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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Makepeace Thackeray
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Pächter. Sie befahl dem Gevatter Jones, sich bekehren zu lassen, wie sie der Muhme Hicks anordnete, eine Dosis Bittersalz zu nehmen, und sie beachtete weder Bitten noch Widerstand und kannte keine Gnade. Lord Southdown, ihr seliger Gemahl, ein epileptischer und einfältiger Edelmann, hatte gewöhnlich allem, was seine Matilda tat oder dachte, zugestimmt. Sie empfand bei allen Wandlungen in ihrem Glauben (und der hatte sich schon einer ganzen Anzahl verschiedener Meinungen von allen möglichen Geistlichen unter den Dissenters 2 angepaßt) keine Skrupel, ihren Pächtern und Untergebenen zu befehlen, ihr im Glauben zu folgen. Ob sie nun Ehrwürden Saunders McNitre, den schottischen Geistlichen, empfing oder Ehrwürden Luke Waters, den milden Wesleyaner 3 , oder Ehrwürden Giles Jowls, den erleuchteten Schuhflicker, der sich selbst zum Geistlichen ernannt hatte, wie Napoleon sich zum Kaiser krönte – Lady Southdown verlangte von ihrem Dienstpersonal, ihren Kindern und Pächtern, mit ihr auf die Knie zu fallen und amen zu den jeweiligen Gebeten eines jeden dieser Geistlichen zu sagen. Während dieser geistlichen Übungen durfte der alte Southdown, mit Rücksicht auf seine Krankheit, in seinem Zimmer bleiben, Glühwein trinken und sich die Zeitung vorlesen lassen. Lady Jane war die Lieblingstochter des alten Grafen. Sie liebte ihn herzlich und behütete ihn. Lady Emily dagegen, die Verfasserin der »Apfelfrau von Finchley«, stellte die künftigen Strafen so entsetzlich dar (zu jener Zeit zumindest, denn ihre Ansichten milderten sich später), daß sie den furchtsamen alten Herrn in großen Schrecken versetzte. Die Ärzte erklärten, daß seine Anfälle stets nach den Predigten der Lady aufträten.
    »Ich werde ihr auf jeden Fall einen Besuch abstatten«, erwiderte Lady Southdown auf das Zureden von ihrer Tochter prétendu 4 . Mr. Pitt Crawley. »Wer ist Miss Crawleys Arzt?«
    Mr. Crawley nannte Mr. Creamer.
    »Ein höchst gefährlicher und unwissender Mensch, mein lieber Pitt. Die Vorsehung hat mich ein paarmal zum Werkzeug gemacht, ihn aus verschiedenen Häusern zu vertreiben; in ein oder zwei Fällen kam ich allerdings zu spät. Ich konnte den armen lieben General Glanders nicht retten, der diesem unwissenden Menschen unter den Händen starb – ja, starb. Er erholte sich ein wenig infolge von Podgers' Pillen, die ich ihm verordnete, aber leider, es war zu spät. Er hatte jedoch einen schönen Tod, und der Wechsel war nur zu seinem Besten. Creamer, mein teurer Pitt, muß von Ihrer Tante weg.«
    Pitt stimmte durchaus zu; er war von der Energie seiner künftigen Schwiegermutter und edlen Verwandten beeinflußt und hatte Saunders McNitre, Luke Waters, Giles Jowls, Podgers' Pillen Rodgers' Pillen, Pokeys Elixier, kurz, alle geistlichen und weltlichen Heilmittel der Lady akzeptieren müssen. Er verließ ihr Haus nie ohne ganze Ladungen von Quacksalbertheologie und -medizin. Oh, meine teuren Brüder und Genossen auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit! Wer von euch hat nicht auch unter solchen wohlwollenden Despoten zu leiden? Umsonst sagt man ihnen: »Liebe gnädige Frau, auf Ihre Empfehlung hin habe ich im vergangenen Jahr Podgers' Arznei eingenommen und glaube daran. Warum, warum soll ich jetzt widerrufen und Rodgers' Artikel nehmen?« Man kann nichts dagegen tun. Wenn die treue Proselytenmacherin einen nicht mehr mit Argumenten überzeugen kann, dann beginnt sie zu weinen, bis der Widerspenstige am Ende des Streites die Pille schluckt und sagt: »Nun gut, dann also Rodgers' Pillen.«
    »Auch um ihren Seelenzustand«, fuhr die Dame fort, »müssen wir uns sofort kümmern; wenn Creamer um sie ist, kann sie jeden Tag sterben, und in welcher Verfassung, mein lieber Pitt, in welcher entsetzlichen Verfassung! Ich werde ihr sofort Ehrwürden Irons schicken. Jane, schreib eine Zeile an Ehrwürden Bartholomew Irons, in der dritten Person, und sage ihm, daß ich mir das Vergnügen seiner Gesellschaft heute abend halb sieben Uhr zum Tee erbitte. Er kann andere sehr gut erwecken, und er muß sich Miss Crawley ansehen, ehe sie heute abend zur Ruhe geht. Und Emily, mein Herz, mach ein Paket Bücher für Miss Crawley fertig. Nimm ›Eine Stimme aus den Flammen‹, ›Ein warnender Trompetenstoß für Jericho‹ und ›Die zerbrochenen Fleischtöpfe oder Der bekehrte Kannibale‹.«
    »Und ›Die Apfelfrau von Finchley‹, Mama«, fügte sie hinzu. »Es wird das beste sein, sanft anzufangen.«
    »Halt, meine lieben Damen«, fiel Pitt, der

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