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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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gehabt, oder das Geld, das du bekommen hast. Hätte ich in der Gesellschaft verkehrt, wo ich gewissen Leuten mit meinen Mitteln ermöglicht habe, zu verkehren, so hätte mein Sohn wahrscheinlich keinen Grund, mit seiner Überlegenheit und seiner Westend-Miene zu prahlen.« (Diese Worte sprach der alte Osborne in seinem sarkastischsten Ton). »Aber zu meiner Zeit glaubte man noch nicht, daß es einem Gentleman zieme, seinen Vater zu beleidigen. Hätte ich so etwas getan, so hätte mich meiner die Treppe hinuntergeworfen.«
    »Ich habe dich niemals beleidigt, Vater. Ich habe gesagt, du möchtest nicht vergessen, daß dein Sohn ebenso Gentleman ist wie du selbst. Ich weiß sehr gut, daß du mir viel Geld gibst«, sagte George (dabei befühlte er ein Bündel Banknoten, das er am Morgen von Mr. Chopper erhalten hatte). »Das sagst du mir oft genug, Vater. Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich es vergesse.«
    »Ich wollte, du erinnertest dich anderer Dinge ebenso gut«, antwortete der Vater. »Ich wollte, du erinnertest dich – solange du dieses Haus mit deiner Gegenwart beehrst, Herr Hauptmann – daß ich darin der Herr bin, und dieser Name – und daß der – daß du – daß ich sage ...«
    »Daß was, Sir?« fragte George mit einem Anflug von Hohn, während er sich noch ein Glas Rotwein einschenkte.
    Dem Vater entfuhr ein gräßlicher Fluch. »Daß der Name dieser Sedleys hier nicht genannt werden darf, nicht einer von der ganzen verdammten Brut!«
    »Nicht ich war es, Vater, der Miss Sedleys Namen zuerst erwähnte. Meine Schwestern sprachen vor Miss Swartz schlecht über sie. Und, beim Zeus, ich werde sie verteidigen, wo es auch sein mag. Niemand soll diesen Namen in meiner Gegenwart geringschätzig aussprechen. Unsere Familie hat ihr Schaden genug zugefügt, denke ich, und jetzt, wo sie am Boden liegt, sollte man mit den Schmähungen aufhören. Ich schieße jeden, außer dir, nieder, der nur ein Wort gegen sie sagt.«
    »Weiter, nur weiter so«, sagte der alte Herr mit hervorquellenden Augen.
    »Weiter? Worüber, Vater? Über die Art und Weise, wie wir diesen Engel von einem Mädchen behandelt haben? Wer hieß mich sie zu lieben? Das war dein Werk. Ich hätte eine andere Wahl treffen und dabei aus deinen Kreisen herauskommen können. Aber ich habe dir gehorcht. Und jetzt, wo mir ihr Herz gehört, befiehlst du mir, es wegzuwerfen und sie zu strafen, vielleicht gar zu töten – wegen anderer Leute Fehler. Es ist eine Schande, beim Himmel«, schrie George, der sich immer mehr in Zorn und Begeisterung steigerte, »mit der Liebe eines jungen Mädchens ein leichtfertiges Spiel zu treiben – und noch dazu eines Engels wie sie – eines Wesens so hoch über den Menschen, unter denen sie lebt, daß sie Neid hätte erregen können, wäre sie nicht so gut und so sanft, daß es ein Wunder ist, wie jemand sie überhaupt hassen kann. Glaubst du denn, Vater, sie würde mich vergessen, wenn ich sie verließe?«
    »Ich will von solchem verdammten sentimentalen Quatsch und Unsinn nichts wissen«, schrie der Vater. »In meiner Familie dulde ich keine Bettelheiraten. Wenn du achttausend pro Jahr, die du im Handumdrehen bekommen könntest, aus dem Fenster werfen willst, so tue es nur. Aber beim Zeus, dann pack deine Siebensachen und verschwinde mir aus dem Haus. Willst du tun, was ich dir sage, ein für allemal, oder willst du es nicht?«
    »Die Mulattin da heiraten?« fragte George und zog den Hemdkragen hoch. »Ich mag die Farbe nicht. Frag den Schwarzen, der am Fleet Market drüben die Straße fegt! Ich jedenfalls heirate keine Hottentottenvenus.«
    Mr. Osborne riß wie ein Rasender an der Klingelschnur, mit der er sonst den Butler herbeirief, wenn er Wein haben wollte, und befahl diesem dienstbaren Geist, fast schwarz im Gesicht, für Hauptmann Osborne einen Wagen zu holen.
    »Ich habe es getan«, sagte George, als er eine Stunde später mit bleichem Gesicht zu Slaughters kam.
    »Was, mein Junge?« sagte Dobbin.
    George erzählte, was zwischen seinem Vater und ihm vorgefallen war.
    »Morgen werde ich sie heiraten«, sagte er mit einem Fluch. »Ich liebe sie jeden Tag mehr, Dobbin!«

22. Kapitel
Eine Heirat und ein Teil der Flitterwochen
    Die hartnäckigsten und mutigsten Feinde vermögen dem Hunger nicht auf lange Zeit standzuhalten, und so war denn der alte Osborne unbesorgt um seinen Gegner in dem Kampf, den wir gerade beschrieben haben. Er erwartete zuversichtlich, daß George sich auf Gnade und Ungnade ergeben würde,

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