Jagdrevier: Thriller
Waffe ist auf euch gerichtet.«
Alle blieben stehen und sahen den Dünnsten der Gruppe an. Mit einem dreckigen Lachen und einem selbstbewussten Schritt nach vorn fragte der: »Ist sie größer als meine?« Er zog eine 44er-Magnum Ruger Blackhawk aus dem Stiefel und zielte damit in Jakes Richtung.
Das passiert jetzt nicht wirklich.
»Ich meine es ernst«, sagte Jake. »Verschwindet jetzt besser. Sofort. Das ist ein Privatgrundstück.«
»Er hat gar keine Waffe, Johnny Lee!«, schrie der Fette.
»Keine Namen, du blöder Arsch!«, schnauzte der mit der 44er ihn wütend an.
»Passt auf: Ich kenne keinen von euch und erinnere mich an nichts. Und jetzt haut ab!«, schrie Jake.
»Ich glaube auch nicht, dass er eine Knarre hat ... Warum sollte er sich sonst im Schatten verstecken?«, sagte einer von ihnen ziemlich überzeugt.
»Ich bin zur Truthahnjagd hier und mein Gewehr ist auf euch gerichtet. Also schlage ich vor, ihr verlasst das Camp.« Jake wurde langsam richtig nervös. Er überlegte, ob er sich denMännern zeigen sollte, damit sie die Waffe sahen.
Aber würde ich sie in meinen karierten Boxershorts wirklich einschüchtern?
, überlegte er.
Sie schienen die Chancen und Risiken abzuwägen. Dabei machten die Kerle nicht den Eindruck, als hätten sie für fünf Dollar Kleingeld in der Tasche – geschweige denn, als könnten sie derart weitreichende Entscheidungen treffen. Dann lief plötzlich alles wie in Zeitlupe ab. Jake hatte das ungute Gefühl, dass der Dürre, Johnny Lee, auf Ärger aus war und dass die anderen sich an ihm orientierten. Deshalb richtete er die Waffe auf Johnny Lee und entsicherte sie.
»In dem Club gibt es keine Truthahnjäger ... Das weiß ich ... Er blufft. Ich wette, er betrügt hier draußen mit einer flotten Schnecke seine Frau«, sagte einer von ihnen aufgeregt.
»Meinst du?«, fragte Johnny Lee ganz ruhig. Doch Jake sah, wie seine Augen sich weiteten. »Wo ist sie?«
Die Wölfe witterten Beute; sie brannten darauf loszuschlagen.
Johnny Lee starrte direkt in Jakes Richtung. »Durchsuch das Clubhaus!«, befahl er. Er zeigte auf den muskulösen Typen, der auch sofort voller Eifer ins Haus eilte. Drinnen hörte Jake ihn herumstapfen, Türen und Schubladen aufreißen und zuschlagen.
Jake hielt das Gewehr weiterhin auf Johnny Lee gerichtet.
Nach ein paar Minuten war der massige Kerl wieder draußen.
»Keiner da.«
»Sieh dir den Wohnwagen an, Reese.« Johnny Lee grinste.
»Du hast meinen Namen gesagt!«, antwortete derjenige, der offenbar Reese hieß, sofort. Noch rührte er sich nicht.
»Ist doch egal«, sagte Johnny Lee selbstbewusst. »Ich habe eine Idee ... einen Plan.«
Das gefiel Jake überhaupt nicht. Sein Herz schlug heftig und seine Handflächen waren nass geschwitzt. Fieberhaft überlegteer, was er sagen konnte, um die Situation zu entschärfen. Vor seinen Augen entwickelte sich ein unfassbares Szenario, und er hatte das Gefühl, in einer Art Paralleluniversum gelandet zu sein – als stünde er wie ein unbeteiligter Beobachter neben sich. Eine Bewegung, die einer der Kerle machte, holte ihn schlagartig zurück in die Realität. Reese ging auf den Wohnwagen zu.
»Nein! Stopp!«, schrie Jake. »Noch ein Schritt und ich schieße!« Er hoffte, dass sie die Angst in seiner Stimme nicht hörten.
»Bingo!«, schrie Johnny Lee. »Sie ist im Wohnwagen!« Die ganze Bande fing an zu lachen und zu pfeifen.
Jake sagte nichts. Er dachte nach. Die Härchen auf seinem Nacken richteten sich auf. Diese Kerle verstanden nur eine Sprache – Gewalt. Mit Vernunft durfte man bei ihnen nicht rechnen. Er konnte die Waffe noch einmal durchladen, damit sie hörten, dass er tatsächlich eine hatte. Aber wegen der Dunkelheit und dem hohen Gras würde er dabei eine Patrone verlieren.
Johnny Lee sah plötzlich aus, als hätte er eine Entscheidung getroffen.
»Ich glaube, erst mal verderben wir dem Typen so richtig den Abend. Dann haben wir ein ... kleines
Date
mit seiner Lady und klauen anschließend seine Mühle«, sagte er ganz ruhig zu seinem Rudel. Direkt an Jake gewandt fügte er in einem schmeichelnden Ton hinzu: »Tritt aus der Dunkelheit, Bruder, und zeig dich! Kannst du auch quieken wie ein Schwein? Wie der Typ in ‹
Beim Sterben ist jeder der Erste
›? Du weißt ja, was sie danach mit ihm gemacht haben.«
Alle außer Jake lachten sich halb tot.
»Wie sieht sie denn aus? Schwarzes Häschen?«, fragte einer und lachte noch dreckiger.
»Alles ist gut!«, fügte
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