Jahrmarkt der Eitelkeit
ging es weiter, Piccadilly entlang, wo das Apsley-Haus 1 und das Sankt-Georgs-Hospital noch rote Jacken trugen, wo es noch Öllaternen gab, wo der Achilles 2 noch nicht geboren war und man den Pimlico-Bogen noch nicht gebaut hatte und auch nicht das abscheuliche Monstrum von Reiterstandbild, das die ganze Umgebung jetzt überragt. Und so fuhren sie durch Brompton auf eine bestimmte Kapelle in der Nähe der Fulham Road zu.
Dort wartete eine vierspännige Kutsche und noch eine vornehme, die man damals Glaskutsche nannte. Nur sehr wenige Müßiggänger waren in Anbetracht des abscheulichen Regenwetters dort versammelt.
»Zum Henker!« rief George. »Ich habe doch gesagt, zwei sind genug.«
»Mein Herr wollte vier haben«, sagte Mr. Joseph Sedleys Diener, der dort wartete. Er und auch Mr. Osbornes Diener waren der Ansicht, während sie George und William in die Kirche folgten, daß es »wirklich eine schäbige Veranstaltung sei, wo es kaum ein Frühstück oder eine Hochzeitsschleife gebe«.
»Da seid ihr ja«, sagte unser alter Freund Joe Sedley und trat hinzu. »Du kommst fünf Minuten zu spät, George, mein Junge. Was für ein Tag, nicht? Verdammt noch mal, es ist wie beim Beginn der Regenzeit in Bengalen. Ihr werdet aber merken, daß mein Wagen wasserdicht ist. Kommt, kommt, meine Mutter und Emmy warten in der Sakristei.«
Joe Sedley sah prachtvoll aus. Er war dicker denn je. Sein Hemdkragen war noch höher, sein Gesicht noch röter, seine Hemdkrause prangte in vollem Glanze auf seiner bunten Weste. Lackstiefel waren damals noch nicht erfunden, aber die Reitstiefel an seinen schönen Beinen glänzten so, daß es das gleiche Paar sein mußte, vor dem der Herr auf dem alten Bild sich zu rasieren pflegte. Und auf seinem hellgrünen Frack prangte eine schöne Hochzeitsschleife wie eine große vollerblühte weiße Magnolie.
Mit einem Wort, George hatten den großen Wurf getan. Er war auf dem Wege zur Hochzeit. Daher seine Blässe und Nervosität, die schlaflose Nacht und die Aufregung am Morgen. Ich habe Leute, die dasselbe durchgemacht haben, bekennen hören, daß ihnen ebenso zumute gewesen sei. Nach drei oder vier dieser heiligen Handlungen gewöhnt man sich zweifellos daran, aber jedermann gesteht, daß es beim ersten Mal schrecklich ist.
Die Braut trug einen braunseidenen Umhang (wie Hauptmann Dobbin mir später berichtet hat) und einen Strohhut mit rosa Band. Um den Hut hatte sie einen Schleier aus weißen Chantillyspitzen geschlungen – ein Geschenk von ihrem Bruder, Mr. Joseph Sedley. Hauptmann Dobbin hatte gebeten, ihr eine goldene Kette mit einer Uhr schenken zu dürfen, womit sie sich bei dieser Gelegenheit geschmückt hatte. Ihre Mutter hatte ihr ihre Diamantbrosche geschenkt – fast das einzige Schmuckstück, das der alten Dame geblieben war.
Während der Trauung saß Mrs. Sedley heftig weinend in einem Kirchenstuhl, während das irische Dienstmädchen und Mrs. Clapp, eine Hausbewohnerin, sie trösteten. Der alte Sedley wollte nicht kommen. Joe vertrat seinen Vater und gab die Braut zur Ehe, während Hauptmann Dobbin Georges Brautführer war.
Außer dem Pfarrer und seinen Helfern, dem Brautpaar und ihren Begleitern war niemand in der Kirche. Die beiden Bedienten hatten sich hochmütig in den Hintergrund verzogen. Der Regen trommelte gegen die Fenster. In den Pausen beim Gottesdienst konnte man ihn und das Schluchzen der alten Mrs. Sedley im Kirchenstuhl deutlich hören. Die kahlen Wände gaben die Stimme des Pfarrers traurig zurück. Osbornes »Ja« ertönte in tiefem Baß. Emmys Antwort schwebte zitternd vom Herzen zu den Lippen, wurde aber von kaum jemandem außer Hauptmann Dobbin vernommen.
Als die Trauung vorüber war, trat Joe Sedley vor und küßte seine bräutliche Schwester nach vielen Monaten zum erstenmal. Georges düstere Miene war verschwunden, und er sah stolz und strahlend aus. »Nun bist du dran, William«, sagte er und legte die Hand liebevoll auf Dobbins Schulter. Und Dobbin trat hinzu und berührte Amelias Wange.
Dann gingen sie in die Sakristei, wo sie sich in das Register einschrieben. »Gott segne dich, alter Dobbin«, sagte George und ergriff seine Hand, während etwas Feuchtes in seinen Augen schimmerte. William antwortete nur mit einem Kopfnicken. Sein Herz war ihm zu voll zum Sprechen.
»Schreib gleich und komm, sobald du kannst, ja?« sagte Osborne. Nachdem Mrs. Sedley bewegt von ihrer Tochter Abschied genommen hatte, ging das Paar zur Kutsche. »Aus dem Wege, ihr
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