Jagdrevier: Thriller
ein anderer hinzu. Wieder lachten alle.
Jake sagte: »Ich bin allein und habe nur meine Kaliber 12 dabei – und ich will keinen Ärger. Bitte haut einfach ab.«
Sweat zog glucksend ein Messer aus der Gesäßtasche. Er liebte erzwungenen Sex. So erregt war er seit Jahren nicht mehr gewesen.
Die Männer standen keine zehn Schritte von Jake entfernt, doch wegen der Schatten und des Flutlichts, das sie blendete, konnten sie ihn nicht sehen. Er konnte nicht fassen, wie unverfroren sie waren.
Soll ich den Anführer ins Bein schießen? Oder in die Luft ballern? Ich habe nur drei Patronen. Ich darf keine verschwenden.
In Johnny Lees Augen sah Jake die pure Bosheit, und plötzlich war ihm klar, dass er ihn töten musste. Er warf einen Blick über die Schulter, dankte Gott, dass er Katy nicht sah, und betete, dass sie noch schlief.
Johnny Lee richtete seine gigantische Pistole direkt auf Jakes Kopf. Jake schluckte. Er schaute direkt in die Mündung. Ohne Vorwarnung schwang Johnny Lee die Waffe plötzlich in Richtung Wohnwagen und feuerte. BUMM!
Jake machte vor Überraschung und Angst einen Luftsprung.
O mein Gott! Katy!
Er schaute den Wohnwagen an und dann den grinsenden Johnny Lee. Die anderen Typen lachten. Wie in Zeitlupe sah Jake Johnny Lee mit dem Daumen den Hahn spannen und erneut auf den Wohnwagen zielen.
»Neeeeein!«, schrie Jake, nahm Johnny Lees Brust ins Visier und drückte ab. BUMM!
Noch während das Mündungsfeuer alle eine Sekunde lang blendete, brach die Hölle los. Johnny Lee wurde von den Füßen gerissen, Reese schoss zweimal in Jakes Richtung, packte dann Johnny Lee an den Schultern und schleifte ihn zu den Trucks. Der Fette stolperte über einen Grill. Jake lud die zweite Patrone in die Kammer, bereit, auf jeden zu schießen, der sich ihm oder dem Wohnwagen näherte. Zwei weitere Schüsse hallten.Knapp über Jakes Kopf schlugen sie in die Wand des Clubhauses ein. Die Kerle suchten Deckung hinter ihren Trucks und redeten aufgeregt auf ihren Anführer ein. Johnny Lee schrie vor Schmerzen. Hektisch hoben sie ihn auf die Pritsche des schwarzen Pick-ups. Der Splitt stob unter ihren Reifen, als sie zurücksetzten und den Weg entlangjagten. Am Tor hielten sie an. Jake hörte sie streiten. Einer schien ganz besonders außer sich zu sein.
Wie in Trance und triefend vor Schweiß stand Jake da. Die Benommenheit wich nur langsam.
Ich musste auf ihn schießen,
sagte er sich.
Sie haben mich dazu gezwungen. Ich musste Katy schützen.
»Katy! O Shit!« Jake rannte zum Wohnwagen. »O Gott, Katy! Alles in Ordnung? Fehlt dir was? Katy, bist du verletzt?«, schrie er und machte Licht. Ihr winziger Kopf lugte aus dem Schlafsack. Er stürzte zu ihr und nahm sie fest in den Arm.
Dann hob er sie aus dem Bett und rannte mit ihr zum Truck. Sie sah aus, als wolle sie in Tränen ausbrechen. Er setzte sie auf den Beifahrersitz, hetzte erneut zum Wohnwagen, sprang in seine Jeans und griff sich ein Hemd. Auf dem Weg zurück zum Truck kam ihm plötzlich ein Gedanke. Er machte kehrt, holte Katys Tarnkleidung aus dem Airstream und warf sie in den Wagen. Am Tor machten die Kerle noch immer Radau.
»Du hast ihn umgebracht!«, schrien sie in seine Richtung. »Du hast ihn umgebracht! Du Arschloch! Dafür wirst du bezahlen ... Du ... du bist tot!«
Einer brüllte immer wieder: »Du bist eine Leiche, eine lebende Leiche!«
Jake hatte nur zwei Möglichkeiten, aus dem Camp zu kommen: Der übliche Weg führte durch das Tor, das die Rednecks blockierten. Aber es gab noch einen selten benutzten Forstwirtschaftsweg. Er schlängelte sich etliche Meilen weit durch den Wald, dann traf er auf eine ehemalige Bahntrasse, die Dummy Line genannt wurde und nach ein paar weiteren Meilen an einerLandstraße endete. Über die Trasse hatte Jake das Camp noch nie verlassen.
Mit durchdrehenden Reifen steuerte er Richtung Süden zur Dummy Line. Als er um die Kurve schlingerte, sah er noch einmal kurz die Kerle am Tor.
»Daddy, was ist passiert? Was ist los?«, jammerte Katy.
»Ein paar sehr böse Männer wollten uns etwas antun und ich musste auf einen von ihnen schießen. Jetzt müssen wir schnell hier weg. Bitte hör mir jetzt gut zu und tu genau das, was ich sage ... Okay? Bitte? Du musst mir helfen. Okay?«
Mit Tränen in den Augen nickte sie. Jake schnappte sein Handy. Ein Balken auf der Empfangsanzeige. Er trat auf die Bremse, öffnete das Handschuhfach und zog sein Notizbuch heraus. Sein erster Gedanke war, den Sheriff anzurufen.
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