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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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stand also am nächsten Morgen sehr zeitig auf, holte sich das Fernrohr in ihr Wohnzimmer, das aufs Meer hinausging, und richtete es auf die Badekarren am Strand. Bald sah sie die Briggs herbeikommen, in ihren Kasten steigen und auf das Meer hinausfahren. Rebekka war am Strande, gerade als die ersehnte Nymphe aus dem kleinen Fahrzeug kletterte und auf die Steine trat. Es war ein hübsches Bild: der Strand, die Gesichter der Badefrauen, die lange Reihen von Felsen und Häusern leuchteten rot im Sonnenlicht. Rebekka trug ein freundliches, zärtliches Lächeln zur Schau und streckte in dem Augenblick, als die Briggs aus dem Kasten auftauchte, ihre hübsche weiße Hand aus. Was konnte die Briggs anderes tun, als den Gruß zu erwidern?
    »Miss Sh..., Mrs. Crawley«, sagte sie.
    Mrs. Crawley ergriff ihre Hand, drückte sie an ihr Herz und umarmte und küßte die Briggs in einer plötzlichen Eingebung herzlich. »Liebe, liebe Freundin!« sagte sie mit so echtem Gefühl, daß Miss Briggs natürlich sofort zerschmolz und sogar die Badefrau weich wurde.
    Es fiel Rebekka nicht schwer, die Briggs in ein langes, vertrautes und reizendes Gespräch zu verwickeln. Die Briggs beschrieb alles, was sich seit Beckys plötzlichem Verschwinden an jenem Morgen aus Miss Crawleys Haus in der Park Lane bis zu diesem Tage mit Mrs. Butes glücklichem Rückzug ereignet hatte. Ausführlich und genau, wie Frauen es gern tun, schilderte die Vertraute alle Einzelheiten von Miss Crawleys Krankheit und der ärztlichen Behandlung. Werden Frauen jemals müde, sich über ihre Krankheiten und Ärzte zu unterhalten? Die Briggs wurde es jedenfalls nicht, und Rebekka hörte unermüdlich zu. Sie war dankbar, wirklich dankbar, daß die liebe gute Briggs und die treue, unschätzbare Firkin bei ihrer kranken Wohltäterin hatten bleiben dürfen. Der Himmel segne Miss Crawley! Obgleich sie, Rebekka, sich scheinbar ungehorsam gegen die alte Dame betragen habe. Aber sei ihr Vergehen nicht natürlich und entschuldbar? Konnte sie anders, als dem Mann, der ihr Herz gewonnen hatte, ihre Hand zu geben? Die sentimentale Briggs konnte bei diesem Geständnis nur ihre Augen zum Himmel erheben und einen mitfühlenden Seufzer ausstoßen. Sie dachte daran, daß auch sie einst, vor vielen Jahren, ihr Herz verschenkt hatte, und mußte zugeben, daß Rebekkas Verbrechen nicht groß war.
    »Kann ich jemals die vergessen, die der freundlosen Waise eine Freundin wurde? Nein, obwohl sie mich verstoßen hat, werde ich doch nie aufhören, sie zu lieben, und würde gern mein Leben ihrem Dienste weihen«, versicherte Rebekka. »Als meine Wohltäterin, als die angebetete Verwandte meines geliebten Rawdon liebe und bewundere ich Miss Crawley, meine teure Miss Briggs, mehr als jede andere Frau in der Welt, und danach liebe ich alle die, die ihr treu sind. Nie hätte ich Miss Crawleys treue Freundinnen so behandelt, wie die gemeine, ränkevolle Mrs. Bute es getan hat. Rawdon, der ganz Herz ist«, fuhr Becky fort, »obgleich seine Manieren rauh und unbedacht erscheinen mögen, hat wohl hundertmal mit Tränen in den Augen gesagt, er danke dem Himmel dafür, daß er seinem lieben Tantchen zwei so wunderbare Wärterinnen gesandt hat wie ihre ergebene Firkin und ihre bewundernswerte Miss Briggs. Sollten die Anschläge der abscheulichen Mrs. Bute damit enden – und sie, Rebekka, befürchte das nur zu sehr –, daß sie jeden, der Miss Crawley liebte, von ihrer Seite verbannte und die arme Dame so ein Opfer der Harpyien im Pfarrhaus würde, so bitte sie (Rebekka) ihre Freundin (Miss Briggs) stets daran zu denken, daß ihr Haus, so bescheiden es auch sei, immer für Miss Briggs offenstünde. Liebe Freundin«, rief sie in einem Ausbruch von Begeisterung, »es gibt Herzen, die Wohltaten niemals vergessen! Nicht alle Frauen sind Bute Crawleys! Aber weshalb sollte ich mich über sie beklagen«, setzte Rebekka hinzu, »wenn ich auch ihr Werkzeug und das Opfer ihrer Künste wurde – verdanke ich ihr nicht meinen liebsten Rawdon?«
    Und nun enthüllte Rebekka der Briggs das ganze Verhalten von Mrs. Bute in Queen's Crawley, ein Verhalten, das ihr damals unverständlich gewesen sei, jetzt aber durch die Ereignisse deutlich genug erklärt werde – jetzt, da die Verbindung entstanden war, die Mrs. Bute durch tausend Kunstgriffe begünstigt hatte, jetzt, da zwei Unschuldige in die Schlinge gegangen waren, die sie gelegt hatte, sich liebten, heirateten und dem Ruin entgegengingen – alles durch ihre

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