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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Lichtstrahl vom düsteren Himmel oder zumindest auf eine leuchtende Krönung. Stattdessen stand Maximilian nach einigen Gesängen auf und schritt in seinem kostbaren Krönungsmantel an den Kardinälen vorbei bis zum Altar. Ein paar Ministranten standen dabei, aber keiner der Fürsten des Reiches. Nach einer langen Pause, in der so gut wie nichts geschah, reichte ihm ein einfacher Priester ein Kissen mit einer Krone …«
    »Weiter! Weiter!«, drängte Jakob.
    »Er setzte sie auf«, sagte Hans Kohler. »Gleichzeitig erhob sich der Fürstbischof von Gurk, drehte sich zu den Zuschauern um und verkündete, dass König Maximilian beschlossen habe, von diesem Tag an den Titel ›Erwählter Römischer Kaiser‹ zu tragen.«
    Jakob schüttelte ungläubig den Kopf. »Und das war alles?«
    »Nicht ganz«, sagte Kohler. »Danach folgten noch ein paar Zeremonien und Beförderungen im Hofstaat. Das alles sollte wohl an frühere Kaiserkrönungen in Aachen erinnern. Dann wurden Posaunen geblasen. Ein Tedeum, die Glocken aller Kirchen von Trient und Fanfaren beschlossen die Feier. Die Kardinäle wollten noch am selben Tag wieder abreisen. Kardinal von Meckau muss in Rom berichten, dass nichts die Tradition beschädigt habe und der Papst noch immer die echte Krönung vornehmen könne, sofern …«
    Er stockte und blickte liegend mit einem Krug voll Warmbier in der Hand zu Jakob hinauf.
    »Sofern?«
    »Sofern Ihr wieder genügend Mittel habt, um den großen Zug nach Rom zu finanzieren.«
    »Erwählter Römischer Kaiser!«, stieß Jakob Fugger empört hervor. »So heißt er nun und damit Schluss! Ich kann und will ihm nicht mehr kaufen!«
    Maximilian dachte nicht im Traum an eine Umkehr. Erst mehrere Tage nach Hans Kohlers Bericht trafen neue Meldungen aus Trient ein. Der Winter hatte die Berge und den Brennerpass zu einem fast unüberwindlichen Hindernis gemacht. Ein mutiger Tassis-Bote brachte dennoch einen Brief des Tiroler Marschalls Paul von Lichtenstein.
    »Maximilian muss größenwahnsinnig geworden sein!«, stöhnte Jakob, als er den Brief gelesen hatte und mit Kohler zusammensaß, der sich inzwischen wieder gut erholt hatte.
    »Was schreibt sein Marschall?«
    »Bereits am Tag, nachdem er seinen neuen Titel verkündet hat, ließ Maximilian seine Landsknechte aufbrechen. Mehrere tausend ziehen gegen San Marco. Er hat keine zusätzlichen Waffen beschafft, sondern beschenkt seine Getreuen und deren Frauen mit Stoffen und Pelzen, die er überall auf Rechnung des Hauses Fugger kauft …«
    Jakob konnte sich noch nicht einmal mehr ärgern. Zu groß und unverschämt war die Gegenleistung, die der Habsburger inzwischen für den Grafentitel forderte.
    »Auf meine Rechnung!«, wiederholte er fassungslos.
    »Ich wünschte, ich wäre in Venedig«, sagte Kohler. »Ich fühle mich sehr unwohl bei dem Gedanken daran, dass marodierende Landsknechte auf Venedig marschieren.«
    »Sie sollten vermutlich nicht nach Osten zur Adriaküste abbiegen, sondern über Verona, Bologna und den Apennin nach Rom ziehen«, sagte Jakob nachdenklich. »Aber du hast recht. Lichtenstein schreibt, dass sie dem Löwen von San Marco bereits eine Tatze abgeschlagen haben, nachdem Truppen aus Venedig unser Fuggerau überfallen und die frisch gegossenen Geschützrohre mitgenommen haben. Das heißt auch, dass unsere Kaiserlichen jetzt in den Weinbergen südlich der Alpen kämpfen, brandschatzen und rauben, weil sie mit leeren Geldkisten nicht überleben können.«
    »Mit leeren Geldkisten?«, fragte Kohler. Jakob Fugger spürte plötzlich, wie sein Mund trocken wurde. Es war, als würde er erst jetzt begreifen, was er gerade gesagt hatte.
    Asolo! Wenn die hungrigen deutschen Landsknechtshaufen von Trient aus in Richtung Venedig über die Dörfer zogen, dann kamen sie raubend und mordend auch nach Asolo …
    »Mit leeren Geldkisten?«, wiederholte Hans Kohler. Jakob fühlte sich so elend wie schon lange nicht mehr. Er reichte dem Faktor von Venedig das Schreiben des Tiroler Marschalls.
    »Sieh dir die Zeile zehn an. Dort schreibt der Lichtenstein, dass er nur noch hundert Dukaten für den Sold der Mecklenburger Panzerreiter hat. Hundert Dukaten, Hans! Für Panzerreiter und ein ganzes Heer! Wenn Maximilians Landsknechte in Venetien auf die Franzosen treffen, reicht eine Handvoll Silber, und sie wechseln in Scharen auf die andere Seite!«
    »Also doch Fuggergeld für einen sinnlosen Feldzug?«
    »Zahlen wir nicht, dann verliert Maximilian einen Krieg – aber wir im

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