Jagt das rote Geister-Auto!
Muß durchaus nicht der
Geisterfahrer gewesen sein.“
„Eigentlich“, sagte Karl, „ist dieser
Frey sehr leichtsinnig. Er haut ab aus der Firma — mittags. Und dann dies hier.
Er muß sich doch sagen: Wenn Hagen überlebt, braucht der nur eins und eins
zusammenzuzählen.“
„Vielleicht ist unsere Theorie ganz
falsch“, warf Gaby ein. Tim sah in ihre Blauaugen. „Was meinst du?“
„Es könnte ein ganz normaler Unfall
gewesen sein, mit dem dieser Frey gar nichts zu tun hat.“
Die Jungs dachten nach, sogar Klößchen
bemühte sich.
Aber der Tortenkarton auf dem
Gepäckträger störte seine Konzentration ganz erheblich.
„Mit grauer Theorie und Geistesblitzen
kommen wir nicht weiter“, sagte Tim. „Wir müssen überprüfen. Ich schlage vor,
wir fahren zu Frey und stellen ihn zur Rede. Dann können wir ihn auch gleich
bewachen, bis die Polizei eintrifft.“
„Hast du die Adresse?“ fragte Karl.
„Die steht im Telefonbuch.“ Tim
grinste. „Die Oma in ihrem Häuschen kennt dich doch schon. Sicherlich erlaubt
sie dir, daß du die Adresse heraussuchst.“
12. Getürmt
Sie hatten Glück. Dr. Frey wohnte keine
zehn Minuten entfernt.
Es handelte sich um ein Apartmenthaus
mit sechs Etagen. Dr. Frey wohnte in der dritten.
Nachdem Tim geklingelt hatte, meldete
sich eine Frauenstimme in der Gegensprechanlage neben der Tür. Dr. Frey sei
nicht zu Hause, sondern verreist.
„Erzählen Sie keinen Unsinn!“ meinte
Tim barsch. „Jeden Moment wird die Polizei hier sein und den sauberen Herrn
abholen. Sagen Sie ihm das, falls er sich im Badezimmer versteckt. Und sagen
Sie ihm auch, daß wir unbedingt mit ihm reden müssen.“
„Aber er...“, stotterte sie. „Moment,
ich drücke auf den Summer. Ich bin die Frau Wonscheck. Ich putze bei ihm.“
Die Putzfrau Wonscheck war eine
rundliche Person.
Verstört stand sie in der Eingangstür
der Frey-Wohnung, einen Putzlappen in der einen, eine Flasche mit Möbelpolitur
in der anderen Hand.
Die Dick-Madame lügt nicht, stellte Tim
fest — nach einem Blick auf ihr ehrliches Pfirsich-Gesicht.
Sie erfuhren, Dr. Frey sei mittags
heimgekommen, aufgeregt und nervös. Er habe sofort beim Flughafen angerufen — und
gerade noch einen Platz in der Maschine nach Zürich erwischt.
„Ich mußte ihm beim Packen helfen“,
erzählte Frau Wonscheck. „Seine besten Anzüge hat er mitgenommen. Und — was
mich wunderte — alle sechs Armbanduhren. Und die drei Siegelringe. Mir hat er
den Lohn für den ganzen Monat gegeben. Ich bin nämlich gerade beim Frühjahrsputz.
Mindestens bis acht Uhr habe ich noch zu tun.“
„Und?“ fragte Tim. „Wie ging’s weiter?“
„Das Taxi kam. Er ist zum Flughafen
gefahren. Dann — etwa vor einer Viertelstunde — hat er aus Zürich angerufen.
Und gefragt, ob jemand hier gewesen sei.“
„Aber es war niemand hier?“
„Nein. Ihr seid die ersten.“
„Was für einen Wagen fährt er?“
„Einen weißen Audi. Der steht hinten
auf dem Hof. Ach Gott, ach Gott! Was hat er denn getan — daß die Polizei nach
ihm sucht?“
„Betriebsspionage.“
„Ach Gott, ach Gott! Er ist ein Spion.
Was soll ich denn nun machen? Bad und Küche wollte ich noch putzen.“
„Wenn er Sie dafür bezahlt hat, dann
sollten Sie weitermachen. Schließlich sind Küche und Bad nicht daran schuld,
daß Dr. Frey auf die schiefe Bahn gerät. Dürfen wir mal telefonieren?“
Die Putzfrau hatte nichts dagegen.
„Schon wieder?“ fragte Klößchen. „Bei
uns bricht wohl die Telefonitis aus?“
„Vielleicht denkst du auch mal, statt
nur Hunger zu haben. Wir müssen feststellen, wem der rote Porsche gehört,
dessen Nummer Karl — glücklicherweise — erkannt und im Gedächtnis gespeichert
hat. Gaby, bitte, laß mal deinen Charme los. Wenn du Bosco Kleckmeier bittest,
schmilzt er wie Butter in der Sonne.“
Alle lachten, ausgenommen Frau
Wonscheck, die den Bosco Kleckmeier nicht kannte.
Er gehörte seit kurzem zu Kommissar Glockners
Abteilung, als jüngster Kriminal-Anwärter: noch grün hinter den Ohren und für
diesen Berufszweig eigentlich zu schüchtern. Aber Glockner sagte ihm
Intelligenz nach und emsiges Bemühen.
Bosco Kleckmeier errötete jedesmal,
wenn Gaby im Präsidium auftauchte.
Das nutzte sie jetzt aus, schamlos.
Nachdem sie ihn telefonisch erreicht
und dann aufgelegt hatte, vergingen nur zweieinhalb Minuten, bis Bosco
zurückrief.
Der rote Porsche, teilte er mit, gehöre
einem gewissen Heinrich-Engelmar Busse. Der Mann
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