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Jakob der Reiche (German Edition)

Jakob der Reiche (German Edition)

Titel: Jakob der Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R.P. Mielke
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schon war. Als der Ball am Fries einer Säule abprallte, fing Jakob ihn mit einem schnellen Sprung ab.
    Für einen Augenblick standen sich die beiden Jungen abschätzend gegenüber. Diesmal kicherten die Mädchen nicht. Sie verfolgten gespannt die Begegnung zwischen dem Sohn des Kaisers und dem Jüngsten der Fugger.
    »Zieht das nicht auf deinem Kopf?«, fragte Maximilian spöttisch und deutete auf die Tonsur. Jakob zögerte nicht einen Augenblick mit seiner Antwort. Hätte der junge Erzherzog ihn nach seinem Ball gefragt, irgendeinen herablassenden Gruß gemurmelt oder ihn einfach nur schweigend und hochnäsig angesehen, hätte der jüngste Fugger den Kopf geneigt, wie es sich geziemte. So aber empfand er die Frage des jungen Habsburgers als eine der üblichen Neckereien, wie sie auch unter den Ministranten und Schülern im Stift Herrieden üblich waren.
    »Nein, Euer Ehren, es zieht nicht, sondern schiebt ganz gewaltig«, antwortete er grinsend. Maximilian war so verdutzt, dass er Jakob nur anstarren konnte. Ein oder zwei Jahre später hätte er hart reagieren müssen. So aber platzte er einfach los und lachte.
    »Nicht schlecht, nicht schlecht«, schnaubte er vergnügt. »Das merke ich mir für unsere Kleriker in Wien und Innsbruck. Die Herrschaften glauben ohnehin, dass nur sie als Geweihte Zugang zu höherer Erkenntnis haben.«
    Jakob nahm den Ball hoch und warf ihn Maximilian zu. Sie standen sich im Innenhof zwischen den Säulen gegenüber. Maximilian musste zur Seite springen, um den Ball zu erreichen. Er warf ihn sofort wieder zurück. Diesmal sprang Jakob hoch.
    »Den nächsten fängst du nicht!«
    »Versuch es!«
    Jakob warf scharf in die Ecke zwischen den Beinen des Prinzen und der linken Säule. Zu seiner Überraschung ließ Maximilian sich fallen, erreichte den Ball mit seinen Fingerspitzen und fing ihn beim Nachgreifen ein.
    Jetzt wussten beide, worum es ging. Sie prüften einander gegenseitig mit immer geschickteren und schärferen Würfen. Und dann klatschten auch die Mädchen Beifall und jubelten. Als die Jungen bemerkten, dass sie sich nicht mehr miteinander maßen, sondern bereits ein Schauspiel für die Zuschauerinnen abgaben, hörte Jakob auf.
    »Willst du noch?«, rief er schnell atmend Maximilian zu.
    Der Prinz schüttelte den Kopf. »Nicht hier vor Publikum. Wenn wir uns wirklich in aller Ritterlichkeit wie bei einem Turnier messen würden, bräuchten wir dafür die Wiesen, wie ich sie gestern unten an der Wertach gesehen habe. Aber ich darf die Stadt ohne meine Trabanten leider nicht verlassen.«
    »Wir könnten zu unserem Haus gehen«, schlug Jakob vor. »Dort gibt es auch einen Hof. Wenn du willst, zeige ich dir auch meine Bücher. Ich habe Handschriften von Mönchen, sogar bunt gedruckte.«
    »Ja, die kenne ich auch. Wir haben Bibeln von Johann Gensfleisch vom Frankfurter Judenberg.«
    »Und ich habe einen Kalender, der nicht nur koloriert, sondern gleich farbig gedruckt ist.«
    »Das will ich sehen!«, rief Maximilian begeistert. Er drehte sich um, ging schnell zu den Herren, die schon die ganze Zeit am Rand des Hofes zugesehen hatten, und sagte ihnen, was er beabsichtigte. Sie wollten protestieren, aber Maximilian beschwichtigte sie mit einer kurzen Handbewegung. Dann kehrte er zu Jakob Fugger zurück. Gemeinsam verließen sie das Haus am Weinberg. Bewaffnete Trabanten und Diener schlossen sich den beiden Jungen an.
    Jakob nahm Maximilian direkt in die Stube mit, in der er seine Schätze aufbewahrte. Die anderen mussten draußen bleiben. Er nahm den Augsburger Kalender aus einem lederbeschlagenen Holzkasten und legte ihn auf einen großen Tisch zwischen den beiden Fenstern des kleinen Raumes im oberen Stockwerk.
    »Für jede Seite und jede Farbe werden einzelne Holzstöcke geschnitzt«, erklärte er dem Sohn des Kaisers. »Dadurch können vollkommen gleiche Kopien gedruckt werden – ganz anders als bei den Büchern, bei denen es davon abhängt, wie geschickt sich irgendein Mönch anstellt, wenn er Bilder oder Initialen malen muss.«
    Maximilian nickte nachdenklich. »Dann bräuchte man eigentlich keine Skriptorien mehr und könnte auch die bunten Bücher genauso prägen wie Münzen, die mit dem Stempel eine wie die andere aus Metall geschlagen werden.«
    »Ja, wenn der Drucker und der Münzmeister ehrliche Leute sind«, sagte Jakob und grinste.
    »Niemand merkt, wenn das Münzmetall gut gefälscht oder zu knapp gehackt wird«, sagte Maximilian. »Aber wenn ein paar Buchstaben, Bilder

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