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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Handtasche: Puderdose, Lippenstift, Kamm und zwei seidene
Taschentücher mit den eingestickten Initialen ( Anfangsbuchstaben ) M. H.
— was natürlich nichts anderes hieß als Marga Heinze.
    Otto Panrich betrachtete alles
ausgiebig.
    An den Überfall beim Central-Kino
entsann er sich nur ungenau. Er war etwas betrunken gewesen.
    Wenn schon! Einen Überfall beherrschte
er auch dann noch aus dem Effeff.
    Panrich legte alles in die Handtasche
zurück — und diese in den Koffer.
    Durst meldete sich. Der Ganove nahm
einen Schluck aus der Flasche.
    Dann hörte er die Schritte nebenan.
    Zum Teufel, war das hier hellhörig!
    Jetzt klingelte drüben das Telefon.
    „Hier Paul Rode“, meldete sich eine
Männerstimme. Sie klang gehetzt. Sekunden später fuhr der Mann fort: „Aber,
Katrin! Wo bleibst du! Es ist 19 Uhr durch. Und wir brauchen Vorsprung.“
    Jetzt lauschte dieser Rode.
    Auch Otto Panrich machte lange Ohren.
    Der Mann in Nr. 19 stieß japsende Laute
aus, als bliebe ihm die Luftweg.
    „Katrin!“ wimmerte er. „Das darf nicht
wahr sein! Denk an unsere Insel! An die Kokosnüsse und die Bananen. An den
weißen Sand. Wir wollen doch... Bist du... Was ist in dich gefahren, Liebling?
Das kann nicht dein Ernst sein.“
    Offenbar versicherte sie ihm, es sei
ihr Ernst.
    Rode schluchzte auf. Es klang
wehleidig.
    Panrich verzog das Gesicht. Vor solchen
Typen ekelte ihm.
    „Katrin!“ beschwor Rode die Anruferin. „Daß
wir zusammen durchbrennen, ist abgemacht. Du hast es immer gewußt. Jetzt habe
ich die Taschen voller Geld. Wie ich dir heute mittag schon sagte. 940 000
Mark. Das Geld aus der Firma. Es ist hier in meiner schwarzen Aktentasche. Mit
dem Geld reichen wir lange. Bitte, komm her! Ich warte hier auf dich. Zu Hause
wäre es mir zu gefährlich gewesen. Dieser Kommissar Glockner macht einen
verdammt cleveren Eindruck. Wer weiß... Also, Katrin, es geht um Stunden. Wir
haben nur eine Nacht Vorsprung. Aber das genügt. Du kommst her. Wir fahren
nach... Was?“

    Wieder war sie dran mit dem Reden.
    Dann sagte Rode: „Dein Mann bereite dir
Übelkeit, hast du immer gesagt. Und jetzt plötzlich willst du bei ihm bleiben.
Ich begreife das nicht.“
    Panrich wischte sich über die
schweißnasse Stirn.
    940 000! Das durfte nicht wahr sein!
Ein Berg Kohle nebenan — in Reichweite. Rode hatte sich offenbar aus der
Firmenkasse bedient. Aber dieser dummen Nuß Katrin war das anscheinend nicht
genug.
    „Katrin!“ hörte Panrich abermals. „Deinetwegen
habe ich meine Existenz ruiniert. Ab morgen früh — wenn sie merken, daß ich
getürmt bin — sitzt mir die Polizei im Nacken. Ist ja geradezu witzig, wie
Bruchseidl in Bedrängnis kommt. Frey verscherbelt Forschungsunterlagen und
setzt sich ab. Hagen läßt sich überfahren und macht Urlaub im Krankenhaus. Und
jetzt verschwinde ich mit dem Geld. Wenn da... Was? Ich bin im Motel
Buchenhöhe, Zimmer 19. Wie? Nein, Liebling, ohne dich ist mir alles egal. Ich
flehe dich an. Ich...“
    Sekundenlang war Stille. Dann: „Katrin!“
    Doch die Verbindung war offensichtlich
unterbrochen.
    Panrich hatte bereits begonnen, seine
Habe wieder in den Koffer zu packen.
    Nebenan herrschte Stille.
    Panrich schlüpfte in seine Jacke, schob
die Pistole in den Hosenbund und öffnete die Tür einen Spalt.
    Das Motel war U-förmig angelegt.
Panrichs Zimmer lag am Ende des östlichen Bogens.
    Anmeldung und Restaurant waren weit
genug entfernt. Niemand würde was merken.
    Etliche Wagen parkten vor den belegten
Zimmern.
    Dieser Paul Rode fuhr einen braunen
Opel mit städtischem Kennzeichen und der nachfolgenden Kombination PR 111.
    Panrichs Blicke zuckten umher.
    Nein, im Moment war niemand zu sehen.
    Der Ganove trat auf die überdachte,
umlaufende Veranda und klopfte an Rodes Tür.
    „Wer ist da?“
    „Zimmer-Service. Ich bringe frische
Handtücher, mein Herr.“
    Rode öffnete.
    Im selben Moment erhielt er mit dem
Pistolenkolben einen Schlag auf den Kopf.
    Bewußtlos stürzte der Oberbuchhalter
auf den abgewetzten Teppich.
     
    *
     
    Katrin Hasenpatz hielt sich für
entschlußfreudig und wurde von Gewissensbissen nicht belästigt. Um so
schlimmer, daß sie jetzt verärgert war über sich selbst.
    Paulilein Rode, der trockne
Oberbuchhalter, war für sie nur ein Zeitvertreib, nur ein Mittel gegen ihre
Langeweile. Aber Paulilein nahm die Liebschaft offensichtlich viel zu ernst. In
gewisser Weise tat er ihr leid. Doch war das ein Grund, ihr bewährtes
Luxusleben an der Seite des fetten, ollen

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