Jahrestage 1: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl
und Ortsgruppenleiter von der Partei und abgebrochener Student der Rechte, aber daß Papenbrock Papenbrock ist. Und bleibt. Sehr richtig. Und sein wird. Und Jansen hatte es wohl gar nicht so richtig mitbekommen, daß ihn da was überfahren hatte. Der hatte reichlich andere Sorgen. Ach nee. Doch. Das weiß der, daß wir wissen, daß wir Rechtsanwalt Jansen in Gneez einen Gefallen tun und nehmen seinen verkrachten Sohn als Bürgermeister, und Bürgermeister in Jerichow, das wird wohl Pap Jansens letzter Versuch sein. Klar ist Friedrich Jansen ein alter Kämpfer, Mitglied der Partei seit 1927, darum haben wir ihn gewählt, und wir haben ihn auch als kleinen Jungen gesehen, als er im Stadtpark von Gneez auf einem Bein stand und sich nicht nach Hause traute, weil er sich in die Hosen gemacht hatte. Und jetzt is er hinterher wie der Teufel bei der armen Seele bei den Beamten und will die Fragebogen wegen arischer Abstammung einsammeln und kein Aas hat seinen fertig. Stoffregen war ja ganz aus dem Häuschen. Stoffregen klingt auch nicht arisch. Klingt dir das arisch? Stoffregen. Und dann hat er noch Glück gehabt, daß dieser Kliefoth Bescheid wußte. Was für ein Kleie-am-Fuß. Dieser Dr. Kliefoth, dieser Englischlehrer, der das Haus von Erdamer gekauft hat, der aus Berlin, nein eigentlich aus Malchow, ich mein da ist er her und unterrichtet jetzt am Gymnasium in Gneez und fährt jeden Morgen mit dem Zug. Der. Ach, der. Also der hört davon und geht hin zu Stoffregen und sagt es ihm. Und Stoffregen, Ottje, er hätte das ja nun selber wissen müssen, als Lehrer, und ein Mensch denkt doch über seinen Namen nach. Ich nicht. Das glaub ich dir, Hünemörder. Und Dr. Kliefoth sagt zu Ottje: Das ist Mittel-Nieder-Deutsch, früher mit ein langen o gesprochn, und es kommt von stôven, und das heißt schnell jagen und bezieht sich auf das Wetter zur Zeit der Geburt. Ganz einfach, nich. Mittelniederdeutsch is arisch, unt Ottje is nu auch wieder arisch. Nein du, danken kann Stoffregen es dem Kliefoth nicht. Das is doch nich alles, Mensch! Denk doch mal nach! Was heißt denn Stoffregen nu! Das ratet ihr nicht. Dem geb ich einen aus, der das rät. Na? Wolkenbruch heißt es. Platzregen heißt es. Siehst du wohl. Ottje Platzregen. Und mit so einem Namen war er mal hinter Lisbeth Papenbrock her und wollte sie heiraten. Lisbeth Stoffregen. Lisbeth Platzregen, ich weiß nicht. Mir gefällt es nich. Es is ganz gut, daß sie diesen Cresspahl genommen hat. Lisbeth Cresspahl, das is so weit gut und richtich.
So hieß es, und so wurde gesagt.
6. Dezember, 1967 Mittwoch
Die New York Times bringt auf der ersten Seite, unter der Datumszeile, das Foto von den Jugendlichen, die sich gestern morgen vor das Gebäude gesetzt haben, in dem die Rekruten in die Armee gezogen werden. Sie hat nicht einen Moment ausgesucht, in dem die Polizisten mit mehr freundlicher Miene vor den Sitzenden stehen. Sie hat eigens eine Zeichnung von der Stelle der Stadt, an der die Demonstration stattfand. Wer zu der heutigen gehen will, kann den Ort mit Hilfe der New York Times finden. So ist es wohl nicht gemeint.
In Springfield in Missouri gibt es einen ehemaligen Agenten des Geheimdienstes, Abraham W. Bolden, der behauptet, er sei ins Gefängnis getan worden, weil er vor der Kommission zur Aufklärung des Mordes am Präsidenten Kennedy aussagen wollte, daß der Geheimdienst von dem Anschlag gewußt habe, bevor er ausgeführt wurde.
25 Jahre Zwangsarbeit für einen Sergeanten, der Spionage für die Sowjets zugibt. Nikolai Fedorowitsch Popow von den Vereinten Nationen, dem die Sache 1000 Dollar wert war, ist schon lange außer Landes.
Das Gericht in Queens kann Söhnchen Franzese noch immer nicht beweisen, daß er dabei war, als man den Habicht Rupolo mit Betonklötzen beschwert in die Jamaica-Bucht versenkte. Er war ja nicht einmal anwesend, als seine drei Freunde den noch lebenden Habicht aus dem verabredungsgemäß abgestellten Auto beim Hotel Skyway am Flughafen Kennedy holten und den schreienden Mann mit vier letzten Stichen abmurksten.
Was hatte Cresspahl für Wünsche an das Jahr 1934?
Es möchte wirklich etwas Wahres sein an dem, daß die Mücken sich nicht in die Nähe von Walnußbäumen trauten. Denn ihm war nun bewußt geworden, daß zwei vor seinem Haus standen, und ein Wohnen ohne Mücken wäre doch gut für das Kind. Könnte das Kind später bei offenem Fenster schlafen.
Daß Lisbeth aufhören würde, ihm Angst zu machen. Sie war manchmal nicht zu
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