Jakob der Reiche (German Edition)
kleines Stückchen Pergament bezahlen würde …«
»Für ihre Hochzeitsurkunde?«
»Ich glaube, schon für einen kleinen Brief … eine Zustimmung von Maximilian oder Friedrich … nur für ein Stück Papier.«
Er öffnete die Augen, blinzelte und grinste Jakob an. Der aber seufzte nur.
»Was nützt denn eine derartige Fälschung? Kunigunde darf nicht nach Bayern reisen. Irgendjemand müsste also in Österreich eine Hochzeitsfeier ausrichten, mit einem Bischof, der sie traut, mit noblen Geladenen und einem angemessenen Fest.«
»Genau das ist es«, sagte Conrad. »Sie müssten sozusagen wie zufällig zusammenkommen und dann so schnell und unvermutet heiraten, dass selbst ein weit hallendes Nein mit Tassis-Reitern vom kaiserlichen Hof in Wien zu spät käme. Erst einmal geschlossen, ließe sich die Ehe nicht mehr auflösen, und Albrecht könnte Kunigunde als sein Weib ungehindert nach Bayern heimführen.«
»Und wer sollte der Fürst sein, in dessen Land etwas derart Ungeheuerliches geschieht und der nicht aus Respekt und Untertänigkeit vor Kaiser Friedrich und König Maximilian zurückschreckt?«
»Ist das so schwierig?«, fragte Conrad und feixte über das ganze Gesicht. »Es gibt nicht allzu viele Landesherren, die skrupellos und selbstständig genug für ein derartiges Unternehmen sind …«
Jakob hob die Brauen, dann lachten beide laut und schallend.
»Erzherzog Sigismund!«, stöhnte Jakob, als sie sich endlich beruhigten. »Darauf hätte ich selbst kommen können!«
Eher beiläufig erwähnte Jakob einige Tage später gegenüber dem Finanzverwalter des Tiroler Landesherrn, dass er sich gern einmal die andere Innsbrucker Residenz der Habsburger ansehen würde.
»Mich interessieren die Gemächer, in denen Maximilians Schwester Kunigunde schon einmal gewohnt hat, als es für sie und ihre Hofdamen in Wien zu gefährlich wurde«, sagte er.
»Willst du das Haus etwa für eure Faktorei erwerben?«, fragte der Obristhauptmann und lachte.
»Dafür ist es wahrscheinlich zu verkommen«, gab Jakob anzüglich zurück. »Aber vielleicht zwingt mich ja meine Großmut, einige Räume als Geschenk zu renovieren …«
»Was hast du vor?«, fragte vom Ross misstrauisch.
»Ich meine nur, dass die leer stehenden Gemächer vielleicht neue Teppiche aus Flandern und ein paar Wandverkleidungen aus Seide oder anderen edlen Stoffen aus Venedig vertragen könnten.«
»Wären solche Ausgaben nicht für den Palast von Sigismund besser angelegt?«
»Der ist nur Erzherzog von Tirol, Maximilian aber wird irgendwann Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.«
»Ist das der wahre Grund für dein Interesse?«, fragte vom Ross skeptisch.
»Er gehört dazu«, antwortete Jakob ausweichend. Die beiden Männer gingen allein vom Stadtschloss Sigismunds zum großen Haus des Kaisers. Dort angekommen, begegneten sie nur ein paar alten Dienern, die wortlos Türen für sie öffneten und hinter ihnen wieder zusperrten.
»Das sieht, beim Allmächtigen, nicht gerade königlich aus«, meinte Jakob, während sie einen Raum nach dem anderen durchschritten, jeder mit düsterer Ausstattung, knarrenden Dielen und verstaubten Vorhängen. Schließlich blieb er an einem Erkerfenster stehen.
»Wie viele Räume wären das Mindeste für einen Besuch der Erzherzogin in Innsbruck, wenn sie nicht länger als eine Woche bliebe?«
»Ich wüsste nicht, dass sie Derartiges vorhat«, antwortete vom Ross. »Natürlich ist es in Wien gegenwärtig nicht angenehm angesichts der Bedrohung durch den ungarischen König. Aber – um auf deine Frage einzugehen – als sie das letzte Mal in Innsbruck war, wurde sie von achtundzwanzig Hofdamen begleitet. Allein für sie waren achtzehn große Wagen für ihren Haushalt und ihr Gepäck erforderlich.«
»Um Gottes willen, nur das nicht!«, wehrte Jakob sofort ab. »Ich meine keinen großen Umzug wie damals bis nach Graz. Nein, meine Frage zielte darauf ab, wie viele Räume nötig wären, wenn sie … ohne großen Hofstaat hier übernachten würde.«
»Willst du sie etwa entführen?«, fragte der Obristhauptmann lachend. »Wozu und welcher deiner Pläne steckt wieder einmal dahinter?«
»Nehmen wir an, dass sie sich heimlich mit einem Anbeter zu treffen wünscht und dass von diesem Treffen weder ihr Bruder noch ihr Vater etwas erfahren dürften. Wie viele Räume wären für eine derartige heimliche Begegnung nötig?«
»Nicht mehr als diese obere Etage«, antwortete vom Ross nach kurzer
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