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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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selben Atemzug alles, was wir in Jahrzehnten mühsam aufgebaut haben.«
    »Und wenn die Gesellschaft ihm heimlich Geld zukommen lässt?«, fragte Kohler. »So heimlich, dass die anderen unruhig werden?
    Und plötzlich lachte Jakob wieder. »Dann müssen sie nachziehen, die Gossembrots ebenso wie die Voehlins und Herwarths, Rehlinger, Welser und Baumgartner. Keines unserer Handelshäuser kann sich dann aus der Allianz für den Kaiser heraushalten – selbst wenn die Kriegsanleihe das letzte Darlehen für diesen Herrn sein sollte!«
    »Hast du genügend Guldiner?«
    »Nein!«, sagte Jakob wahrheitsgemäß. »Deshalb muss die Münze in Hall jetzt Tag und Nacht prägen. Wir brauchen jede Menge Silber, frische Truppen für den Kaiser, neue Kanonen und Zaumzeug für die Pferde. Ich möchte, dass du Hans Suiter in Innsbruck über alles unterrichtest und dann selbst so schnell wie möglich nach Venedig zurückkehrst. Nimm unsere stärksten Knechte, Männer aus den Schmieden, Zimmerleute und Fischer von Lech und Wertach und alles Geld mit, das wir noch haben. Am besten ist, wenn du es direkt den Anführern der kleinen Haufen gibst. Ich sorge hier für Nachschub von Reichsständen und vom Schwäbischen Bund und reise ebenfalls dorthin, sobald ich hier abkömmlich sein werde.«
    Der Kaiser schätzte keinen Feldzug, bei dem die Männer hauptsächlich Jagd auf Hühner, Schweine oder ein paar Säcke Mehl machen mussten. Bereits nach der Prozession von Trient hatten viele deutsche Adlige ihre Knechte wieder zurückgeholt, und als der Frühling kam, konnte Maximilian nur noch über Reste seines weit im Land verstreuten Heeres befehligen.
    Nach und nach trafen kleine Münzkisten und Geldkatzen aus Hall bei den versprengten Haufen des deutschen Heeres in Italien ein. Trotzdem zog sich Maximilian mit seinem engsten Hofstaat durch das Etschtal nach Norden zurück. Da seine Kassen leer waren, musste er an manchen Orten sogar Pferde, eigenen Schmuck oder Waffen als Pfand zurücklassen. Gleichzeitig forderten verschiedene Kaufleute neue Sicherheiten vom Kaiser. Sie verlangten Landbesitz und sogar Grafschaften. Während noch immer kaiserliche Söldner führungslos in Italien herumzogen, brach die Innsbrucker Verwaltung im Durcheinander der Schuldbriefe und Darlehensverträge fast zusammen.
    »Gott helfe Deutschland!«, schrieb Lichtenstein an Jakob. »Ich weiß wahrlich nicht mehr weiter!«
    Schließlich kam es doch noch zu einem Ende des von vornherein unglücklichen Feldzuges. Kohler war längst wieder in Venedig. Er hatte Briefe von Jakob Fugger an den Dogen Loredan und an den Rat der Zehn mitgenommen. Am 6. Juli 1508 schlossen Abgesandte des »Erwählten Römischen Kaisers« und der Serenissima im kleinen Ort Santa Maria di Grazia einen Waffenstillstandsvertrag.
    Als Jakob davon hörte, saß er gerade im Haus Conrad Peutingers. Einer der Welser war inzwischen Peutingers Schwiegersohn geworden. Jakob interessierte sich für ihn, da er sich gegen den Handel mit afrikanischen Sklaven für Amerika ausgesprochen hatte, aus dem seine Familie sündhafte Gewinne erzielte.
    »Was er auch macht, dieser erwählte Kaiser – er macht es falsch!«, stieß Jakob schon fast zornig hervor. »Wie konnte er derartig überhastet Frieden mit Venedig schließen, das Seine Majestät nach wie vor nicht anerkennt und sogar verspottet?«
    »Es ist nur ein Waffenstillstand auf drei Jahre«, warf der junge Welser ein. »Ein sehr windiger Vertrag wie viele andere in diesen wirren Zeiten südlich der Alpen.«
    »Ich sehe eine ganz andere Entwicklung voraus«, sagte Jakob besorgt. »Der Franzosenkönig wird sich durch die Einigung mit Maximilian von Venedig hintergangen fühlen. Und so, wie ich die streitenden Parteien einschätze, werden sich Frankreich und das Reich in ihrem Groll gegen die Republik von San Marco annähern …«
    »… was auch den Absichten des Papstes entsprechen dürfte«, vollendete Peutinger. »Er hat nie die Auseinandersetzung vergessen, in der er dem Gesandten der Serenissima zurief: ›Ich werde das großspurige Venedig wieder zu einem Fischerdorf machen‹ – worauf ihn dieser mit der Drohung beleidigte: ›Und wir, Heiliger Vater, werden Euch wieder zu einem kleinen Priester machen, wenn Ihr unsere Ansprüche auf dem italienischen Festland nicht anerkennt.‹«
    »Eines würde mich aber doch interessieren«, sagte der junge Welser und blickte Jakob direkt an. »Habt Ihr etwas mit dem Vertrag zu tun? Venedig hätte doch noch

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