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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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gegen neue Zugtiere ausgetauscht, dann bewegten sich die schweren Wagen mit ihren Begleitern so zügig voran, dass sie zum höchsten Sonnenstand die alte Reichsstadt am Bodensee erreichten.
    Jakob sah, dass seine Faktoren in dieser Gegend gut vorgearbeitet hatten. In Sichtweite der Stadtmauern standen bereits Knechte mit frischen Pferden bereit. Wagen und Reiter passierten die Schlagbäume, sofort wurde umgespannt und neu gesattelt.
    »Nur die Pferde!«, rief einer der Begleiter. »Wagen und Reiter sollen so staubig bleiben, wie sie sind.«
    Wie auf einen geheimen Befehl hin kamen Konstanzer Bürger aus den Häusern, als sich der Zug durch die Straßen der Stadt bewegte. Kinder machten den Anfang, dann Mägde und Bedienstete aus den Küchen, die nichts mehr zu tun hatten, weil an diesem Tag kaum jemand etwas aß. Obwohl es noch immer unerträglich heiß war, versammelten sich in Windeseile Hunderte von Menschen vor der großen Kirche inmitten der alten Stadt.
    Jetzt bogen auch die Reiter und Fuhrwerke auf den Platz vor dem Münster ein. Jakob dirigierte die drei schweren Transportwagen so, dass sie sich nebeneinander direkt vor den Stufen der Westfassade aufstellten. Dann ließ er seine Knechte und Reiter einen weiten Kreis bilden. Mit einem zweiten Kreis sicherten die Gewappneten die Wagen ab. Und dann warteten sie.
    Wieder legte sich eine heiße, schwere Stille über die Stadt. Es war, als würde mit der Hitze auch die Zeit in den engen Gassen stehen bleiben. Dennoch dauerte es nicht lange, bis sich vom Rhein her mit neuem Getöse ein anderer Zug ankündigte. Wie bei einem festlichen Mummenschanz quollen farbenprächtig gekleidete Männer und Frauen aus mehreren Seitengassen zugleich auf den Platz vor dem Münster. Sofort machten die gaffenden Zuschauer Platz.
    Alles schrie förmlich nach einem ganz besonderen Ereignis, nach einem Zeichen des Himmels, einem Wunder. Und dann erschien König Maximilian selbst mit seinem halben Hofstaat und mehr als einem Dutzend höchster Fürsten aus dem ganzen Reich vor den drei Wagen. Der Augsburger Handelsherr verließ das Podest vor dem Westeingang der Kirche und stieg auffällig langsam die Stufen herab, um dem König entgegenzugehen. Erst als er direkt vor ihm stand, nahm er sein Barett vom Kopf und sank in die Knie. Schon lange hatte Jakob nicht mehr vor Maximilian gekniet. Doch hier in Konstanz kam es nicht darauf an, was er für den Habsburger empfand, sondern was das Volk und die Fürsten sehen sollten.
    Maximilian begrüßte ihn freundlich und ging die Stufen hinauf. Paul von Lichtenstein warf ihm einen fragenden Blick zu, ebenso Conrad Peutinger. Jakob würdigte sie keines Blickes, sondern folgte mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel dem König. Als Maximilian die letzte Stufe erreicht hatte, drehte er sich um und benutzte die Gelegenheit zu einem Gruß an das Volk, das ihm eher aus Gewohnheit als aus besonderer Begeisterung mit Rufen und in die Luft geworfenen Mützen huldigte.
    »Und nun zu dir, Jakob Fugger«, begann Maximilian und wischte sich mit einem halb aufgeschnürten Hemdsärmel über sein von der Hitze gerötetes Gesicht. »Was bringst du, das mich erfreuen könnte?«
    »Öffnet die Kästen!«, rief Jakob mit lauter Stimme. Sofort eilten aus dem Halbkreis um die versammelten Edlen die Augsburger Fuhrleute und Wagenknechte herbei. Einige der Adligen wichen erschreckt zurück, wohl weil sie glaubten, dass sie von den entschlossen dreinblickenden Wachen angegriffen werden könnten. Die Männer aus Augsburg kümmerten sich nicht darum. Wie zuvor einstudiert, lösten sie die ledernen Planen an den Wagen und kletterten auf die Ladefläche. Auf ein Kommando ihres Hauptmanns klappten sie die Deckel der schweren hölzernen Kisten auf, und eine dreifache Sonne erstrahlte in der Mittagsstunde des Sommertages. Gold! Lauteres Gold!
    Auf jedem der drei Wagen befand sich ein hölzerner Kasten mit Goldmünzen. Das war der Augenblick, in dem Jakob von einem schönen Teil seines Reichtums Abschied nehmen musste. Das Volk und die Edlen direkt vor den Wagen reckten die Hälse. Diejenigen, die etwas höher standen oder aus den Fenstern der Häuser zuschauten, stießen erstaunte Rufe aus.
    »Achtzigtausend Gulden!«, rief Jakob so laut und deutlich, dass es alle hören konnten. »Sechsundzwanzigtausendsechshundertsechsundsechzig Gulden in jeder der drei Kisten. Nur in der dritten noch zwei Gulden mehr, damit die Summe, die ich Euch, mein König, für die Krönung zum

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