteil weiszumachen. In deinem Leben gibt es eine Frau.“
„Blödsinn.“
Dass er es noch immer leugnete, regte sie auf. „Hör auf, mich zu verarschen! Hast du es so nötig, mich anzulügen? Wieso gibst du es nicht einfach zu?“
„Mein Privatleben geht dich nichts an.“
Sie beobachtete ihn ganz genau, entschlossen, die Wahrheit herauszufinden.
„Sag mal, kann es sein, dass deine derzeitige Flamme ein klein wenig verheiratet ist und du deswegen schweigst?“, mutmaßte sie.
Der entsetzte Schimmer in seinen Augen erübrigte eine Antwort, sein ertappter Blick war ihr Beweis genug. Paige sah zur Seite und versuchte, die Fassung zu wahren. Es sozusagen bestätigt zu bekommen, war niederschmetternd, weil das nur eines bedeutete: Victor gab sich durchaus mit Frauen ab … nur eben nicht mit ihr. Sie versuchte sich zusammenzunehmen, ein sprödes Lächeln, das wahrscheinlich eher einer Grimasse glich, sollte über ihre wahren Gefühle hinwegtäuschen.
„Verrätst du mir ihren Namen?“
Seine Mundwinkel bogen sich zynisch nach oben. „Was würde sich ändern, wenn du weißt, wie sie heißt?“ Er legte verspielt den Kopf zur Seite. „Eifersüchtig?“
Der Wunsch, ihm eine zu verpassen, fraß wie ätzende Batteriesäure an ihr. „Um eifersüchtig zu sein, müsste ich in dich verliebt sein, Victor. Ich bin nur neugierig. Ist sie so hässlich, dass du sie vor aller Welt verstecken musst?“
„Hör auf, so über Charlotte zu reden!“, fuhr er sie an.
Gleich danach wurde er blass, weil er ungewollt den Namen seiner Geliebten verraten hatte, während sie innerlich triumphierte. Aber es war ein trauriger Sieg.
Charlotte. So hieß sie also. In ihrem Kopf sortierte sie alle weiblichen Gesichter nach Namen. Unzählige davon hatte sie in den letzten Wochen auf einigen Partys kennengelernt. Die Einzige ihr bekannte Frau mit diesen Vornamen war eine gewisse Charlotte Fitzroy. Paige sank das Herz bis an die Fußknöchel bei der Möglichkeit, dass ausgerechnet diese Schnepfe seine Geliebte sein könnte. Paige war ihr einmal in einem Schönheitssalon begegnet, oder besser gesagt, Mrs. Fitzroy hatte das Kosmetikinstitut betreten und sich wie eine Königin vom Personal hofieren lassen, als gehöre ihr der Laden. Paige hatte spontan beschlossen, sie
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