Jagt das rote Geister-Auto!
Glockners weißer BMW.
Gaby saß auf dem Beifahrersitz, hatte
Tim schon entdeckt und winkte. Mit ihrem Vater kam sie herein.
„Mein Rad liegt im Kofferraum“,
sprudelte sie hervor, während Tim den Kommissar begrüßte. „Ich wollte auch
hierher. Unterwegs hat Papi mich aufgelesen. Er war vorher noch zum Präsidium
gefahren, was ich nicht wußte.“
Glockner legte Tim eine Hand auf die
Schulter, nachdem er dem Pförtner zugenickt hatte.
„Hier treffen wir anscheinend niemanden
mehr an, Tim. Aber deine Idee — Gaby hat mir berichtet — ist Gold wert. Wenn
Leo Zeckel der Einbrecher ist und“, er senkte die Stimme, „dieser Döbl mit ihm
gemeinsame Sache macht — dann ist das ein Supercoup.“
„Sie suchen jetzt nach Leo?“
Glockner nickte. „Ich war schon im
Lischel-Weg hinter der Zementfabrik. Bei sich zu Hause ist er nicht.“
Der Pförtner stand ein paar Armlängen
entfernt, hielt Maulaffen feil und bewegte wiederholt die schlaffen Lippen, als
wollte er was sagen.
Der Kommissar merkte es. „Ja, Herr
Blechl?“
„Äh, Herr Kommissar, ich bin gehalten,
hier abzuschließen. Sozusagen jetzt. Außer uns ist niemand mehr im Haus.“ Glockner
nickte.
Aber Tim sagte: „Da wäre ich an Ihrer
Stelle nicht so sicher, Herr Blechl. Die Blattlaus soll mich beißen, wenn das
rote Blinksignal dort nicht ein Notruf ist. Steckt etwa der Lift fest?“ Der
Pförtner drehte sich um.
Auch Gaby und der Kommissar blickten
zum Glaskasten. „Um Gottes willen!“ murmelte Blechl. „Du hast recht.“
Er stürmte an seinen Arbeitsplatz,
drückte auf irgendwelche Knöpfe an der Schalttafel, setzte offenbar die
Katastrophen-Verhinderungsmaschine in Gang.
Das rote Blinklämpchen erlosch.
Irgendwo oben im Haus ertönte ein
Knirschen und Rumpeln.
Aber nicht die Stockwerke stürzten ein,
sondern der Lift kam herunter.
Er hielt im Erdgeschoß, und die Tür
glitt auf.
Zwei Gestalten taumelten heraus,
behinderten sich gegenseitig, stolperten über die eigenen Füße und hatten
totenbleiche Gesichter.
„Weg hier! Weg!“ schrie Rode. „Die
Bombe müßte längst... müßte längst explodiert sein.“
Leo Zeckel, dem der kalte Schweiß über
die menschenfeindliche Miene lief, wollte zum Ausgang sprinten.
Tim streckte das Bein aus.
Zeckel stolperte, hob ab und lag dann
auf dem Bauch.
Es war eine harte Landung. Alle Knochen
wurden durchgerüttelt. Zeckel blieb liegen.
Paul Rode fuchtelte mit beiden Händen,
als wollte er Hühner verscheuchen.
„Er... ist der Erpresser.“ Er wies auf
Zeckel. „Und er hat eine Bombe im Keller versteckt. Unter dem Fahrstuhlschacht.
Sie müßte längst explodiert sein. Schon vor...“ Er stockte.
„...vier Minuten“, sagte Leo und
richtete sich langsam auf. „Wahrscheinlich funktioniert der Zünder wieder
nicht. Das ist alles ein Schund heutzutage!“
Gaby, Tim und Blechl hatten sich noch
nicht von ihrer Überraschung erholt.
Aber Glockner war Herr der Lage.
„Raus aus dem Gebäude!“ befahl er. „Alle.
Die Bombe kann immer noch explodieren.“
Er faßte Zeckel, der sich mühsam auf
die Füße gestellt hatte, am Arm.
Der Erpresser ließ den Kopf hängen. Er
wirkte wie jemand, der außer seiner Ehre soeben auch den letzten Pfennig
verloren hat.
Alle hasteten ins Freie.
Lediglich Tim sauste die fünf Schritte
bis zum Lift und hob die prallgefüllte Aktentasche auf, die dort lag.
Vielleicht gehört sie Zeckel, dachte
er, und enthält wichtige Beweise.
Aber dann, als er den anderen nach und
ins Freie stürmte, sprang Rode auf ihn zu wie ein Abwehrspieler der Handball-National-Mannschaft.
„Ah, nett von dir. Das ist meine
Tasche.“
Tim war sie los, ehe er sich versah.
Glockner legte Zeckel Handschellen an
und bugsierte den Übeltäter in den Fond des Wagens.
Oberbuchhalter Rode begann zu erzählen,
was sich ereignet hatte. Sicherlich bereute Leo jetzt sein freimütiges
Geständnis, das er abgelegt hatte in den Sekunden der Angst.
Über Sprechfunk, den er im Wagen hat,
rief Glockner im Präsidium an. Sofort machten sich Sprengstoff-Spezialisten auf
den Weg.
„Damit zerplatzt mein Verdacht wie eine
Seifenblase“, sagte Tim zu Gaby. „Leo ist Erpresser und Bombenleger, kein
Einbrecher und damit auch nicht verantwortlich für den Millionendiebstahl.“
Gaby nickte. „Hätte er gestern die
Knete geklaut, wäre er jetzt nicht noch mal angerückt mit seiner Bombe, die
nicht funktioniert. Nee! Mit 940 000 in der Tasche hätte der Typ den nächsten
Flieger geschnappt.
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