Jakob der Reiche (German Edition)
Staates kann nicht an einen Kaufmann gehen. Ihr dürft den Bogen auch nicht überspannen, Meister Jakob.«
»Drei Jahre Pacht von Rattenberg, und ich leihe Euch die Hälfte jener Summe, die Ihr für die Romfahrt braucht. Uneingeschränkte Ausbeute beim Erz für mich und bei Euch Tilgung von vorhandenen Schulden.«
»Das wird er niemals akzeptieren!«, sagte von Lichtenstein und stöhnte. »Ihr quetscht ihn aus wie eine Zitrone, Fugger. Und es kann sein, dass Euch Eure Härte noch sauer wird.«
»Entweder Rattenberg als Pfand – oder kein neues Geld für seine Majestät!«
Drei Wagen voll Gold
Nur wenige Tage später brachte ein Bote zwei Briefe – einen von Peutinger und einen vom königlichen Hof. Letzterer kam bei Tageslicht und enthielt nur einen Satz: »Hiermit wird der Kaufherr Jakob Fugger aus Augsburg vor den König auf den Reichstag zu Konstanz geladen.«
»Nun gut«, dachte Jakob, »wenn er es unbedingt so will, dann soll er es so haben!«
Bereits am nächsten Tag suchte er am Rindermarkt und im Haus am Rohr nach drei geeigneten, besonders stabilen Kastenwagen. Zusätzlich ließ er Leiterwagen bereitstellen und eine Kutsche für sich selbst, die nicht übermäßig reich verziert, aber mehrspännig zu fahren war. Für den Nachmittag bestellte er zwei der besten Schmiede ins Haus am Rohr, dazu den Hauptmann der Stadtwache von Augsburg, den Anführer der Tassis-Reiter, ein paar Fuhrknechte und junge Fischerburschen von den Ufern der Wertach und des Lechs, die bereits als Landsknechte in den Kriegszügen Maximilians Waffen getragen hatten. Alles in allem drängten sich noch vor Beginn des Abends fast hundert Mann im Innenhof des Hauses am Rohr zusammen. Als Jakob auf der Balkonbrüstung der inneren Galerie erschien, dauerte es einige Minuten, ehe Ruhe einkehrte. Erst nach und nach verstummten die lauten Stimmen.
»Hört zu!«, rief Jakob in den Hof hinunter. »Ich will einen Schatz aus Sankt Gallen in der Schweiz abholen. Wir wollen dort auf Kaufleute aus Marseille treffen, die über Lyon und Genf die kostbarsten von allen Gewürzen von den fernen Molukken heranschaffen. Und da ganz in der Nähe viel bewaffnetes Volk vom Reichstag in Konstanz herumstreift, brauche ich einen starken Geleitschutz.«
Er hatte lange überlegt, wie er seinen Geldtransport von Augsburg bis nach Konstanz tarnen könnte. Wenn der König ihn schon selbst zum Reichstag zitierte, dann wollte er dort auch so auftreten, wie es kein anderer außer ihm vermochte. Maximilian brauchte Geld. Er sollte es bekommen – aber nicht gesiegelt und verbrieft, sondern so glänzend und aus schieren Goldmünzen, dass die Kunde davon bis zu den äußersten Zipfeln Europas getragen werden würde. Gold für den deutschen Kaiser von Jakob Fugger dem Reichen und nicht von gottlosen Wilden jenseits der Ozeane!
Jakob wandte sich wieder an die Versammelten: »Ihr alle bekommt einen vollen Monatssold für jede Woche, die ihr mit mir unterwegs seid. Während der ganzen Fahrt hin und zurück wird kein Wein und kein Bier ausgeschenkt. Aber jedermann, der seinen Dienst zu meiner Zufriedenheit versieht, wird bei unserer Rückkehr hier in Augsburg ein Fass Wein als Dank erhalten.«
Jakob machte eine Pause und wartete, bis alle sein Angebot und seine Bedingungen verstanden hatten.
»Wir ziehen ohne Weibsvolk in Richtung Bodensee und biegen erst dann nach Sankt Gallen ab. Um euch und die Tiere an eine schwere Last zu gewöhnen, werden wir auf der Hinfahrt einige Skulpturen aus Stein aus dem Dom in Kisten verpacken und auf den Wagen mitnehmen. Die Standbilder sind ein Geschenk von mir an die aufrechten Eidgenossen.«
Unten im Hof kam erste verhaltene Zustimmung auf. Ein paar der Männer drängten sich vor.
»Keine Fragen, Leute«, rief Jakob Fugger. »Keine Raufereien oder Händel, aber Gehorsam ohne Widerspruch während des ganzen Zuges. Das sind meine Bedingungen. Wer dabei ist, muss mir darauf schwören, wer nicht, möge den Hof verlassen.«
Ein paar der jungen Männer ließen Jakob Fugger hochleben, andere steckten die Köpfe zusammen, um das Für und Wider des ungewöhnlichen Angebots zu bereden. Dann lösten sich aus der Menge einige der Älteren und schlichen mit gesenkten Köpfen aus dem Hof. Andere zogen einen jungen Burschen, der sich schreiend an einem Pfeiler festhielt, weil er doch dabei sein wollte, ebenfalls zur Seite. Zehn, zwanzig der Versammelten wollten oder konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht mitziehen. Zum Schluss blieben
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