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Jagdrevier: Thriller

Jagdrevier: Thriller

Titel: Jagdrevier: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bobby Cole
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sich fröstelnd die Arme.
    Sie machten sich auf die fünf Meilen lange Fahrt über die stillgelegte Bahntrasse, die nun als Straße diente. Elizabeth griff nach Tanners Hand und küsste ihn leidenschaftlich aufs Ohr. Es war nicht leicht, einhändig zu schalten und zu fahren, doch Tanner schwebte im siebten Himmel.
    »Ich bringe dir bei, wie man Verben konjugiert«, flüsterte sie. Dann prustete sie los.

Sechs
    Um Mitternacht war Jake mitten in einem Alptraum, der ihn seit seinem fünfzehnten Lebensjahr verfolgte. Er wirkte so real, so lebhaft. Und er verlief immer gleich. Jake war in der tiefen Dunkelheit vor der Morgendämmerung auf dem Weg zu einem Hochstand. Bei jedem Schritt hörte er ein Geräusch, als würde er verfolgt. Er ging ein bisschen schneller, dann hielt er an. Das, was ihn verfolgte, blieb unbeweglich stehen – genau wie er. Sobald er weiterging, hörte er seinen Verfolger wieder. Die Schritte klangen schwer. Er knipste die Taschenlampe an, erwartete ein glühendes Augenpaar in ihrem Schein. Aber er sah nichts. Dann trat er plötzlich auf etwas, das nicht an diese Stelle gehörte. Es war ein Mensch, jemand, den er kannte. Tot. Brutal ermordet. Die Kehle durchschnitten, überall Blut. Genau in dem Moment, in dem der Strahl der Taschenlampe den Körper traf, hörte er einen hohen, spöttischen Schrei ... dämonisch ... Er kam von dem, was ihm folgte.
    An dieser Stelle wachte Jake jedes Mal auf, schwitzend und zugleich eiskalt. Dieser Alptraum quälte ihn seit zweiundzwanzig Jahren, kam immer und immer wieder. Er kannte einen Psychiater, der seine wahre Freude daran gehabt hätte. Aber er hatte nie einer Menschenseele davon erzählt, und ohne eine Taschenlampe ging er nicht in den Wald, ob tagsüber oder bei Nacht.
    Das Geräusch eines Fahrzeugs, das sich auf der Schotterstraße dem Camp näherte, riss Jake aus seinem Traum. Dankdes orangefarben glühenden Heizgeräts war es im Wohnwagen inzwischen wohlig warm.
Das muss Tate sein.
Jake setzte sich auf und rieb sich die Augen. Dann stand er auf, zog sich die Stiefel an und schaute nach Katy. An ihre Beanie Babies gekuschelt, schlief sie tief und fest.
Ich werde ihn bitten im Clubhaus zu übernachten. Er schnarcht wie ein Güterzug.
    Nur in Boxershorts und Stiefeln öffnete Jake die Wohnwagentür einen Spaltbreit. Außer einigen männlichen Stimmen hörte er Hank Jr. »Whiskey Bent and Hell Bound« singen. Die Leute draußen konnte er nicht sehen, das Tor war knapp hundertfünfzig Meter entfernt. Angestrengt versuchte er zu verstehen, worüber die Männer sprachen. Viele unterschiedliche Stimmen. Das war seltsam. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Die Sache gefiel ihm ganz und gar nicht. Anscheinend stritten die Kerle sich. Jemand mit einer tiefen, rauen Stimme sagte: »Das Tor ist nicht abgeschlossen.« Als Jake einen anderen antworten hörte: »Dann ist das, was wir hier tun, auch kein Einbruch«, wusste er, dass es Ärger geben würde.
    Rasch ging er zu seinem Truck und holte seine Pump-Action-Gun heraus, eine Vorderschaft-Repetierflinte. Er tastete in der Truthahnjagdweste nach Patronen, fand nur die drei, die er auf der Jagd immer mit sich führte, und schob sie ins Magazin. So leise wie möglich lud er durch und ließ die erste Patrone in die Kammer gleiten.
    Zwei Pick-ups fuhren langsam ins Camp. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Ihre Fenster waren offen; sie blieben nebeneinander stehen. Jake wartete im Schatten neben dem Clubhaus. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte.
    »Den Wohnwagen habe ich hier noch nie gesehen«, sagte einer.
    Ein anderer sagte: »Klauen wir den Truck!«
    »Und prügeln wir den Besitzer windelweich«, fügte ein dritter mit eindeutig zu großer Begeisterung hinzu.
    »Haltet verdammt noch mal die Klappe und lasst mich nachdenken!«, befahl der vierte Mann.
    Alle vier stiegen aus und versammelten sich hinter Jakes Truck. Dann gingen sie plötzlich auf seinen Wohnwagen zu, als gehöre ihnen das ganze Camp. Jake sah, wie der Kräftigste eine Pistole zog und durchlud. Er konnte nicht fassen, dass das wirklich geschah. Noch nie im Leben hatte er eine Waffe auf einen Menschen gerichtet. Tatsächlich auf jemanden zu schießen lag jenseits seiner Vorstellungskraft. Doch die schlechte Ausgangslage, in der er sich befand, erforderte gute Entscheidungen. Sein Herz raste so heftig, dass ihm schwindlig wurde.
    Aus dem Schatten heraus sagte er laut: »Keinen Schritt weiter! Ihr macht am besten sofort wieder kehrt. Meine

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