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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Kupfer beschaffen und sofort in Warenzügen nach Venedig schicken. Es war, als wolle Jakob Fugger die Kanäle der Lagunenstadt mit einem pausenlosen Strom des roten Metalls zuschütten. Gleichzeitig nahm er in Kauf, dass ihre Reserven an anderen Waren, Gold und Silber geopfert wurden.
    Als er die alte Römerstadt Aquincum am rechten Donauufer erreichte, ritt er sofort an den Ruinen des Amphitheaters vorbei bergauf bis zur Königsburg von Ofen. Die Fuggerfaktorei lag nur einen Steinwurf von der Residenz entfernt. Vom Kontor aus hatten die Beschäftigten, wenn sie nicht an ihren Pulten standen, einen wunderbaren Blick über die tief unter ihnen entlangströmende Donau mit ihren Inseln und über das weite, flache Land der Puszta dahinter. Es hieß, dass sie an klaren Tagen im Osten bis zu den hundert Meilen entfernten Karpaten blicken konnten.
    Als Jakob eintraf, lagen die Schriftstücke, die er von Krakau aus zusammen mit Johann Thurzo angefordert hatte, schon für ihn bereit.
    »Man wundert sich doch immer wieder, was man für Gold und Geld alles kaufen kann«, sagte der Leiter der Faktorei respektvoll und reichte Jakob eine Reihe von großen, eingerollten Urkunden mit bunten Bändern, Metallmedaillons und roten königlichen Siegeln.
    Jakob rollte die größte der Urkunden auf dem Mitteltisch der Faktorei aus. Er überflog den kalligrafisch sauber geschriebenen, mit vielen Floskeln versehenen Text der Urkunde. Dann spielte ein zufriedenes Lächeln um seine von der Sommerhitze ausgedörrten Lippen. Er nahm den Becher, den ihm der Leiter der ungarischen Faktorei hinhielt, zuckte ein wenig, als der schwere rote Wein die Risse an den Lippen benetzte, dann trank er, als hätte ihm ein Himmelsbote Nektar und Ambrosia zugleich gereicht.
    »Tokaier«, sagte sein Gastgeber und Angestellter. »Und mit diesen Urkunden können wir ab sofort in Ungarn handeln, wie es uns gefällt.«
    »Ihr müsst korrekt bleiben«, sagte Jakob und lächelte. »Wir können gar nichts hier, denn auf den Urkunden taucht nirgendwo der Name Fugger auf. Es ist Johann Thurzo, für den ich das Amt des Kammergrafen zu Kremnitz vom König der Magyaren teuer genug gepachtet habe. Damit ist der alte Saufkopf der Einzige, der bestätigen und zugleich verschweigen kann, wie viel Silber und Kupfer wir in Ungarn fördern.«
    »Und ich bin sicher, dass es nie genug sein wird, um die hohen Kosten des ungarischen Bergbaus auch nur annähernd zu decken«, meinte der Leiter der Fuggerfaktorei von Ofen mit ernster Miene. Jakob hob nur die Schultern und lächelte zufrieden.
    »Es ist mir gleichgültig, was hier darüber gedacht wird. Für mich zählt nur, was König Maximilian und seine Hofräte in Innsbruck über die Kupfermengen denken, unter denen das Syndikat jetzt leidet. Sie müssen glauben, dass es besser wäre, alles, was sie an Kupferbergwerken in Tirol verwalten, so schnell wie möglich loszuschlagen – sei es umsonst, sei es sogar in drei Teufels Namen mit Verlust.«
    Jakob kehrte auf direktem Weg nach Augsburg zurück. Er dachte nicht daran, den König zu schädigen. Solange er mit Maximilian Geschäfte machen konnte, war er für ihn wichtiger als sämtliche Verträge mit Angehörigen des Kupfersyndikats. Aber auch seine Gegner in Innsbruck ließen nicht locker. Immer deutlicher spürte Maximilian den Widerstand seiner eigenen Räte gegen seine freundschaftliche Verbindung zu Jakob Fugger. Er beklagte sich sogar bei ihm darüber, als er im Herbst wieder einmal nach Augsburg kam.
    »Kaum ein Tag vergeht, an dem sie mir nicht einreden wollen, wie schädlich es für die Geldkisten des Reiches ist, wenn wir Verträge miteinander machen«, sagte er. »Sie ärgern mich, Jakob. Sie wollen mich bevormunden, und sie hindern mich daran, wenn ich dir aus einer guten Laune heraus kleine Gnadenerweise zukommen lassen will.«
    »An welche Art von Milde denkt Ihr dabei, mein König?«
    Seufzend griff Maximilian nach dem großen Humpen, den ihm Jakob eigenhändig mit süßem ungarischem Wein gefüllt hatte. »Ich dachte daran, dass es nicht schlecht für dich wäre, wenn deine Wagen mit Waren nach Venedig nicht so viel Zoll an unseren Grenzen und an den Pässen im Gebirge zahlen müssten.«
    »Davon rede ich eigentlich schon seit Jahren«, meinte Jakob lächelnd. »Aber bisher war es eben so, dass Ihr mir über Eure Maut mit der einen Hand weggenommen habt, was ich Euch eigentlich in die andere legen wollte.«
    »Es sind halt ziemlich dumme Buben oben in den Bergen«,

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