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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Kosten für den Transport, geschweige denn all unsere eigenen Ausgaben in den Bergwerken und dann beim Einschmelzen.«
    »Wir müssen billiger verkaufen als das Kupfersyndikat«, erklärte Jakob offen. »Nur wenn sie alle schmerzhafte Verluste machen, stoßen die anderen ihre Anteile an den Gruben in Tirol endgültig ab.«
    »Und du Himmelhund willst dann das Weggeworfene einsammeln, nehme ich doch an.«
    »Ist das so schwer zu erraten?«, fragte Jakob und lachte. Thurzo verzog sein bärtiges Gesicht und zeigte die Zähne.
    »Wenn ich kein Ingenieur wäre, würde ich gern noch einmal beim Fuccero in die Lehre gehen«, meinte er anerkennend.
    »Dann will ich dir sogleich die nächste Lektion erteilen«, sagte Jakob noch vergnügter. »Da wir, wie du selbst erkannt hast, alle nichts mehr einnehmen und ich durch das Syndikat auch noch doppelt unter den schlechten Preisen für Kupfer leiden muss, bin ich direkt zu dir gekommen, um deinen Beitrag am Verlust persönlich bei dir einzufordern.«
    »Was soll das, Jakob Fugger?«, protestierte Johann Thurzo. »Ich habe doch bereits den gleichen Ausfall beim ungarischen Kupfer wie du. Jeder die Hälfte, um genau zu sein.«
    »Das ist wohl richtig«, sagte Jakob. »Doch du vergisst, dass wir, wenn alles gut geht, das Monopol für Kupfer haben werden und dann viel mehr verdienen als wir jetzt verlieren. Genau deswegen musst du dich auch zur Hälfte an dem Verlust beteiligen, den wir Fugger in Tirol durch das Syndikat zu tragen haben.«
    »Was habe ich damit zu tun? Was geht mich euer Kupfer in Tirol an?«
    »Thurzo«, mahnte Jakob nachsichtig. »Streng deinen Kopf an. Berechne die Gewichte wie bei deinen Wasserhebewerken, und schon wirst du erkennen, dass ich recht habe: Alles hängt miteinander zusammen. Und wenn der lange Hebelarm den kürzeren bewegen soll, muss er bei doppeltem Gewicht der Last auch einen anderen Weg zurücklegen. Und das verstehst du doch!«
    Thurzo kaute unglücklich auf seiner Unterlippe. Bei dieser Rechnung kam unter dem Strich stets nur ein Verlust für ihn heraus.
    »Du darfst bei großen Plänen für den Handel einfach nicht in kleinen Räumen oder kurzen Zeiten denken«, sagte Jakob versöhnlich. »Die Alten wussten das noch. Doch heutzutage verstehen viele Könige und Fürsten nicht mehr, dass sich durch Kriege weniger erzwingen lässt als durch ein gut geplantes Hebelwerk auf möglichst vielen Märkten. Märkte, mein lieber Johann, Märkte können sogar Verstand entwickeln und sich von selbst ohne jeden Eingriff regulieren.«
    »Na dann prosit, Meister Fugger«, schnaubte Johann Thurzo und trank seinen Becher Branntwein bis zur Neige leer. »Und trotzdem sagst du mir auch diesmal wieder nicht die Wahrheit. Ich denke nämlich, dass du weder an meinem Geld noch am Kupfersyndikat wirklich interessiert bist. Was du in Wahrheit kaufen willst, trägt eine Krone und nennt sich König Maximilian.«
    In den folgenden Tagen und Wochen bewies Jakob Fugger, wie weit er inzwischen alle seine Konkurrenten an Geschick und Einsicht in wirtschaftliche Zusammenhänge überragte. Jeder andere hätte sich vielleicht damit begnügt, den Dingen fortan ihren Lauf zu lassen. Aber Jakob dachte und handelte eher wie ein Schiffsherr. Er selbst war nie zur See gefahren. Alles, was er von Vasco da Gama, Kolumbus und den anderen wusste, ging auf die Abende zurück, die er mit Martin Behaim und Conrad Peutinger zugebracht hatte. Was er jetzt tat, widersprach allen kaufmännischen Grundsätzen. Er nutzte die geradlinige Zuverlässigkeit seines Bruders Ulrich und die alte Handelstradition der Märkte, um genau das herauszufordern, was jeder Kaufmann Tag und Nacht und mit aller Kraft vermeiden musste: Er steuerte das Unternehmen in den Bankrott, in die Insolvenz und in das größte Unglück, das einem geachteten und bisher höchst erfolgreichen Handelshaus widerfahren konnte.
    Nur einen Tag nachdem er Krakau verlassen hatte und in die Karpaten eingeritten war, wich er von der alten Bernsteinstraße ab und wählte den direkten Weg mitten durch die Berge nach Süden. Es war eine gefährliche, anstrengende Straße bis zum Donauknick in Ungarn. Wenn er Glück hatte, konnte er auf diese Weise in zwei weiteren Tagen Budapest erreichen …
    Noch von unterwegs schickte er Tassis-Reiter in alle Himmelsrichtungen. Sie trugen Anweisungen an die Leiter der verschiedenen Fuggerfaktoreien bei sich. Jeder von ihnen sollte alle verfügbare Ware zum schnellstmöglichen Zeitpunkt verkaufen, dafür

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