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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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Morgen einigen Abgesandten aus Köln entgegengeschickt worden.
    Obwohl Köln gerade erst aus der Hanse entlassen worden war, blieben die Kaufleute vom Rhein wichtige Geschäftspartner des Hauses Fugger. Es hieß, dass der Burgunder sie nicht nur bedrohte, sondern bereits das rheinabwärts gelegene Neuss belagere. Da konnte es sehr sinnvoll sein, vor allen anderen zu erfahren, wie sich die fernen Märkte entwickelten. Ulrichs Blick streifte nur kurz die kichernden Schwestern. Er sah zu Jakob auf seinem Schemel hinauf und blickte dann fragend auf die Mutter. Diese lächelte, machte eine beschwichtigende Handbewegung und setzte sich auf die Ofenbank. Von draußen drang immer mehr Lärm in die große Stube.
    »Man sollte dem Jakob nicht so viel durchgehen lassen«, raunte Ulrich der Mutter zu. »Er ist kein Bub mehr. Und seine Erziehung bei den Klerikern kostet uns Jahr für Jahr gutes Geld.«
    »Und bringt uns vier Silberne als Pfründe ein«, wehrte die Mutter ab.
    »So viel, wie ein einziger Hut für den Kaiser kostet.«
    »Versündige dich nicht an Jakob«, entgegnete die Mutter, »schreib lieber rechtzeitig auf, was wir ausgeben können, falls wir nach tausend Kopfbedeckungen oder auch mehr gefragt werden.«
    Ulrich legte die Stirn in Falten. »Wie meinst du das?«
    »Sieh aus dem Fenster«, antwortete die Mutter. »Und betrachte die Kaiserlichen einmal mit den Augen deiner Schwestern oder wie die Gläubiger überall in der Stadt.«
    Ulrich blickte sich kurz um. Am Fenster der Schwestern war kein Platz mehr. »Komm hierher!«, rief Jakob und trat etwas auf seinem Schemel zur Seite. Im selben Augenblick tauchte ihr Vetter Lukas auf. Er war nur wenig älter als Jakob. Als er sah, wie voll die gute Stube seines Vaters war, streckte er allen die Zunge heraus und verschwand wieder. Nur Jakob und die Mutter hatten es gesehen. Ulrich zögerte noch einmal, dann stieg er neben Jakob auf den Schemel. Er wollte sich festhalten und legte seinen Arm um Jakob, doch der wehrte ihn augenblicklich ab.
    »Nicht! Lass das!«
    Ulrich war viel zu verdutzt, um gegen den Ton des achtzehn Jahre Jüngeren zu protestieren. Sie mussten beide aufpassen, dass sie nicht den Halt unter dem hohen Fenster verloren. Ulrich schnaubte kurz, dann wandten sie sich beide dem Treiben auf der Straße zu.
    Die Menge am Straßenrand wogte immer ungeduldiger mal zur einen, mal zur anderen Seite. Einige der Männer hatten sich bereits auf den Boden gekauert, als plötzlich Schüsse von den Türmen der Stadtmauer ertönten. Sie waren noch nicht verklungen, als auch schon die Glocken des Doms damit begannen, tiefe Akkorde über die Stadt zu rollen. Augenblicklich füllten sich die an einigen Stellen bereits gelichteten Reihen am Straßenrand.
    »Sie kommen, Marie, sie kommen!«, rief die Blonde im Erkerfenster, schlang die Arme um ihre Schwestern und beugte sich weit aus dem Fenster hinaus.
    Jetzt näherte sich der dumpfe Klang von Pauken, vermischt mit den hohen Klängen der Zinken und Trompeten. Durch das Rote Tor in der Stadtmauer hinter Sankt Ulrich und Afra strömte ein langer Zug von Reitern. Zunächst kamen die Stadtpauker und Trompeter. Die Schar lärmender Augsburger Patriziersöhne war eine bekannte Erscheinung. Sie wurden fröhlich begrüßt. Als aber nicht mehr das Banner der Stadt und die eigenen Fahnen und Standarten zum Tor hereinschwenkten, ließ der Jubel sofort nach. Die Schönen im Erkerfenster und ihre Brüder am Fensterchen schräg über ihnen schärften ihre Blicke, als sie erkannten, dass die Menge am unteren Teil der Straße ehrerbietig die Mützen abnahm. Jakob sah den Kaiser als Erster.
    »Da ist er!«, rief er, obwohl er sich vorgenommen hatte, nicht so aufgeregt zu sein wie die Schwestern. Der römische König und deutsche Kaiser Friedrich  III . ritt auf einem schweren, nicht sonderlich wertvollen Ross. Der Mittfünfziger hatte mürrisch die Unterlippe vorgeschoben und atmete mit offenem Mund. Nichts an ihm ließ erkennen, dass er froh darüber war – wenn alles nach seinen Plänen verlief –, das reiche Herzogtum Burgund als Mitgift für seinen vierzehnjährigen Sohn Maximilian zu erhalten. Der bartlose Kaiser trug einen zugespitzten Hut mit weißen Reiherfedern, dazu einen stumpf glänzenden Brustharnisch über einem roten Wams, lederne Beinkleider, die neu wohl recht hübsch gewesen sein mochten, aber durch Regen und die Strapazen der Reise feuchtfleckig geworden waren. Weite, zu schwere Reiterstiefel schlossen unter den

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