Jagdfieber
auf ihn gewartet. Ein gleißender, weit entfernter Blitz am Himmel dokumentierte das Knistern zwischen ihnen. Es bildete einen unsichtbaren Steg und verband ihre Körper miteinander. All seine Bemühungen, sich von ihr fernzuhalten, wurden nun ad absurdum geführt. Nach wie vor fühlte er sich magisch zu ihr hingezogen, nichts hatte sich geändert.
„Wie lange willst du noch so tun, als hättest du mich nicht bemerkt?“
Stille. Dann drehte sie doch den Kopf und fing seinen Blick auf. Sie lächelte schwach. „Ich dachte eigentlich, du verlierst den Mut und gehst ohne ein Wort. Ich habe schon vor einer Weile gemerkt, dass du hier bist.“
Sie ließ die Augen dreist über seinen Körper wandern, bis sie an seinen Lenden hängen blieben. Ihre Augenbraue hob sich bedeutsam.
„Also ich muss schon sagen, Victor“, fing sie an, „es freut mich wirklich sehr, dich so zu sehen. Das hat so was … Erhebendes.“
Erst wusste er nicht, was sie mit dieser Aussage bezweckte; dann folgte er ihrem Blick, nur um voller Entsetzen die Erektion zu bemerken, die sich deutlich sichtbar unter seiner Hose abzeichnete. Er unterdrückte den Wunsch, seine Hände schützend über die verräterische Schwellung zu legen, und ließ sie einfach starren, während in ihm ein halsstarriger Teufel tobte, der ihm unentwegt soufflierte, ihr die Kleider in Fetzen zu reißen und sie solange zu ficken, bis das anzügliche Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand. Natürlich waren seine Gedanken nicht sonderlich gentlemanlike, doch Paige weckte etwas Urwüchsiges in ihm, das er weder kontrollieren noch unterdrücken konnte. Um sich nicht zu verraten und ihr noch eine weitere Waffe in die Hand zu geben, verzichtete er auf eine Antwort und wartete einfach ab, was sie als nächstes tun würde. Eine Weile lang musterte sie ihn schweigend. Verhaltene Neugier funkelte in ihrem Blick, ehe sie den Kopf wieder zurück zur Koppel drehte und ihn einfach nicht mehr beachtete. Die Pferde fesselten nun ihre Aufmerksamkeit, und Victor fühlte sich das erste Mal seit Jahren wie ein kleiner Schuljunge, der achtlos abgefertigt und in die Büßerecke geschickt wurde.
Innerlich fluchend unterbrach er das Schweigen, weil er die wortlose Stille zwischen ihnen schlichtweg nicht mehr aushielt.
„Hör zu, wir sollten jetzt zurückreiten, bevor uns das Unwetter einholt.“
Paige drehte sich halb zu ihm um und hob gleichgültig die Schultern. „Ein bisschen Regen macht mir nichts aus. Du kannst mich also ruhig hierlassen. Ich muss nachdenken.“
Das fehlte gerade noch. Er wollte sich lieber nicht ausmalen, was dabei rauskam, wenn Paige Turner anfing nachzudenken .
„Nichts da. Du kommst mit mir“, widersprach er prompt und griff nach ihrem Arm.
Sie schlug seine Hand weg und warf hochmütig ihren Kopf in den Nacken. Die langen Haare flogen nur so durch die Luft, ehe sie weich auf ihren Schultern landeten. Ihre Augen blitzten aufmüpfig, ihre Lippen zitterten vor kaum unterdrücktem Zorn.
„Wag es bloß nicht, mich gegen meinen Willen hier wegzubringen, Victor Seymour.“
„Paige, sei vernünftig! Sich hier draußen aufzuhalten, ist viel zu gefährlich, und wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch vor dem ersten Regenguss zurück nach Seymour Manor.“
„Wenn du so viel Angst vor ein bisschen Wasser hast, dann geh doch. Ich bleibe, wo ich bin.“
Ein eigensinniger Zug um ihren Mund untermauerte ihre Uneinsichtigkeit. Victor hätte schreien können, weil sie sich so widerspenstig gab. Gleichzeitig brodelte das Misstrauen in ihm. Sie ließ doch sonst keine Gelegenheit aus, um in seiner Nähe zu sein, auch wenn das in den letzten Wochen verständlicherweise ein wenig nachgelassen hatte.
„Sag mal, ist diese Blümchen-rühr-mich-nicht-an-Show eine neue Taktik von dir? Denkst du, wenn du die Unnahbare spielst, würde ich doch mit dir ins Bett steigen?“
Sein Spott sollte sie aus der Reserve locken, nicht verletzen. Doch Paige wirbelte herum, nackte Wut im Gesicht. „Ich taktiere nicht, das ist wohl eher deine Spezialität“, fauchte sie ihn an.
„Ach ja … wie schön, dass du mich so gut zu kennen scheinst.“
„Tja, wenn man so durchschaubar ist wie du, ist das auch kein großes Kunststück.“
„Du machst dich lächerlich.“
Stolz hob sie das zarte Kinn, die blauen Augen glühend in dem blassen Schneewittchengesicht.
„Vielleicht mach ich mich lächerlich, aber wenigstens stehe ich zu meinen Gefühlen, während du nicht mal weißt, wie dieses Wort
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