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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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du erreichen kannst, wenn du offen und bescheiden dein Unrecht zugibst. Ich kannte einmal einen Herrn, einen recht würdigen Kenner des Jahrmarkts der Eitelkeit, der seinen Nächsten absichtlich ein kleines Unrecht zufügte, um sich später offenherzig und mannhaft dafür zu entschuldigen – und was geschah? Mein Freund Crocky Doyle war überall beliebt. Man hielt ihn zwar für etwas heftig, aber doch für einen sehr ehrlichen Kerl. So nahm auch George Osborne Beckys Demut ernst.
    Die beiden jungen Paare hatten einander viel zu erzählen. Sie besprachen ihre Heiraten und die Aussichten für das Leben mit großer Offenheit und lebhaftem Interesse. Georges Heirat sollte sein Freund Hauptmann Dobbin dem alten Osborne mitteilen, und der junge Osborne wartete ängstlich auf das Ergebnis dieser Eröffnung. Miss Crawley, auf der alle Hoffnungen Rawdons ruhten, hatte sich immer noch nicht erweichen lassen. Da es ihrem lieben Neffen und seiner Frau nicht gelungen war, sich zu ihrem Haus in der Park Lane Zutritt zu verschaffen, waren sie ihr nach Brighton gefolgt. Nun belagerten ständig Kundschafter die Tür der alten Dame.
    »Ich wollte, du könntest einige von Rawdons Freunden sehen, die
unsere
Tür ständig belagern«, sagte Rebekka lachend. »Hast du schon einmal einen ungeduldigen Gläubiger gesehen, meine Liebe, oder einen Gerichtsdiener mit seinem Gehilfen? Zwei von diesen abscheulichen Kerlen haben die ganze Woche gegenüber beim Gemüsehändler Wachposten bezogen, und wir konnten daher erst am Sonntag raus 5 . Was sollen wir bloß tun, wenn Tantchen unerbittlich bleibt?«
    Rawdon erzählte unter schallendem Gelächter ein Dutzend lustige Anekdoten von seinen Gläubigern und wie geschickt Rebekka sie behandelte. Mit einem kräftigen Eid beteuerte er, daß es in ganz Europa keine Frau gebe, die es so gut wie sie verstehe, einen Gläubiger einzuwickeln. Gleich nach der Hochzeit hatte ihre Praxis begonnen, und ihr Mann hatte festgestellt, wie wertvoll doch so eine Frau war. Es mangelte ihnen nicht an Kredit, aber ebensowenig mangelte es ihnen an unbezahlten Rechnungen, und es fehlte ihnen an Bargeld. Hatten diese Geldschwierigkeiten einen Einfluß auf Rawdons gute Laune? Nein. Jedermann auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit wird schon bemerkt haben, wie gut diejenigen leben, die bis über die Ohren in Schulden stecken, wie sie sich nichts versagen und wie lustig und unbekümmert sie sind. Rawdon und seine Frau hatten in Brighton die besten Zimmer im Gasthof, der Wirt verbeugte sich vor ihnen wie vor seinen reichsten und vornehmsten Gästen, wenn er ihnen das erste Gericht hereinbrachte, und Rawdon schimpfte über Essen und Wein mit einer Unverschämtheit, die kein reicher Mann hätte übertreffen können. Lange Übung, eine männliche Erscheinung, tadellose Stiefel und Kleider und ein glückliches Temperament sind oft einem Menschen ebenso nützlich wie ein großes Bankkonto.
    Die beiden jungen Ehepaare besuchten sich häufig auf ihren Zimmern. Nach zwei oder drei Abenden spielten die Herren ein bißchen Pikett, während ihre Frauen sich zum Plaudern zurückgezogen hatten. Dieser Zeitvertreib sowie die Ankunft Joseph Sedleys, der in seinem prächtigen offenen Wagen erschien und einige Partien Billard mit Hauptmann Crawley spielte, füllten Rawdons Börse wieder einigermaßen und verhalfen ihm zu dem flüssigen Geld, ohne das oft auch die größten Geister nicht mehr weiterwissen.
    Die drei Herren gingen also hinab, um die Ankunft des »Blitzes« zu beobachten. Pünktlich auf die Minute kam die Postkutsche, innen und außen vollbesetzt, die Straße herabgerattert; der Postillion blies seine gewöhnliche Melodie, und der »Blitz« hielt vor dem Büro.
    »Hallo! Da ist ja der alte Dobbin«, rief George erfreut, als er seinen alten Freund auf dem Dach thronen sah. Dieser hatte seinen versprochenen Besuch in Brighton bis jetzt hinausgezögert. »Wie geht's dir, alter Bursche? Schön, daß du endlich gekommen bist. Emmy wird sich freuen, dich zu sehen«, sagte Osborne und schüttelte die Hand seines Kameraden, sobald er herabgestiegen war. Dann setzte er leiser und erregter hinzu: »Was gibt's Neues? Bist du am Russell Square gewesen? Was sagt der Alte? Erzähl mir alles.«
    Dobbin war sehr bleich und ernst. »Ich war bei deinem Vater«, sagte er. »Wie geht es Amelia – Mrs. Osborne? Ich werde dir gleich alles erzählen. Aber vorher habe ich noch eine viel wichtigere Nachricht, und zwar ...«
    »Heraus damit, alter Bursche«,

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