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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Geschlecht zerstoßen und vernichten wollen.
    Bereits am nächsten Tag reiste er wieder nach Innsbruck. Weder er noch sie verloren irgendein Wort über die vergangene Nacht. Als er bereits auf seinem Pferd saß, sah er noch einmal über die Schulter zurück und entdeckte sie an einem der oberen Fenster.
    Es war sehr kalt auf der Straße nach Süden. Jakob wusste nicht, ob er sich über seine Gedanken ärgern oder belustigen sollte. Alles, was mit Sibylle, ihrer Familie und der Hochzeit zusammenhing, kam ihm im Nachhinein wie ein Geschäft vor, das er schließen musste, aber in dieser Form nie gewollt hatte. Aber er wollte auch nicht Tag und Nacht über all das nachdenken. Vielleicht, so dachte er, war es besser, wenn er mit sich selbst und Gott eine Art Vertrag schloss.
    Wie damals, als er zum ersten Mal auf die Münchner Frauenkirche zugeritten war, beobachtete er wieder die Ohren seines Pferdes. Aber diesmal stellte er den Zufall nicht mehr auf die Probe. Er vereinbarte stattdessen mit sich selbst und Gott als Zeugen, dass er sein Eheweib nobel und ohne jeden Vorwurf behandeln würde. Sie sollte ihm nur das darstellen, was er nach außen hin von ihr verlangen konnte – möglicherweise später einmal auch das, was ihm Recht und Gesetz zusprachen. Als Gegenleistung wollte er für sie sorgen, sie ausstatten und ihr das Leben zulassen, das ihr selbst gefiel.
    Zufrieden mit sich selbst und dieser Regelung, kam er in Mittenwald an. Hier wechselte er das Pferd und wartete, bis sich ein Schneegestöber wieder über den Berghängen verzogen hatte, sodass er weiterreiten konnte. An diesem Abend wurde es nichts mehr. Er übernachtete in einem Gasthof neben der Straße und schloss sich einer Gruppe weiterer Kaufleute an, die ebenfalls durch den Schnee aufgehalten worden war und am nächsten Tag weiter nach Innsbruck reiten wollte.
    Jakob erörterte mit den beiden Kaufleuten bis nach Innsbruck hinein jedes Für und Wider des Kupfersyndikats. Er hatte nicht die Absicht, sich wie Lukas Fugger vom Reh von Maximilian abspeisen zu lassen. Auch wenn die Mitglieder vorgaben, im Syndikat gemeinsame Interessen zu vertreten, musste Jakob aufpassen, dass sie sich nicht gegen ihn und das Haus Fugger wendeten.
    Auch in den nächsten Tagen hörte er in den Korridoren der Residenz, in der eigenen Faktorei und in den Gasthäusern der Stadt viele Andeutungen, die ihn warnten. Schließlich stand für ihn fest, dass Maximilian nur ihn mit dem Kupfersyndikat unter Druck setzen wollte.
    An diesem Abend ging er zum Essen in den »Ochsen«. »Dann werde ich den Spieß eben umdrehen und dafür sorgen, dass das Syndikat sich selbst zerstört!«, murmelte er unterwegs. Schließlich gab es noch einen anderen Grund, der ihn zu einem harten, unnachgiebigen Handeln zwang: Selbst wenn sie wollten, konnten er und seine Brüder Maximilian keinen weiteren Kredit mehr geben. Sie brauchten unbedingt neue Einnahmen, sei es durch eingetriebene Außenstände oder dadurch, dass sich die Gewinne wieder steigerten. Ohne Verbesserungen bei den Geldeingängen konnte die Gesellschaft die nächsten Monate nicht überstehen.
    In der letzten Märzwoche tauchte Conrad Peutinger in Innsbruck auf. Er war vom König wieder einmal an den Hof gerufen worden. Trotzdem ging er zuerst zu Jakob. Er trat direkt auf ihn zu, legte seine Hände auf die Schultern des Freundes.
    »Ich muss leider eine traurige Pflicht erfüllen und dir berichten, dass eure Mutter am dreiundzwanzigsten still eingeschlafen ist, Gott sei ihrer armen Seele gnädig. Sie hat den Vater fast auf den Tag genau um dreißig Jahre überlebt und war eine wunderbare Frau.«
    Die beiden Freunde sahen sich an. Dann nickte Jakob und lächelte fast schon verlegen.
    »Ich danke dir«, sagte er. »Geh du zum König, und lass mich hier ein wenig zur Besinnung kommen.«
    Sie trafen sich erneut, nachdem Maximilian mit Peutinger und anderen Räten höchst riskante Finanzierungspläne für die Eroberung der Schweiz, die Einkreisung des Frankenreiches und seine eigene Kaiserkrönung ausgearbeitet hatte.
    »Erschlag mich nicht für meine Ansicht«, seufzte Conrad, als sie am Abend im angenehm warmen Kaminzimmer der Fuggerfaktorei beisammensaßen. »Maximilian drängt darauf, der größte Herrscher des Kontinents zu werden. Er glaubt tatsächlich, dass er den Franzosenkönig wieder aus Italien herauszwingen kann, wenn er sich mit Spanien einlässt.«
    »Mich interessiert nur, wann und wie er seine Schulden bei uns zahlt«, murrte

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