Jahrmarkt der Eitelkeit
Southampton, und die Leute aus der Grafschaft erwarteten jede Woche, daß seine Trauung mit ihr in der Provinzzeitung angezeigt würde, und auch sein Sohn erwartete das in sprachloser Angst. Für Mr. Crawley war es in der Tat eine schwere Last; seine Beredsamkeit bei Missionstreffen und anderen religiösen Versammlungen in der Nachbarschaft, wo er immer den Vorsitz geführt und stundenlang gesprochen hatte, war gelähmt; denn sobald er aufstand, fühlte er, daß die Versammlung sagte: »Dies ist der Sohn von dem verworfenen Sir Pitt, der höchstwahrscheinlich jetzt gerade im Wirtshaus sitzt und trinkt.« Einmal, als er von dem unerleuchteten König von Timbuktu und seinen vielen Frauen, die ebenfalls in Finsternis wandelten, sprach, fragte ein angetrunkener Schurke aus der Menge: »Wie viele von der Sorte gibt's denn in Queen's Crawley, Sie junger Pedant Sie?« – zur Bestürzung des Vorstandes und zum Ruin von Mr. Pitts Rede. Die beiden Töchter des Hauses wären vollkommen verwildert (denn Sir Pitt schwor, daß nie wieder eine Gouvernante seine Schwelle betreten dürfe), wenn nicht Mr. Crawley den alten Herrn durch Drohungen gezwungen hätte, sie zur Schule zu schicken.
Welche persönlichen Differenzen aber auch zwischen allen bestanden – Miss Crawleys liebe Neffen und Nichten waren sich einig in der Liebe zu ihrer Tante, wie wir bereits erwähnten, und sandten ihr viele Beweise ihrer Zuneigung. Mrs. Bute zum Beispiel schickte ihr Truthühner und besonders schönen Blumenkohl und eine hübsche Börse oder ein Nadelkissen von ihren lieben Töchtern gearbeitet, die um ein kleines Plätzchen im Herzen ihrer teuren Tante baten, während Mr. Pitt Pfirsiche, Trauben und Wildbret aus dem Schloß schickte. Die Southamptoner Postkutsche pflegte diese Liebeszeichen zu Miss Crawley nach Brighton zu bringen; zuweilen beförderte sie auch Mr. Pitt dorthin, denn seine Zwistigkeiten mit Sir Pitt veranlaßten Mr. Crawley, sich jetzt häufig von zu Hause fernzuhalten. Außerdem besaß Brighton eine Anziehungskraft für ihn in der Person der Lady Jane Sheepshanks, deren Verlobung mit Mr. Crawley in dieser Geschichte schon erwähnt wurde. Lady Jane und ihre Schwestern wohnten in Brighton bei der Mama, der Gräfin Southdown, einer strengen Dame, die in religiösen Kreisen sehr geschätzt war.
Wir müssen einige Worte über Lady Southdown und ihre adlige Familie sagen, die jetzt und in Zukunft durch verwandtschaftliche Bande mit dem Hause Crawley verknüpft ist. Vom Haupt der Familie Southdown, Clemens William, dem vierten Grafen Southdown, ist wenig zu sagen, höchstens daß Seine Lordschaft (als Lord Wolsey) durch den Beistand von Mr. Wilberforce ins Parlament kam, dort eine Zeitlang seinem politischen Paten alle Ehre machte und zweifellos ein ernsthafter junger Mann war. Worte aber können nicht die Gefühle seiner trefflichen Mutter beschreiben, als diese kurz nach dem Ableben ihres edlen Gatten erfuhr, daß ihr Sohn Mitglied mehrerer weltlicher Klubs sei, große Summen bei Wattiers und im »Kakaobaum« verloren, Geld auf ihren Tod aufgenommen und den Familienbesitz schwer belastet habe, daß er vierspännig fahre, Preisboxer fördere und sogar eine Loge in der Oper habe, wo er sich mit einer sehr gefährlichen Gruppe von Junggesellen eingelassen habe. Sein Name wurde im Kreise der verwitweten Gräfin nur noch unter Stöhnen erwähnt.
Lady Emily war um viele Jahre älter als ihr Bruder. In der frommen Welt nahm sie als Verfasserin einiger der schon früher erwähnten anmutigen Traktate und vieler Hymnen und geistlichen Lieder eine bedeutende Stellung ein. Eine reife Jungfrau, die alle Gedanken an eine Ehe aufgegeben hatte, konzentrierte sie fast alle ihre Gefühle auf die Liebe zu den Negern. Wenn ich mich nicht täusche, so verdanken wir ihr, soviel ich weiß, auch das schöne Gedicht:
Führ uns im atlant'schen Meere
zu den sonnenumglänzten Inseln,
wo der Himmel ewig lächelt
und die Schwarzen ewig winseln etc.
Sie stand in Briefwechsel mit vielen geistlichen Herren in fast allen englischen Besitzungen in Ost- und Westindien, und das Gerücht geht, sie habe einst eine Neigung zu Ehrwürden Silas Hornblower gehegt, der auf einer Südseeinsel tätowiert worden war.
Lady Jane, der, wie bereits erwähnt, Mr. Crawleys Liebe galt, war ein sanftes, stilles, scheues Mädchen, das leicht errötete. Trotz seiner Abtrünnigkeit weinte sie um ihren Bruder und schämte sich, daß sie ihn noch liebte. Selbst jetzt noch
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