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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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schien. Er brauchte nur das Bild ihres Vaters zu beschwören, dieses Menschen, der sein ganzes Leben der Ansammlung des Bascombe-Vermögens gewidmet hatte, um sie wieder auf den Weg ihrer fixen Idee zurückzubringen.
    Zum erstenmal in seinem Duell mit Dr. Nathanael Levi war Sears zum Gegenangriff übergegangen; diesmal hatte er genau gewußt, welchen Knopf er drücken mußte, um sie wieder einzufangen. Er hatte ihre Phantasie wieder mit dem Andenken jenes Mannes entflammt, der ihr Gott gewesen war und der in seinem Streben nach Macht, Besitz und wieder Macht bis zum Tage seines Todes nie haltgemacht hatte.
    Scharf sagte sie: «Nun, worauf warten wir noch? Ich will weitergehen.»
    Dr. Levi nickte, winkte Avery, er solle führen, und ordnete sich hinter ihm ein, gefolgt von Hannah und Clary, während Sears den kleinen Zug beschloß. Joe dachte zum erstenmal seit vielen Tagen voller Erleichterung, daß er doch noch imstande war, den einen oder andern Draht zu ziehen. Es war zwar Hannah Bascombes Kreuzweg gewesen, doch die Entscheidung hatte er getroffen. Erst sehr viel später erkannte er, daß es für sie alle ein Kreuzweg gewesen war, für ihn selber nicht zuletzt.
    Fast sofort führte der Pfad bergauf, ein stetiger, sanfter Anstieg, der noch nicht beschwerlich war; gelegentlich kamen Wiesen mit hohem Gras, wo die Luft klar und kühl war. Sie hörten das Rieseln fließenden Wassers und stießen bald auf einen kleinen Bergbach, der durch ein felsiges Bett strömte. Der Weg führte nun durch ein Dickicht von duftenden Akazien, jungen Eichen und Weiden.
    Dann hörte der Pfad auf, und bald mußten sie sich mühsam den Weg durch das Bachbett suchen und von einem Stein zum andern springen, während die Steigung steiler wurde.
    An einigen Stellen hatten menschliche Hände Balken mit Querlatten versehen, so daß sie primitive Leitern über dem rauschenden, grünschwarzen Wasser bildeten; jedoch an den schwierigsten Stellen der Steigung boten sie dem Fuß wenig Halt. Sears beobachtete erstaunt die Behendigkeit und Eile, mit der Hannah Bascombe, von Dr. Levi gestützt, vorwärts drängte, und war überaus zufrieden, sie wieder im Bann ihrer fixen Idee zu wissen.
    Plötzlich hörte die Steigung auf, und sie erreichten ein Plateau mit weichem Gras und duftenden Blumen, eine schmale Lichtung, wie ein grüner Korridor, in dem nur der Bach leise murmelte.
    Dann erweiterte sich der Korridor allmählich zu einem Hain von fast jungfräulicher Natur. Er war still und grün, voll rauschenden Schweigens. Die Lichtung wurde von einer riesigen Eiche beherrscht die viele Jahrhunderte alt war und deren Äste sich wohl fünfzig Meter weit erstreckten. Steine und Felsbrocken waren aufgehäuft, zum Teil vom Zufall, zum andern Teil offensichtlich von Menschenhand, und bildeten etwas, was man für einen Thron halten konnte. In der Nähe eines kleineren Felshaufens lag ein frischer Erdhügel, an dessen einem Ende ein Stock aufgepflanzt war; den Stock krönte ein Stahlhelm.
    Auf seine Weise ebenso beherrschend wie die riesige Eiche war ein Teich mit dunklem Wasser, das aus dem Boden quoll und sich aus Felsspalten ergoß. Hier hatte der Bach, dem sie gefolgt waren, seinen Ursprung. I
    Der dicke Teppich von grünem Moos und totem Eichenlaub erstickte; den Klang ihrer Schritte, und die seltsame Atmosphäre des Ortes veranlaßte sie zum Schweigen. Dann hörten sie das Geräusch brechender, Zweige, den Hall von Stimmen und das Klirren von Metall gegen? Holz und Leder. Aus dem Unterholz am Südrand der Lichtung trat Ben-Isaak an der Spitze von zehn Burschen seines Alters, in Shorts, Kniestrümpfen, Khakihemden und Baretten. Sie waren mit Gewehren, Pistolen und Maschinenpistolen bewaffnet. Viele von ihnen trugen Handgranaten am Gürtel und Gepäck mit Zelten, Proviant, Schanzzeug und Munition, dazu den Stahlhelm vom britischen Typ. Sie alle wirkten der Haltung nach wie Soldaten und hatten den wachsamen, zuversichtlichen Blick erstklassiger Kämpfer.
    Ben-Isaak kam zu Hannah herüber, ihm zur Seite ein dunkler, schlaksiger Bursche mit breitem Mund, freundlichem Gesicht, vorzeitig ergrautem Haar und jenem Zug von Reife und Selbstvertrauen, der so! viele junge Israelis auszeichnet .
    Ben-Isaak lächelte Hannah zu und sagte: «Ihre Armee, Madam.»
    Dann stellte er seinen Begleiter vor: «Dies ist Hauptmann Schlomo Weinberg. Er hat den Beit-Hillel-Kibbuz während des Krieges gegen mehr als vierhundert Jordanier verteidigt. Aber jetzt ist die ganze Bewaffnung

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