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Jagt das rote Geister-Auto!

Jagt das rote Geister-Auto!

Titel: Jagt das rote Geister-Auto! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht einschlafen,
zählte dann in Gedanken 377 Schäfchen, ließ sie über Zäune springen und äsen,
mischte 42 schwarze Schafe in die Herde und 22 Böcke, trieb schließlich in den
Stall und — döselte endlich ein.
    „Peter Carsten, Telefon!“ schrillte
eine Stimme
    Tim stand senkrecht im Bett.
    „Himmel!“ fluchte er. „Wo doch endlich
alle Schafe im Stall sind und...“ Er stockte.
    „Was ist?“ fragte der EvD
Ritzpringlein.
    „Schon gut. Ich habe geträumt. Sagten
Sie Telefon, Herr Doktor?“
    „Für dich. Es ist deine Freundin Gaby.
Ich habe das Gespräch in die Besenkammer gelegt.“
    Tim schlüpfte in Bademantel und
Hauslatschen und sauste die Treppe hinunter.
    Klößchen schlief weiter.
    „Ja, Gaby?“ Tim quetschte sich in die
enge Telefonzelle und hatte den Hörer am Ohr.
    „Du weißt noch nicht das Neueste“,
teilte Gaby mit. „Bei Bruchseidl und Co hat jemand 940 000 Mark geklaut.“
    „Mehr nicht? Kann man das im Rucksack
wegtragen? Oder braucht man einen Lkw?“
    „Keine Ahnung. Ich hatte noch nie
soviel auf dem Sparbuch.“
    Gaby erzählte, was sie von ihrem Vater
wußte, und setzte hinzu: „Aber das ist noch nicht alles. Als mein Papi eben
heimkam und ich alles erfuhr, habe ich ihm natürlich gesagt, wie überaus
verdächtig Leo Zeckel sich gestern bei der Firma rumdrückte. Als Einbrecher,
meine ich, ist er der Hauptverdächtige. Hast du doch auch gesagt. Mein Papi ist
jetzt nochmal zum Tatort rausgefahren. Er will feststellen, ob ein Typ wie Leo
dort auch von anderen gesehen wurde — nach Einbruch der Dunkelheit und so.“
    „Wenn Leo den Bruch gemacht hat, ist er
inzwischen über alle Berge.“
    „Meinst du?“
    „Bestimmt. Allerdings konnte er nicht
wissen, daß der Tresor offen stand. Es sei denn...“ Tim hielt den Atem an. „Es
sei denn, Gaby, der nervöse Döbl steckt mit ihm unter einer Decke. Pfote! Das
muß dein Vater wissen. Ich schmeiße mich sofort in die Klamotten und presche
zur Bruchseidl-Firma. Wie spät ist es? Halb sechs durch. Da wollte ich sowieso
aufstehen. Tschüß, Gaby.“
    Er legte auf, jagte die Treppe hoch,
brauchte zwei Minuten, um sich fix und fertig anzuziehen und gab es auf,
Klößchen zu wecken. Der schlief wie ein Murmeltier.
    Tim holte sein Rennrad aus dem
Fahrradkeller und peilte eine neue Rekordzeit an.
     
    *
     
    Wieder war es 18 Uhr — in der Firma
Bruchseidl und auch sonst überall in der Stadt.
    Wieder stürmten alle Angestellten zum
Lift.
    Paul Rode hörte die Schritte auf dem
Flur und die Stimmen.
    Mit zusammengepreßten Lippen saß der
Oberbuchhalter hinter seinem Schreibtisch.
    Mindestens 30 Zigarettenreste lagen im
Aschenbecher. Die Luft in Rodes Büro roch wie die Pest und war ebenso
schädlich.
    Rode stand auf, öffnete die Tür einen
Spalt und beobachtete, wie auch Marga Heinze zum Lift eilte — mit der
Handtasche unterm Arm und einem Feierabend-Lächeln auf dem hübschen Gesicht.
    Rode wartete, bis er allein war in der
neunten Etage.
    Jetzt umhüllte ihn Stille. Die
Motorengeräusche auf dem Hof drangen wie aus weiter Ferne herauf.
    Rode verließ sein Büro, ging den Flur
entlang und schloß die letzte Tür hinten links auf.
    In diesem Raum, zu dem nur wenige den
Schlüssel besaßen, stapelten sich alte Akten, Papierkram, überholte Verträge,
Bilanzen — lauter Zeug, das nicht wert war, daß man’s in den Computer eingab.
Das man aber andererseits noch nicht wegwerfen durfte.
    Aus sicherem Versteck hinter einem
Stapel Akten holte Rode die prallgefüllte Aktentasche hervor.
    Sie enthielt 940 000 Mark.
    Zwei Minuten später wartete er auf den
Lift.
    Der kam und hielt.
    Die Tür glitt auf.
    Ein Mann stand in der Ecke, abgewandt,
mit dem Rücken zu Rode. Der stieg ein und drückte ,Erdgeschoß’.
    Der Oberbuchhalter schwitzte. Ihm war
bewußt, was er tat. Noch nie hatte er bisher die geringste Verfehlung begangen.
Aber diese Gelegenheit, sagte er sich, kommt im Leben nicht wieder. Fast eine
Million auf einen Schlag.
    Vor seinem geistigen Auge erblickte
Rode eine einsame Insel mit weißem Strand, Kokosnüssen und Bananen. Katrin
Hasenpatz hüpfte über den weißen Sand, während die Wellen des Meeres — ganz
flache Wellen, versteht sich — ihre Knöchel umspülten. Katrin ließ ihr
rotbraunes Haar flattern und...
    Mit einem Ruck fuhr der Lift an.
    Während er abwärts glitt, drehte der
andere Mann sich um.
    Rode schob die Brauen zusammen.
    Woher kannte er diesen unangenehmen
Typ?
    Er hatte lange, rote Haare. Das

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