Jagdfieber
war ja nicht gänzlich von der Hand zu weisen, doch bevor sie das zugab, würde sie sich mit blondierten Dreadlocks an den Straßenrand von New Orleans setzen und in einem alten Kaffeebecher die Almosen der vorbeilaufenden Passanten einsammeln.
„Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber ich bin nicht gekommen, um dich zu verführen.“
Er tippte sich angelegentlich ans Kinn, seine Lippen kräuselten sich abschätzig.
„Es fällt mir schwer, das zu glauben.“
„Auch wenn dein Ego es nicht verkraftet, aber so unwiderstehlich, wie du denkst, bist du wohl doch nicht. Eigentlich bin ich hier, um dich im Namen meines Vaters um deine Begleitung für den heutigen Abend zu bitten. Er will aus geschäftlichen Gründen auf die Wohltätigkeitsveranstaltung von Madeline Livingston, hat aber keine offizielle Einladung. Du sollst dafür sorgen, dass wir da reinkommen.“
Victors lästerlicheres Grinsen fiel in sich zusammen, nur sein Blick war immer noch sengender als die Wüstensonne über der Sahara. Wie Feuer strichen seine Blicke über ihre Haut, und sie hatte Mühe ihnen standzuhalten. Er überlegte.
„Dein Vater schickt dich?“, fragte er nach einer Weile gedehnt.
Sie nickte nur und beobachtete, wie er einen inneren Kampf mit sich ausfocht. Er war nicht begeistert von dieser Wendung, doch schlussendlich gab er nach.
„Na gut, da mir dein Vater ohnehin leidtut, weil er mit so einer Tochter gestraft ist, werde ich ihm den Gefallen tun. Wenn er möchte, werde ich ihn begleiten.“
„Uns … nicht ihn“, korrigierte sie sofort und überging seine Beleidigung. Dieses Mal würde sie sich nicht von ihm provozieren lassen.
„Wie auch immer“, meinte er und hob gleichgültig die breiten Schultern.
Er schwieg eine Weile, bis es ihr zu blöd wurde. Sie schickte sich schon an, sein Büro zu verlassen, als seine Stimme sie aufhielt.
„Paige …“
Sie drehte sich halb zu ihm um und sah ihn an. „Ja?“
„Tu mir einen Gefallen, und halt dich heute Abend von mir fern. Ich habe keine Lust auf eine Stalkerin, die mir am Rockzipfel klebt und sabbert.“
Getroffen durch diese wirklich fiese Bemerkung versuchte sie, die Fassung zu wahren und lächelte ihren Schmerz einfach weg.
„Keine Sorge, du wirst dich in Zukunft nicht mehr mit mir abgeben müssen“, erwiderte sie so würdevoll, wie es ihr noch möglich war. „Und noch was. Du bist nicht der Einzige, der die Schnauze voll hat. Mal bist du heiß, mal bist du kalt. Ich such mir lieber einen echten Mann. Einen, der keine Angst davor hat, sich fallenzulassen und sein Leben zu genießen.“
Sie sah nur noch, wie sich sein Gesicht verhärtete, ehe sie sich umdrehte und auf die Tür zustrebte. Diese knallte sie mit mehr Schwung zu, als nötig gewesen wäre, während sie mit Tränen in den Augen durch den langen Flur hastete, um sich in die Privatsphäre ihres Zimmers zu flüchten.
Kapitel 7
Jede andere Person an ihrer Stelle hätte diese Party genossen. Die Live-Band war gut und spielte nicht nur verstaubte Oldies, sondern auch aktuellere Titel aus den Charts. Das Buffet war mit kulinarischen Köstlichkeiten überfrachtet – kaltes Fingerfood in Form von Schnittchen und Pasteten, dazu zuckersüße Melonenspieße mit zartem Fruchtfleisch, das sich fast schon auflöste, sobald es mit der Zunge in Berührung kam, und Obst, eingewickelt in intensiv duftenden Parmaschinken. Darüber hinaus gab es hübsch dekorierte Tabletts mit verschiedenen Käsesorten und allerlei warmen Speisen, die mit silbernen Hauben bedeckt auf den Warmhalteplatten ruhten. Emsig umhereilende Kellner sorgten dafür, dass die Gläser sich niemals leerten, und der stetig fließende, goldgelbe Strom des plätschernden Champagnerbrunnens hörte sich fast so melodisch an wie eines dieser entzückenden Windspiele, die man auf den Märkten kaufen konnte.
Alles in allem die besten Voraussetzungen, um sich zu amüsieren.
Paige liebte es wirklich auszugehen, Spaß zu haben und sich unter die Leute zu mischen. Egal wo, egal in welcher Begleitung. Heute verspürte sie nichts von alledem, während sie sich in einer stillen Ecke einen Löffel Kaviar nach dem anderen in den Mund stopfte und ihre Augen durch den riesigen Raum schweifen ließ. Sie hoffte, endlich ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Dass sie im Augenblick wie ein Mauerblümchen die nicht enden wollenden Minuten mit essen totschlug, war nicht ihre Vorstellung von einem amüsanten Abend. Ihre Stimmung steuerte somit unaufhaltsam auf den
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