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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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bliesen Luftmatratzen für sie auf. Die Männer schliefen auf der Erde.
    Sears, dessen Körper vom bequemen Leben schlaff geworden war, fühlte sich unangenehm an die Soldatenzeit erinnert. So hatte er sich seinen Posten eigentlich nicht vorgestellt.
    Als er in die Schlucht hinunterblickte, bemerkte er Ben-Isaak, der als Silhouette vor dem sternhellen Horizont stand und Wache hielt. Sears erhob sich von seinem Platz neben Dr. Levi, dem die Schwierigkeiten des Weges anscheinend nicht das mindeste ausgemacht hatten und der sofort eingeschlafen war, und tastete sich schweigend hinunter, wo der Junge seine Wache ging.
    Als Sears sich Ben-Isaak näherte, sah er, wie dessen Kopf herum- fuhr, und hörte das Klirren der Ausrüstung sowie das metallische Klicken des Sicherungsflügels. Der Ältere sagte: «Alles in Ordnung. Ich bin’s, Sears.» Ben-Isaaks Gestalt entspannte sich, doch er erwiderte: «Wenn du im Dunkeln herumläufst, kann dir was passieren. Du hast hier nichts zu suchen. Der B efehl lautet, hinlegen und liegenbleiben.»
    Sears antwortete: «Hm», traf jedoch keine Anstalten, sich zu entfernen. Er tastete nach einem Felsblock und setzte sich in die Nähe von Ben-Isaak. Er schwieg mehrere Minuten lang. Plötzlich fragte er: «Glücklich, mein Junge?»
    «Ziemlich.»
    «Dir gefällt das, stimmt’s?»
    «Ja. Dir nicht?»
    Sears lächelte in der Dunkelheit vor sich hin. «Offen gestanden, nein. Hast du’s vergessen? Ich bin von Natur ein friedliebender Mensch. Ich habe mehr von der Knallerei hinter mir, als ich brauche.» Dann fragte er: «Welchen Schwierigkeiten können wir hier eigentlich begegnen?»
    Aus Ben-Isaaks leiser Stimme klang Verachtung. «Wenn überhaupt — dann Arabern.»
    Sears sagte: «Ein Araber mit einem Gewehr kann dich genauso totschießen wie jeder andere, wenn er auf den Abzug drückt, während du zufällig vor ihm stehst. Und vergiß eins nicht, dies ist ihr Land, und wir sind nicht eingeladen.»
    Ben-Isaak schnaubte abermals verächtlich. «Ich wünschte, sie versuchten es.»
    «Ich nicht. Ich habe nur den einen Wunsch, daß sie es nicht tun! Und wie steht’s mit Doktor Levi?»
    «Was meinst du damit?»
    «Was ist er für ein Bursche?»
    «Ein Prachtkerl!»
    Sears lächelte wieder. Manchmal war dieser junge Pole in seinen Ausdrücken wirklich britischer als die Briten selbst.
    «Ich meine, worauf er tatsächlich aus ist.»
    «Du bist fast ebensoviel mit ihm zusammen gewesen wie ich. Merkst du nicht, daß er ein großer Mann ist?»
    «Er weiß viel», gab Sears zu. «Was tut er hier in Israel?»
    «Er baut Gemüse.»
    Sears schnaubte verächtlich. «Ein Bursche wie der, der so viel im Schädel hat, zieht Gurken und Radieschen? Das kannst du mir nicht weismachen. Was hat er dahinter zu verbergen? Eine Nachrichtenorganisation? Oder irgendwelche Schwarzmarktgeschäfte?»
    «Keins von beiden.»
    «Ach, Bruder!» Sears’ Stimme klang höhnend.
    Ben-Isaak sagte: «Du glaubst an gar nichts, stimmt’s? Aber ich hätte geschworen, daß du gescheit genug wärest, deine Augen zu gebrauchen. Wohin haben fünftausend Jahre geistiger Kultur Israel gebracht? Heute wiegt ein einziger Jemenit mit starken Armen und dem Willen zu arbeiten ein Dutzend Doktoren der Theologie auf.»
    «Stammt das von Doktor Levi?»
    «Ja.»
    «Warum ist er überhaupt hierhergekommen? Nach allem, was ich gehört habe, ging es ihm in Europa und auch in den Vereinigten Staaten ganz gut. Er ist doch kein Israeli. Er ist ein Weltjude, wie ich selten einen gesehen habe.»
    Ben-Isaak dachte einen Augenblick lang nach und stützte sich dabei auf die Mündung seines Gewehrs. Dann erwiderte er: «Er wird alt. Er ist hierher gekommen, weil er Gott sucht. Du weißt ja, daß er früher Rabbi war.»
    «Gibt es in London, New York oder San Francisco keinen Gott?»
    Ben-Isaak sagte: «O doch. Den muß es geben. Aber hier ist er viel näher. Es ist leichter, mit ihm Verbindung zu bekommen. Hast du das nicht bemerkt?»
    Sears antwortete nicht.
    Ben-Isaak fuhr fort: «Als mein Onkel vor einigen Jahren hierherkam, stieg er auf einen Berggipfel, sprach mit Gott und fragte ihn, was er tun solle, und der Herr befahl ihm, zu bleiben und Nahrung anzubauen, denn die brauchten seine Kinder am meisten.»
    «Willst du Witze machen?»
    Ben-Isaak erwiderte: «Nein, warum? Früher haben die Männer hier immer mit Gott gesprochen. Und weil mein Onkel Naturwissenschaftler ist, ist er auch ein praktischer Mensch, und deshalb geht er einfach und unmittelbar

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