Jakob der Reiche (German Edition)
meinte der König fröhlich. »Mit meinen Räten in der Hofburg lässt sich ja noch reden, aber die Zöllner verstehen einfach nicht, warum es Unterschiede zwischen Fuhren mit der gleichen Ladung gibt …«
»Vielleicht könnte ich auch dabei etwas behilflich sein«, schlug Jakob vor. »Ich denke, dass wir mit ein paar Gulden jeden Monat selbst bei Holzköpfen mehr Verständnis für die Dinge finden werden.«
»Und dann sind da noch die Pfaffen und Doktoren als die Übelsten von allen«, klagte Maximilian, nachdem er wieder einen tiefen Schluck vom Thurzo-Wein genommen hatte. »Sie vermehren sich wie Ungeziefer, haben auf den Universitäten in Leipzig, Padua und sonst wo diesen sogenannten Humanismus auswendig gelernt und rufen nicht mehr zu Ablasspfennigen, Kreuzzügen und Pilgerfahrten bis nach Rom auf, sondern verkehren alles Fromme in sein Gegenteil.«
»Ich weiß«, antwortete Jakob. »Ich kenne ebenfalls diese bösen, lästerlichen Gerüchte. In manchen Gasthäusern und bei meiner Konkurrenz heißt es bereits, dass wir mit den Pfennigen, die wir für den Ablass sammeln, Löcher in den königlichen Kassen stopfen.«
»Trifft das denn zu?«, fragte Maximilian und riss beinahe erschrocken seine Augen auf.
»Nun ja«, antwortete Jakob. Er spürte, dass Maximilian völlig unerwartet eine Art von Empfindlichkeit zum Ausdruck brachte, die er nie zuvor gezeigt hatte. Offensichtlich misshagten ihm die ständigen, neidisch gemunkelten Vorwürfe seiner Berater.
»Und was passiert mit dem ganzen Kupfer in Venedig?«, fragte er. »Was haben wir nun davon, wenn es keiner kaufen will, selbst wenn die Preise dafür bereits tief im Keller sind?«
»Man müsste den gesamten Kupferhandel und die Förderung des Erzes neu und völlig anders ordnen«, meinte Jakob sanft.
»Nun gut«, meinte Maximilian. »Vielleicht sollte ich mich auch an deinen Hüttenwerken in Kärnten beteiligen.«
»Ich glaube nicht, dass dies eine gute Idee ist«, antwortete Jakob, »denn wenn Ihr selbst Teilhaber in diesem Kupfergeschäft seid – würdet Ihr dann riskieren, an einen so unzuverlässigen und leichtsinnigen Partner wie den König und den Hof in Innsbruck Gelder zu verleihen?«
Maximilian starrte den Augsburger fassungslos an. Es war, als könne er sich nicht entscheiden, ob er die Unverschämtheit des jüngsten Fuggers strafen oder über die schlichte Wahrheit seiner mutigen Behauptung lachen sollte. Doch dann entschloss er sich, die ganze Sache von der fröhlichen Seite zu nehmen.
Er lachte laut, dann sagte er: »Du hast gewonnen. Ich billige neue Kaufverträge und Vereinbarungen mit den Schwazer Gewerken. Damit ist das Syndikat zwar tot, aber du bist Herr über das gesamte rötliche Metall in ganz Tirol. Nur eine kleine Frage bleibt noch offen.«
»Und die wäre?«
Maximilian hob die rechte Hand und rieb den Daumen mit dem Zeigefinger.
»Ihr meint, wie viel mir Eure Gunst und Zustimmung diesmal wert sind?«, fragte Jakob. Maximilian schob das Kinn vor, als wolle er nur verschmitzt lächeln. Aber seine Miene drückte schiere Habgier aus.
»Ich gebe Euch einen Vorschuss auf den Vertrag um fünfzigtausend Gulden.«
Maximilians kantiger Unterkiefer blieb noch immer vorgeschoben. Gleichzeitig schüttelte er den Kopf. »Hundert!«, forderte der König.
»Sechzig«, sagte Jakob.
»Nicht einen Gulden weniger als neunzigtausend!«
»Mein letztes Angebot ist siebzig«, konterte Jakob. Maximilian erkannte, dass er ausgereizt hatte. Er zog sein Kinn zurück, dann streckte er ruckartig beide Hände vor und ließ zu, dass Jakob Fugger einschlug.
»Gemacht!«, sagten beide gleichzeitig. Sie wussten, dass die Tiroler Landesherren, die Raitkammer und die Finanzberater ebenso aufheulen würden wie die Kaufherren des Syndikats, das in dieser Stunde wie eine Seifenblase zerplatzt war.
»Hast du gehört?«, fragte Conrad Peutinger beim Wein. »Jetzt hat die Tochter des Papstes auch noch einen Fürsten geheiratet.«
»Du meinst Lucrezia Borgia und Herzog Alfonso d’Este in Ferrara?«, fragte Jakob. Peutinger nickte, aber Jakob sah nichts Besonderes daran. Es gab bei ihnen keine größeren Handelsbeziehungen zu dem Herzogtum zwischen Bologna und Venedig.
»Wenn etwas dabei wichtig ist, werden sich Zink in Rom und Kohler in Venedig darum kümmern«, sagte Jakob. Seit dem unrühmlichen Ende des Syndikats waren sie beide noch enger befreundet. Jakob wusste nur zu gut, dass er ohne die Hilfe des rechtskundigen Stadtschreibers kaum vor Gericht
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