Jagt das rote Geister-Auto!
besitze einen Wein- und Spirituosen-Großhandel
in der Severin-Straße Nr. 5.
Gaby bedankte sich.
*
Adolf Hussler, der Geisterfahrer — mit
dem Ziel, alle Fußgänger und Zweirad-Fahrer auszurotten -, hatte Besuch.
Schon zum viertenmal — seit Adolfs
Einlieferung vor einem Jahr — erschien Katrin Hasenpatz in der Privatklinik von
Professor Demenz, um sich nach dem lieben Verwandten zu erkundigen.
Katrin Hasenpatz war die Ehehälfte
jenes entfernten Verwandten, der Adolfs Vermögen verwaltete und auch die Kosten
für die Unterbringung bezahlte.
Es war Nachmittag.
Katrin wartete im sogenannten
Besuchszimmer.
Soeben hatte sich der Krankenwärter
entfernt.
Adolf werde gleich kommen.
Katrin blickte gelangweilt auf ihre
langen roten Fingernägel und überlegte, ob sie ihren Pelzmantel, einen überaus
wertvollen Luchs, ablegen sollte.
Katrin war 37, trug volle
Kriegsbemalung, hatte ihr braunrotes Haar aufgesteckt und hielt sich für eine
Schönheit.
Viele Männer teilten diese Meinung.
Sogar ihr eigener Mann fand sie recht hübsch, sagte aber auch, es sei
angenehmer, mit einem Dutzend Klapperschlangen unter einem Dach zu leben als
mit Katrin Hasenpatz.
Jetzt öffnete sich die Tür.
Katrins grüne Augen blickten auf.
Dann senkte sie den Blick, denn Adolf
Hussler kam auf allen Vieren herein.
Wirr hingen ihm die Haare ins Gesicht.
Mit der Ferse kickte er die Tür hinter
sich zu.
Auf Händen und Knien kroch er Katrin
entgegen.
Sie sah, daß er seine Cordhose verkehrt
herum anhatte, den Schlitz nämlich hinten trug.
„Adolf, was soll das? So krank bist du
doch nicht mehr.“
Er stieß ein munteres Bellen aus. Es
klang nach Dackel.
Schnuppernd schob sich die Nase über
den Boden.
„Ich soll dich von Wähnried grüßen“,
sagte Katrin, „meinem lieben Mann. Er läßt ausrichten, dein Geld gehe zur
Neige. Aber wir wissen ja, daß du noch eine Menge in der Schweiz hast. Auf
einem geheimen Konto. Dieses Geld brauchen wir bald, Adolf. Hörst du zu?“
Er hatte ihren Stuhl erreicht und
beschnupperte ihre Füße.
„Adolf, willst du mir dieses geheime
Nummernkonto nicht endlich verraten!“
Adolf kroch jetzt im Rückwärtsgang und
begann zu wiehern.
„Adolf!“
Der Geisterfahrer griff in die
Hosentasche, deren Öffnung nach vorn zeigte, holte eine Handvoll Zuckerstücke
hervor und verteilte sie auf dem Teppich.
„Adolf, nicht schon wieder! Das ist ja
unappetitlich.“
Aber er ließ sich nicht stören.
Schmatzend sammelte er die Zuckerstücke
mit der Zunge auf und zermalmte sie zwischen den Zähnen.
„Habe verstanden“, seufzte sie. „Ich
soll abhauen. Und du willst nicht verraten, wo du dein Geld hast. Hoffentlich
überlegst du dir das noch. Sonst sitzt du hier bald auf dem Trocknen.“
Sie erhob sich und ging zur Tür.
„Grüß Wähnried“, sagte Adolf vom
Teppich her. „Zu seiner Beerdigung komme ich bestimmt. Er soll nicht mehr so
lange damit warten.“
„Du Mistkerl!“
Damit war sie draußen, und die Tür fiel
ins Schloß.
Adolf stand auf. Er grinste, rieb sich
die Hände an der Hose ab und spuckte das letzte Zuckerstück aus.
Mit seinem Links-seitwärts-Gang eilte
er zum Fenster.
Katrin Hasenpatz trat aus dem
ehemaligen Villen-Portal, ging zu ihrem Mercedes, stieg ein, klemmte ihren
Luchsmantel in die Tür und mußte den Schlag nochmal öffnen.
Wütend fuhr sie ab — zum Tor hinaus,
das hinter ihr sofort geschlossen wurde.
Der Krankenwärter Schulze-Pretenkopp
besorgte das. Er war beliebt bei den ‚leichten Fällen’, weil er beide Augen
zudrückte, wenn abends die Schnapsflaschen herumgereicht wurden.
Adolf leckte über seinen Schnurrbart,
strich sich die Haare zur Seite und zog die Hose aus.
Ein Fenster stand offen. Eine Biene
summte herein. Adolf schlug zu mit seiner Hose. Leider traf er auch. Als die
Biene auf dem Teppich lag, trat er drauf.
„Nie“, flüsterte die schrille Stimme, „sage
ich euch, wo mein Geld ist. Nie! Erbschleicher-Bande, elende!“
Er zog die Hose wieder an, diesmal mit
dem Hosenschlitz nach vorn.
Dann dachte er nach über sein Horoskop.
Es war ungünstig heute, mittelprächtig
für morgen und erfreulich für Donnerstag.
Danach werde ich mich richten, beschloß
er, heute und vielleicht auch morgen bleibt der Ferrari im Stall. Aber dann...!
13. Durch Irrtum zur Wahrheit
Im Polizei-Präsidium, wo die TKKG-Bande
ungefähr so bekannt ist wie der Polizei-Präsident persönlich, herrschte die
übliche Nachmittags-Hektik.
Das
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