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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Schliche.
    Das entsprach alles der Wahrheit. Die Briggs durchschaute die Kriegslist völlig. Mrs. Bute hatte die Ehe zwischen Rawdon und Rebekka gestiftet. Obgleich die junge Frau durchaus ein unschuldiges Opfer war, so konnte doch Miss Briggs ihrer Freundin nicht ihre Furcht verhehlen, daß Miss Crawley ihre Liebe von Rebekka abgewandt habe und daß die alte Dame es ihrem Neffen nie verzeihen werde, eine so unkluge Heirat eingegangen zu sein.
    In diesem Punkte hatte Rebekka ihre eigenen Ansichten und war noch immer guten Mutes. Wenn Miss Crawley ihnen auch nicht jetzt verzieh, so konnte sie sich doch später erweichen lassen. Es stand jetzt nur noch der plärrende, kränkliche Pitt Crawley zwischen Rawdon und der Baronetswürde, und sollte diesem etwas zustoßen, wäre alles gut. Jedenfalls war es eine Genugtuung, Mrs. Butes Ränke enthüllt und sich selbst ins rechte Licht gerückt zu haben – was auch Rawdons Interessen dienen konnte. Nach einem einstündigen Schwatz verließ Rebekka ihre wiedergewonnene Freundin unter den zärtlichsten Freundschaftsbezeigungen, vollkommen überzeugt, daß die Unterhaltung Miss Crawley noch vor Ablauf einiger Stunden berichtet werden würde.
    Als die Unterredung zu Ende war, wurde es für Rebekka höchste Zeit, in ihr Gasthaus zurückzukehren, wo sich die ganze Gesellschaft vom vergangenen Tage zu einem Abschiedsfrühstück zusammengefunden hatte. Rebekka nahm von Amelia so zärtlich Abschied, wie es zwei Frauen, die sich wie Schwestern lieben, zukommt. Sie benutzte ausgiebig ihr Taschentuch, hängte sich der Freundin an den Hals, als ob sie sich für immer trennten, und winkte mit dem (nebenbei gesagt ganz trockenen) Taschentuch aus dem Fenster dem abfahrenden Wagen nach. Dann begab sie sich an den Frühstückstisch zurück und aß – wenn man ihre Rührung in Betracht zieht, mit gutem Appetit – ein paar Garnelen. Während sie diese Delikatessen kaute, erzählte sie Rawdon, was auf ihrem Morgenspaziergang zwischen ihr und der Briggs vorgefallen war.
    Ihre Hoffnungen waren hochgespannt, und sie brachte ihren Mann dazu, sie zu teilen. Es gelang ihr stets, ihren Mann für ihre Ansichten zu gewinnen, ganz gleich, ob sie traurig oder lustig waren.
    »Mein Lieber, du wirst dich nun gefälligst an den Schreibtisch setzen und mir ein hübsches Briefchen an Miss Crawley schreiben und ihr darin sagen, daß du ein guter Junge bist und so weiter.« Er setzte sich also hin und schrieb schnell los: »Brighton, Donnerstag« und »Meine liebe Tante!« Aber hier verließ den tapferen Offizier die Phantasie. Er kaute an der Feder und sah seine kleine Frau an. Sie mußte über seine jämmerliche Miene lachen und begann nun selbst einen Brief zu diktieren, wobei sie, die Hände auf dem Rücken, im Zimmer auf und ab ging:
    »Bevor ich England verlasse und in eine Schlacht ziehe, die sehr wahrscheinlich verhängnisvoll ...«
    »Was?« rief Rawdon ziemlich überrascht, begriff aber doch den Humor des Satzes und schrieb ihn grinsend nieder.
    »... die sehr wahrscheinlich verhängnisvoll werden kann, bin ich hierhergekommen ...«
    »Warum nicht: ›hergekommen‹, Becky? ›hergekommen‹ ist doch auch grammatisch«, fiel der Dragoner ein.
    »... bin ich hierhergekommen«, wiederholte Rebekka und stampfte mit dem Fuß auf, »um meiner liebsten und ältesten Freundin Lebewohl zu sagen. Ich flehe Sie an, ehe ich scheide, um vielleicht nie zurückzukommen, mich noch einmal die Hand drücken zu lassen, aus der ich mein Leben lang nichts als Güte empfangen habe.«
    »... Güte empfangen habe«, wiederholte Rawdon, und als er die Worte hinkritzelte, war er ganz erstaunt über seinen flüssigen Stil.
    »Ich erbitte von Ihnen nur, daß wir nicht in Unfrieden voneinander scheiden. In einigen Punkten, wenn auch nicht in allen, besitze ich den Stolz meiner Familie. Ich habe die Tochter eines Malers geheiratet und schäme mich dieser Verbindung nicht.«
    »Nein, du kannst mich durchbohren, wenn ich das tue!« rief Rawdon.
    »Du alter Einfaltspinsel«, sagte Rebekka und kniff ihn ins Ohr. Sie sah ihm über die Schulter, um zu verhüten, daß er Schreibfehler machte. »›Güte‹ schreibt man ohne h, ›Lebewohl‹ mit.«
    Er beugte sich der überlegenen Kenntnis seiner kleinen Herrin und verbesserte die Worte.
    »Ich dachte, Sie kannten meine Liebe«, fuhr Rebekka fort, »ich wußte, daß Mrs. Bute Crawley sie guthieß und unterstützte. Aber ich mache niemandem Vorwürfe. Ich habe ein armes Mädchen geheiratet

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