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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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entgegensehe. – »Ich weiß natürlich«, erklärte sie der Briggs, »daß Rawdon ebensowenig imstande ist, einen derartigen Brief zu schreiben wie Sie, meine arme Briggs, und daß ihm dieses schlaue Teufelchen Rebekka jedes Wort diktiert; das ist aber noch lange kein Grund, daß mein Neffe mich nicht unterhalten sollte, und deshalb will ich ihm zu verstehen geben, daß ich in der besten Laune bin.«
    Ich möchte gern erfahren, ob sie auch wußte, daß Becky nicht nur die Briefe schrieb, sondern daß Mrs. Rawdon sich auch die Trophäen verschafft und sie nach England geschickt hatte. Sie hatte sie für ein paar Francs von einem der unzähligen Hausierer gekauft, die sofort mit Kriegsandenken zu handeln begannen. Der Verfasser, der alles weiß, weiß auch das. Wie dem aber auch sei, Miss Crawleys gnädige Antwort ermutigte unsere jungen Freunde, Rawdon und seine Gemahlin, sehr. Sie erhofften das Beste von der offenbar besänftigten Laune ihrer Tante und gaben sich alle Mühe, sie durch viele höchst köstliche Briefe aus Paris zu unterhalten, wohin sie das Glück, wie Rawdon sagte, auf den Spuren der siegreichen Armee führte.
    Die Briefe der alten Jungfer an die Pfarrersfrau, die abgereist war, um das gebrochene Schlüsselbein ihres Gatten im Pfarrhaus in Queen's Crawley zu pflegen, waren bei weitem nicht so gnädig. Die energische, ränkevolle, lebhafte, tyrannische Mrs. Bute hatte gegenüber ihrer Schwägerin einen großen Fehler begangen. Sie hatte die Alte und deren Hausstand nicht nur unterdrückt – sie hatte Miss Crawley auch gelangweilt, und wenn die arme Miss Briggs auch nur ein bißchen Temperament und Charakter besessen hätte, so hätte der Auftrag, den ihr ihre Herrin gab, sie glücklich gemacht. Sie sollte nämlich an Mrs. Bute schreiben, Miss Crawleys Zustand habe sich seit der Abreise von Mrs. Bute Crawley bedeutend gebessert, und Miss Crawley bittet sie, sich unter keinen Umständen zu beunruhigen oder ihre Familie um Miss Crawleys willen allein zu lassen. Dieser Triumph über eine Dame, die sich gegenüber Miss Briggs so hochmütig und grausam benommen hatte, hätte die meisten Frauen entzückt; aber um die Wahrheit zu gestehen, war die Briggs eine Frau ohne jegliche Charakterstärke, und in dem Augenblick, wo ihre Feindin besiegt war, begann sie Mitleid für sie zu empfinden.
    Wie töricht ich doch war, dachte Mrs. Bute, und damit hatte sie recht, Miss Crawley in dem dummen Brief, den wir ihr mit den Truthühnern schickten, anzudeuten, daß ich kommen würde; ich hätte ohne ein Wort zu der armen geistesschwachen Alten fahren und sie aus den Händen der närrischen Briggs und dieser Harpyie von einer Kammerfrau reißen müssen. O Bute, Bute! Warum hast du dir bloß das Schlüsselbein gebrochen!
    Ja, warum! Wir haben gesehen, daß Mrs. Bute, als sie das Spiel noch in der Hand hatte, ihre Karten zu gut ausgespielt hatte. Sie hatte in Miss Crawleys Haus völlig geherrscht und wurde völlig geschlagen, als sich eine günstige Gelegenheit zur Rebellion bot. Sie und ihre Familie glaubten jedoch, daß sie das Opfer schrecklicher Selbstsucht und gemeinen Verrates sei und daß man ihre Aufopferung für Miss Crawley mit dem schändlichsten Undank belohnt habe. Rawdons Beförderung und die ehrenvolle Erwähnung seines Namens in der »Gazette« beunruhigten die gute christliche Dame ebenfalls. Würde seine Tante sich jetzt erweichen lassen, da er nun Oberst und Träger des Bathordens geworden war, und diese verhaßte Rebekka wieder in Gnaden aufgenommen werden? Die Pfarrersfrau verfaßte für ihren Mann eine Predigt über die Eitelkeit des militärischen Ruhmes und das Glück der Gottlosen, die der würdige Pfarrer mit seiner salbungsvollsten Stimme ablas, ohne auch nur ein Wort zu verstehen. Einer seiner Zuhörer war Pitt Crawley – Pitt, der mit seinen beiden Halbschwestern zum Gottesdienst gekommen war. Der alte Baronet ließ sich durch nichts mehr bewegen, zur Kirche zu gehen.
    Seit Rebekka Sharps Abreise hatte sich der alte Bösewicht zum großen Ärgernis der Grafschaft und zum stummen Abscheu des Sohnes ganz und gar seinem schlechten Lebenswandel ergeben. Die Bänder an Miss Horrocks Haube wurden immer prächtiger. Die anständigen Familien flohen das Schloß und seinen Besitzer entsetzt. Sir Pitt ging in die Häuser seiner Pächter zum Saufen, und an Markttagen trank er mit den Bauern in Mudbury oder anderen Nachbarorten Grog. Er fuhr mit Miss Horrocks vierspännig in der Familienkutsche nach

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